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Gutes Miteinander

Gemeinde Planegg zieht Bilanz in Arbeit mit Flüchtlingen

"Ein Kümmerer im besten Sinn, ein Vermittler zwischen Flüchtlingen, Verwaltung, Helferkreis, Technik und Nachbarn": Asyl-Koordinator Mohamed Chadid (mit Bürgermeister Heinrich Hofmann) bringt die verschiedenen Interessen wunderbar unter einen Hut. (Bild: us/archiv)

Gerade mal sechs Monate ist der „Kümmerer“ für die Planegger Flüchtlinge, Mohamed Chadid, im Amt. Schon jetzt kann die Gemeinde eine positive Bilanz ziehen. Der 49-jährige Chadid kam selbst erst vor 16 Jahren aus Marokko nach Deutschland, spricht mehrere Sprachen, darunter Französisch, Berberisch, Spanisch und Arabisch und kennt die Schwierigkeiten gut, die sich vor einem auftürmen, wenn man ganz neu in einem fremden Land ist.

Vermitteln, Ansprechpartner für Flüchtlingen und Gemeinde sein, Ängste abbauen, Alltag erleichtern – das hatte er sich vorgenommen. Bisher sei ihm dies hervorragend gelungen, lobt Bürgermeister Heinrich Hofmann. Es gebe keine Beschwerden von den Nachbarn, die Akzeptanz sei sehr gut und die Zusammenarbeit zwischen Chadid und den verschiedenen Gruppen im Helferkreis klappe prima. „Für jede Frage finde ich eine Antwort oder versuche es zumindest“, bestätigt Chadid.

Arbeitsvermittlungsprogramm der Gemeinde

Momentan leben 118 Asylbewerber in den beiden Unterkünften auf Gemeindegebiet. In der Fürstenrieder Straße sind ausschließlich junge Männer untergekommen. 48 Asylbewerber, darunter Familien mit insgesamt 14 Kindern, leben in der Martinsrieder Bunsenstraße. Rund die Hälfte aller Asylbewerber geht einer Arbeit nach. „Die meisten finden Jobs in Reinigungsfirmen oder in Küchen. Ein Iraker hat es als IT-Experte bis nach Hallbergmoos geschafft und pendelt täglich“, so Chadid.

Dank der Initiative Hofmanns für ein gemeindliches  Arbeitsvermittlungsprogramm sind zwei Stellen als Gartenarbeiter und eine als Büchereimitarbeiter vermittelt worden. „Die Anforderungen für einen Job sind meist gute Deutschkenntnisse, und die Leute müssen seit drei Monaten hier sein“, so Chadid. Doch an den Sprachkenntnissen hapert es zumeist. „Deutsch ist schwer und wer keine Vorkenntnisse hat und wessen Muttersprache so ganz anders ist als Deutsch, der tut sich einfach schwer.“

„Gold wert für Alltagsgeschichten!“

Leute aus so genannten sicheren Asylländern mit hohen Bleibechancen bekommen sofort einen Platz in einem Integrationskurs, wo neben Deutsch auch Recht oder Interkulturelles und Staatsbürgerkundliches gelehrt wird. „Aus diesen Ländern sind 27 Menschen bei uns, nämlich zehn aus Somalia, vier aus Eritrea, neun aus dem Irak und vier aus Syrien“, ergänzt Rathaussprecherin Bärbel Zeller. Bei allen anderen Flüchtlingen sei die Frage des Bleibenkönnens leider ungewiss. „Da wissen wir alle nicht, wie es für sie weitergehen wird.“ Ein Pakistani ohne Aussicht auf ein Bleiberecht kehrte schon in seine Heimat zurück. Zwei weitere Personen erhielten inzwischen ihren Abschiebungsbescheid. Vier Flüchtlinge sind übrigens schon anerkannt, davon wohnen noch drei in der Unterkunft.

Egal, ob allein oder mit Familie, ob anerkannt oder mit ungewisser Zukunft – „ich helfe, wo es geht“, versichert Chadid. Hauptziel bleibe die Anerkennung als Flüchtlinge. Davor stehe das Interview beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. „Darauf arbeiten alle hin und ich unterstütze sie dabei. Wer zum Interview fährt, muss genau sagen können, durch welche Städte und Stationen seine Flucht verlief, warum er ausgerechnet in Deutschland leben will und warum es für ihn nicht zurück nach Hause gehen kann. Ich bereite sie, so gut es geht, auf die Interviews vor.“

„Mohamed Chadid ist Gold wert für Alltagsgeschichten!“, kommentiert Zeller. Das gute Miteinander im Ort zwischen Flüchtlingen und Gemeinde sei zum großen Teil Chadids Verdienst, meint sie. „Noch vor Monaten hat man auf der Straße genau erkannt, wer im Ort Flüchtling ist. Heute ist das nicht mehr so ohne weiteres auszumachen. Jeder hat ein Ziel und eilt darauf zu. Die Leute sind ehrlich integriert.“


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