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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Betonte Farbigkeit
Fotoausstellung von Matthias Holzapfel
„Formen zu Farben“ nennt Matthias Holzapfel die Ausstellung seiner Fotoarbeiten im Foyer des Max-Planck-Instituts für Biochemie (Am Klopferspitz 18) in Martinsried.
Dieser Titel kann in zweierlei Hinsicht gelesen werden. Er umreißt den Entstehungsprozess der Bilder, sowohl bei der Aufnahme der Motive als auch bei deren Bearbeitung am Computer. Oft beiläufig fotografierend, werden eher intuitiv jene Formen gefunden, die sich später für eine Überführung vor allem zu stärkerer Farbigkeit hin eignen. Weiter beschreibt der Titel auch die Tätigkeit am Computer selbst: Die Formen werden zu Farbträgern und Farbflächen, wobei die „Werkzeuge“ des Bearbeitungsprogramms solange und in wechselnden Reihenfolgen angewendet werden, bis das Bild für in sich stimmig, die Gestaltung für abgeschlossen erklärt wird. Manchmal gelingt ein befriedigendes Ergebnis recht schnell, manchmal wird ein Motiv nach längerem Experimentieren gänzlich verworfen.
Eigener Charakter
Matthias Holzapfel interessieren zunächst ausgeprägte Formen, das können Oberflächenstrukturen, technische Konstruktionen oder auch Landschaftsausschnitte sein, deren Möglichkeiten zur farbigen Umsetzung, bei der Aufnahme vage antizipiert, später am Computer fast spielerisch ausgelotet werden, scheinbar zufällig wird ein Ergebnis gefunden. Die Bildinhalte werden meist derart bearbeitet, dass Farbflächen entstehen, die dem Motiv die Tiefe nehmen. Gleichzeitig werden Strukturen, z. B. Linien hervorgehoben, die das Bild bestimmen. Und manchmal ist dann das ursprüngliche Motiv zugunsten von stärkerer Farbigkeit und markanter Gliederung nicht mehr zu identifizieren.
Digitale Bearbeitung und Ausdruck auf dem Plotter verleihen diesen Fotos einen eigenen Charakter. Es werden aber dennoch die Einflüsse sichtbar, die hier wirken: Sie liegen bei japanischen Holzschnitten und der europäischen Druckgraphik um ca. 1900, wie sie uns z. B. in Plakaten oder in der Buchillustration der Zeit entgegentritt. Und bei einigen dieser Bearbeitungen wird man an die Popart erinnert, die sich neben der Darstellung von Alltagsthemen auch durch Flächigkeit und betonter Farbigkeit in der Ausführung auszeichnet.
Die Ausstellung ist vom 7. Juli bis 25. August täglich von 8 bis 20 Uhr zugänglich.
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