Gelebte Integration
Gräfelfinger Unternehmen beschäftigt syrischen Flüchtling

Vom Flüchtling zum Vollblutprogrammierer: Pixel-Geschäftsführer Simon Ashdown (r.) heißt den Syrer Ferad Ahmad im Pixel-Team herzlich willkommen. (Foto: us)
Die „PIXEL Group GmbH“ wurde 1988 in Gräfelfing gegründet und hat seither ihren Sitz im Lochhamer Schlag. Die Software-Firma bedient Kunden im süddeutschen Raum mit ganz unterschiedlichen Software-Lösungen für komplexe Aufgabenstellungen, angepasst an die Bedürfnisse der mal kleineren Kunden bis hin zu größeren mittelständischen Unternehmen. 160 Mitarbeiter aus ganz verschiedenen Nationen sind dafür bei PIXEL beschäftigt, darunter 130 Informatiker.
Nun hat das Unternehmen einen Mitarbeiter mehr. Der syrische Flüchtling Ferad Ahmad ist seit Ende letzten Jahres zunächst als Praktikant bei PIXEL beschäftigt gewesen. Seit 1. Mai arbeitet er in Festanstellung. „Mein absoluter Traum!“, schwärmt der 29-jährige Syrer. „Ich bin überglücklich, dass ich hier sein darf.“
Vom Flüchtlingsstatus ...
Ahmad kommt aus Aleppo, hat dort sein Informatikstudium durchgezogen und vor vier Jahren beendet. Doch Anstellungen als Programmierer waren in Aleppo und Umgebung nicht zu finden. Stattdessen arbeitete er als Buchhalter oder als Aushilfskraft auf dem Bau. Als das öffentliche Leben in seiner Heimat immer mehr zusammenbrach und er absolut keine Zukunft für sich sah, entschloss er sich im Sommer letzten Jahres, seine Heimat zu verlassen.
„Wir sind gemeinsam gegangen, meine Frau und ich. Der Schritt ist uns schwer gefallen, vor allem weil wir unsere Eltern und Geschwister und viele Verwandte dort haben. Aber der Kontakt zu ihnen ist eng, es geht ihnen gut. Das ist eine große Erleichterung für uns.“ Über die Türkei sind die beiden schließlich bis nach Gräfelfing gekommen und haben Unterkunft im Flüchtlingsdorf in der Großhaderner Straße gefunden. Bald können die Beiden sogar nach Martinsried in eine kleine Wohnung umziehen.
... zum Vollblutprogrammierer
Über die Betreuung durch den Helferkreis Asyl, über die Sprachkurse und die menschliche Nähe sei er sehr, sehr gerührt. Innerhalb des Computer gestützten Deutschlernprogramms „Asylplus“, das Max Gschneidinger als Verantwortlicher im Helferkreis betreut, habe er sogar einiges mithelfen können, dankte Ahmad.
„Wir wiederum hatten uns beim ersten Tag der Offenen Unternehmen in Gräfelfing beteiligt“, erzählte PIXEL-Geschäftsführer Simon Ashdown, „und darüber Ute Zima und ihr absolut bemerkenswertes Engagement für Flüchtlinge schätzen gelernt.“ Zimas Suche nach Praktikumsstellen für Flüchtlinge habe man bei PIXEL gut entsprechen können, „zumal Ferad Ahmad sogar ein ausgebildeter Programmierer ist.“
Nun ist der junge Syrer dem „alteingesessenen“ PIXEL-Mitarbeiter Peter Wunderlich zugeordnet, der ihm als Mentor über die Schulter schaut und ihn bei Projekten einbezieht. „Vier Jahre raus aus dem Beruf ist in der Informatik eine lange Zeit“, meinte Ashdown. „Ferad fehlt einfach die Praxis. Das wollen wir nun mit internen Weiterbildungen wettmachen. Unser Ziel ist es, aus Ferad einen Vollblutprogrammierer zu machen“, ergänzte Ashdown lachend. „Ganz nebenbei“ gebe es noch das Problem mit der Sprache. „Ich spreche arabisch, kurdisch und englisch“, so Ahmad. „Deutschunterricht habe ich erst seit letztem August. Da muss und will ich noch einiges lernen, um mit den Kollegen mitzuhalten. Es ist einfach phantastisch hier. Ich bin so froh über die Möglichkeiten, die ich bei PIXEL habe.“
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