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"Brauchen siebten Standort"

Zweite Infoveranstaltung in Planegg zu Flüchtlingsunterkünften

„Wir möchten alle, dass die Flüchtlinge zur Ruhe kommen und, soweit dies möglich ist, ihr Leben neu planen können." Landrat Christoph Göbel, Geschäftsleiter Stefan Schaudig und Bürgermeister Heinrich Hofmann (v.r.) (Bild: us)

Mit einer zweiten Bürgerversammlung informierte die Gemeinde Planegg ihre Bürger über die Unterbringung der Flüchtlinge auf Gemeindegebiet, über weitere Maßnahmen und Aussichten in den kommenden Monaten. „Ich appelliere an Ihre Vernunft und Ihr Mitgefühl“, sagte Bürgermeister Heinrich Hofmann zu den rund 500 Bürgern im Kupferhaus. „Ich habe volles Verständnis für Ihre Sorgen und Ängste. Doch bitte ich Sie um Respekt für unsere Bemühungen und um Akzeptanz der Situation.“

Über 150 zumeist syrische und afghanische Flüchtlinge sowie Flüchtlinge aus Eritrea sind zur Zeit in einer der beiden Mehrfachturnhallen am Feodor-Lynen-Gymnasium untergebracht. Die Rathausverwaltung arbeite mit Hochdruck daran, dass den Flüchtlingen eine gute Integration ermöglicht werden könne. „Wir möchten alle, dass die Flüchtlinge zur Ruhe kommen und, soweit dies möglich ist, ihr Leben neu planen können“, meinte Hofmann weiter. Unterstützt werde die Verwaltung in großartiger Weise vom Helferkreis Asyl, speziell der Gruppe Helferkreis Turnhalle, die sich mit rund 30 Ehrenamtlichen für die Freizeitbeschäftigung der Flüchtlinge, um Spenden und die nötigen Behördengänge kümmert.

Flüchtlings-Standorte kommen

„Bis zum Ende der Sommerferien reichen unsere Kapazitäten in der Verwaltung und im Helferkreis. Danach werden wir alle am Ende unserer Kräfte sein“, so Hofmann weiter. „In Anbetracht dessen bitte ich Sie, Herr Landrat, verzichten Sie auf eine Traglufthalle für weitere 300 Flüchtlinge Am Klopferspitz“, wandte er sich an Landrat Christoph Göbel.

Die Asylbewerberunterkünfte am Friedhof und im Parc de Meylan würden unbedingt kommen, meinte Göbel. Für weitere Standortdiskussionen sei keine Zeit. Der Bau der beiden Unterkünfte für je 50 Personen solle so schnell wie möglich gestartet werden. Planegg habe sich für eine dezentrale Unterbringung entschieden. Dies akzeptiere er. Die Turnhalle werde bis Ende der Sommerferien geräumt sein. Doch zur Traglufthalle in Martinsried sei noch nicht das letzte Wort gesprochen. „Wir benötigen einen siebten Standort im Landkreis. Ob es die Fläche am Klopferspitz sein wird, kann ich jetzt noch nicht sagen.“

„Offenheit und Freundlichkeit“

3.800 Flüchtlinge müsse der Landkreis München bis Jahresende aufnehmen. Die Verteilung der Menschen orientiere sich an der Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinden. Für Planegg bedeute dies bei 10.459 Einwohnern ein „Muss“ von 119 Flüchtlingen, „und gemessen an Ihrer Gesamteinwohnerzahl sind 200 Menschen überhaupt kein Problem. Ich möchte Ihnen Mut machen“, so Göbel, „diese Aufgabe gemeinsam zu bewältigen. Auch vor 25 Jahren rollte eine Flüchtlingswelle über Bayern hinweg, und auch das haben wir alle zusammen geschafft.“

In der hitzig geführten Diskussion kritisierten Bürger die Ungewissheit, wie es mit den Flüchtlingen nach Abschluss ihres Asylverfahrens weiterginge. Fragen dazu betrafen die Schulbildung, die Wohnungslage, das Nachholen ganzer Familien aus den Krisengebieten. Doch auch die geplanten beiden Unterkünfte am Friedhof und im Parc de Meylan sorgten erneut für Kritik. Hier ging es vor allem um die ausgewiesenen Flächen generell und um die Sicherheit der Anwohner. Göbel meinte dazu: „Es ist wesentlich leichter einen Standort zu kritisieren, als einen besseren zu benennen. Es ist keine Zeit mehr für eine neue Suche. Die Gemeinde bietet mir diesen Platz an, und ich werde dieses Angebot nutzen. Das sage ich Ihnen in aller Deutlichkeit.“

Er dankte den Ehrenamtlichen dafür, ihre Freizeit und viel Geduld und Kraft in die Arbeit mit den Flüchtlingen zu stecken. "Keine Logistik kann dies aufwerten. Sie leisten die entscheidende Arbeit, um den Flüchtlingen eine neue Heimat zu bereiten."

Paolo Puosi vom Helferkreis Turnhalle berichtete von seinen Erfahrungen im Ehrenamt und meinte weiter: „Ich lebe seit 25 Jahren hier in Deutschland und habe viel Offenheit und Freundlichkeit erfahren. Genau das wünsche ich mir auch für die Jungs in der Turnhalle hier nebenan.“


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