Gesucht: günstiger Wohnraum
Gemeinde Planegg mit ungewöhnlicher Bürgerbeteiligung zur Standortsuche
Zu einer ungewöhnlichen Form der Bürgerbeteiligung luden die Planegger Gemeindeverwaltung und der Gemeinderat Bürger ins Kupferhaus ein. Gesucht waren dauerhafte Standorte und Baugrundstücke für bezahlbaren Wohnraum sowie Flächen, die sich für eine temporäre Nutzung durch Flüchtlingsunterkünfte eignen würden. Davon sollen sowohl Planegger Familien und Bürger wie auch Flüchtlinge und Wohnungslose profitieren.
„Ähnlich wie damals in Martinsried bei der Ortsmittenplanung möchten wir mit den Bürgern ins Gespräch kommen“, erklärte dazu im Vorfeld Rathaussprecherin Bärbel Zeller. „An einzelnen Ständen werden Grundstücke vorgestellt. Vier Flächen, auf denen eine dauerhafte Wohnbebauung entstehen könnte und vier Flächen, die im Bedarfsfall als Asylstandorte in Betracht kommen. An den Ständen können die Bürger mit Gemeinderäten und Verwaltung diskutieren, das Für und Wider abwägen und ihr Votum abgeben. Außerdem haben sie die Möglichkeit, an einem separaten Stand „Ideenforum“ eigene Ideen einzubringen."
Interaktive Bürgerbeteiligung
Schon in den Wochen davor hatten sich Verwaltung und Gemeinderäte viele Gedanken um die Präsentation gemacht. Ganz neu war ein Luftbild mit gelb unterlegten Gemeindeflächen, „damit man wirklich eine Vorstellung hat, worüber die Gemeinde verfügen könnte, auch wenn bei Weitem nicht alles zur Bebauung geeignet ist“, so Stefan Schaudig, Geschäftsleiter der Gemeinde.
Bürgermeister Heinrich Hofmann betonte, wie groß die Herausforderung sei, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Seine Hoffnung an den Abend sei, dass die Meinungen und Wünsche der Bürger eine klare Ansage für die weiteren Entscheidungen im Gemeinderat geben. „Meine Bitte an Sie: Helfen Sie uns bei der Suche nach geeigneten Flächen! Diskutieren Sie mit uns!“, wandte er sich an die rund 120 Planegger und Martinsrieder, die zu der Veranstaltung ins Kupferhaus kamen. „Es ist mir außerordentlich wichtig, welche Meinung Sie zu den vorgeschlagenen Flächen haben.“ Auswertung und Diskussion im Gemeinderat zu den Ergebnissen des Abends würden ebenfalls transparent bleiben. „Ich kann Ihnen versichern, wir bleiben in Kontakt!“
„Gar nicht mal so ungewöhnlich“ sei diese Bürgerbeteiligung lobte Politikberater Erwin Fellner die Planegger Bemühungen. Fellner war beratend für den Abend tätig. „Hier wird aktiv mit dem Frust der Bürger umgegangen, werden Ideen gemeinsam entwickelt. Das ist positiv, denn mit solch einer gemeinsamen Anstrengung ist die größtmögliche Transparenz gewährleistet“, meinte er weiter. „Und vielleicht entdeckt der eine oder andere Bürger damit sogar seine Freude an der Lokalpolitik.“
Tendenz schnell spürbar
Nach der fast zweistündigen Runde an den Ständen zogen die jeweiligen Standbetreuer aus Verwaltung und Gemeinderat ein erstes öffentliches Resümee für „ihren“ Standort. Die meisten Bürger sprachen sich für eine dauerhafte Wohnbebauung in der Münchner sowie in der Hofmarkstraße aus. Als Vorratsfläche für eine temporäre Unterkunft für Flüchtlinge, die höchstens drei bis fünf Jahre stehen würde, kamen dagegen die vorgeschlagenen Flächen in Steinkirchen in Betracht. Flächen in Martinsried wurden dagegen abgelehnt.
„Wir haben uns über die sehr konstruktive Atmosphäre des Abends gefreut“, betonte Zeller rückblickend. „Hier haben sich wirklich engagierte Bürger eingefunden, die sich extra einen Abend lang Zeit genommen haben, um sich in die schwierige Materie freier Flächen und vorausschauender Planungen hineinzudenken. Das ist eine nicht zu unterschätzende, enorme Leistung.“ Die Ergebnisse würden nun in absehbarer Zeit im Gemeinderat diskutiert. Sämtliche Flächen mit Lageplänen und Beschreibungen, die an dem Abend zur Diskussion standen, sind übrigens auch auf der Homepage der Gemeinde unter www.planegg.de/buergerbeteiligung-planegg-sucht-flaechen-fuer-wohnraum einzusehen.
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