Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

"Willkür und Arroganz"

Kirchenrenovierung von St. Rupert im Bezirksausschuss

Die Neugestaltung des Innenraums planen Architekten und Engagierte in der Kirchengemeinde schon seit Jahren. (Bild: ds)

"Es ist eine Sauerei, es ist Willkür, es ist eine bodenlose Unverschämtheit", machte Andreas Lackermeier in der Dezember-Sitzung des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8) seinem Ärger Luft. Als Mitglied der Kirchenverwaltung von St. Rupert meldete er sich zusammen mit seiner Kollegin Regina Füllmeier in der Bürgersprechstunde des Stadtteilparlaments zu Wort. Bestrebungen, die Kirche zu renovieren, reichten ja ins Jahr 1990 zurück und die Außenrenovierung sei bekanntlich abgeschlossen. Seit 2011 gebe es nun in der Pfarrei einen Bauausschuss für die Innenrenovierung. "Man lässt uns sieben Jahre planen. Die Planung hat 506.500 Euro gekostet – eine Million Mark." Mal ganz abgesehen von der Zeit und Mühe, die sie als Ehrenamtliche investiert hätten. Und nun habe das Erzbischöfliche Ordinariat die Priorisierung der Bauvorhaben geändert "und das Projekt liegt auf Eis". Mitgeteilt in einem lapidaren DIN A4-Brief.

"Wir hatten daraufhin einen Termin beim Generalvikar, an einem Werktag nachmittags, wofür man sich als Berufstätiger extra frei nehmen muss", berichtete Lackermeier weiter. "Und dieser Termin wurde eineinhalb Stunden vorher abgesagt. Das ist eine Willkür und Arroganz, das schlägt dem Fass den Boden aus." Die beiden Kirchenverwaltungs-Mitglieder zeigten Motive der Postkarten-Aktion, die, wie berichtet, für ein Umdenken im Erzbischöflichen Ordinariat sorgen soll: Jeder sei eingeladen, sich mit einer vorgedruckten Postkarte an die Kirchenleitung zu beteiligen.

"Der Mittelpunkt"

"Die Kirche ist der bauliche Mittelpunkt der Schwanthalerhöhe", sagte Ulrike Boesser (SPD), die sowohl im Bezirksausschuss als auch im Münchner Stadtrat sitzt. St. Rupert sei ja auch Sitz des Pfarrverbands. Obwohl sie selbst nicht katholisch sei, nehme sie das Gemeindeleben wahr: Der Adventsmarkt, das Westend-Zeltlager, die Pfadfinder und all die Aktivitäten der Pfarrei bereicherten das Leben im Stadtviertel.

"Ich bin Kirchensteuerzahler, und ich zahle nicht wenig", verriet Thomas Hofstätter (CSU). Der Freistaat habe für die Außenrenovierung bezahlt, "die Kirche selbst ist nun ihren Teil schuldig."

Kirche und Dorf

"Was kann denn der BA dazu tun?", fragte Christiane Adamek (FDP). "Wir sind ja ein politisches Gremium und wir haben ja glücklicherweise die Trennung von Kirche und Staat." Willy Mundigl (SPD) erwiderte, er gebe ihr da nicht ganz recht: "In Bayern gehört die Kirche zum Dorf."

Holger Henkel (SPD) wollte wissen, wann es denn die nächste Bewertung der Prioritäten gebe, wann also die nächste Chance auf Renovierungsbeginn bestehe. "Wir wissen es nicht", antwortete Andreas Lackermeier. "Seit 30 Jahren häkeln, stricken, sammeln, spenden hier die Menschen. Uns ist praktisch eine Generation schon weggestorben, die die Renovierung nicht mehr erlebt hat."

"St. Rupert gehört zum Stadtteil"

BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) fand klare Worte: "St. Rupert gehört zum Stadtteil dazu, egal ob man katholisch ist oder nicht. Für die Kirchenrenovierung wurde hier schon viel gesammelt, und jeder, der schon mal was gespendet hat, kommt sich jetzt doch verarscht vor." Dass keiner weiß, wie es weitergeht, "das geht nicht". BA-Mitglieder mit Draht "nach oben" wollen sich um einen Termin im Erzbischöflichen Ordinariat bemühen.


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt