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Viele bunte Absagen

Antwort auf Wunschliste zum Bahndeckel

Die silbernen Bodennoppen müssen bleiben, heißt es aus dem Baureferat. Der TÜV habe sie "im Hinblick auf mögliche Unfallgefahren als unbedenklich eingestuft." (Bild: ds)

Das geht nicht, das braucht's nicht, da sind wir dran: Die Antwort des städtischen Baureferats auf die einzelnen Punkte der Wunschliste von Kindern und Jugendlichen zum Quartiersplatz Theresienhöhe war insgesamt sehr ernüchternd. Holger Henkel (SPD) hatte die Federführung für den entsprechenden Antrag des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8) übernommen und trug in der März-Sitzung des Gremiums die Ablehnungsgründe des Baureferats vor, die er als "teilweise nachvollziehbar, teilweise nicht nachvollziehbar und teilweise skurril" bewertete.

Kinder und Jugendliche sollen mit offenen Augen durch ihren Stadtteil gehen und ihre Änderungswünsche kund tun, das ist die Idee des Kinder-Aktionskoffers, der im vorigen Jahr im Stadtbezirk Schwanthalerhöhe eifrig benutzt wurde. Zum Bahndeckel, der bespielbaren Landschaftsskulptur beim Wohnquartier auf dem ehemaligen Messegelände, war den jungen Nutzern eine Menge eingefallen. Im Bezirksausschuss hatte man sich bei der Verabschiedung des 17 Punkte umfassenden Antrags noch Sorgen gemacht, ob die Änderungswünsche mit dem Urheberrecht der Landschaftsarchitekten in Konflikt geraten könnten. Doch davon war im Schreiben des Baureferats gar keine Rede. Vielmehr ging es um die "elektromagnetische Strahlung", die von der unter dem Deckel gelegenen Eisenbahnlinie ausgeht.

Elektro-Strahlung

Stolpern und ausrutschen könne man auf den silbernen Bodennoppen, hatten die Schüler moniert und um deren Entfernung gebeten. Sie seien jedoch deswegen eingebaut worden, damit "sich dort niemand über längere Zeit hinlegt", erklärte das Baureferat. Und zwar wegen der elektromagnetischen Strahlung, die für die Dauer der Zugdurchfahrten durch die Oberleitung entsteht. "Jeder S-Bahn-Fahrer ist für die Dauer der Fahrt der gleichen Strahlung ausgesetzt", widersprach Ulrike Boesser (SPD) diesem Argument. Ebenfalls wegen der Strahlung widersprach das Baureferat dem Wunsch, den Hügel abzuflachen. Mit der Überhöhung der Grünfläche könne ausreichend Abstand zur Quelle der Strahlung hergestellt werden. "Das leuchtet mir nicht ein", sagte Holger Henkel.

Die Bodennoppen seien, ebenso wie alle anderen Einbauten, vom TÜV geprüft und "im Hinblick auf mögliche Unfallgefahren als unbedenklich eingestuft" worden, heißt es im Schreiben des Baureferats. Wie gewünscht weitere Spielgeräte einzubauen sei, wenn überhaupt, nur mit erheblichem technischen Aufwand möglich, Klettergeräte seien im Übrigen bereits vorhanden.

Keine Fußballtore

Die Idee, auf einer abgeflachten Fläche Fußballtore aufzustellen, wurde aus zwei Gründen abgelehnt: Erstens müssten alle Flächen wegen der erwähnten Elektrostrahlung schräg bleiben, zweitens müssten die angrenzenden Bewohner vor Lärm geschützt werden. Fußball spielen könne man auf dem Allwetterplatz an der Linus-Pauling-Straße (Entfernung 350 Meter), auf der Theresienwiese (Entfernung 500 Meter) und am Georg-Freundorfer-Platz (Entfernung 700 Meter).

Kein Müll

Der gewünschte Austausch der Mülleimer gegen größere Behälter sei "nicht erforderlich", heißt es weiter im Text. Bisher habe es keine Beschwerden über eine Vermüllung der Grünfläche gegeben. "Gerade im Sommer ist es sehr vermüllt", widersprach dem Holger Henkel. Thomas Hofstätter (CSU) erinnerte daran, dass der Bezirksausschuss die Zusage des zuständigen Referats habe, auf Nachfrage jederzeit größere Mülleimer zu bekommen.

Schatten? Dauert!

Zu einer teilweisen Beschattung des Geländes sei die Planung im Gange, lautet die Auskunft des Baureferats. Im März 2016, also vor zwei Jahren, habe es dazu einen Abstimmungstermin mit Vertretern der Anlieger-Bezirksausschüsse gegeben. Die erste Projektidee sei zu teuer gewesen – "wir werden auf Ihren Bezirksausschuss zukommen, sobald eine Umplanung vorliegt, die auch im Kostenrahmen liegt."

Die Trampoline zu vergrößern wäre nicht nur "mit einem sehr hohen baulichen Aufwand" verbunden, sondern würde auch die Verletzungsgefahr erhöhen, weil dann mehrere Kinder gleichzeitig springen könnten. "Das tun sie auch jetzt schon", kommentierte Holger Henkel.

Mobile Toilette

Für die Errichtung einer fest installierten Toilette seien die Kriterien nicht erfüllt, jedoch werde im kommenden Sommerhalbjahr eine mobile Toilette aufgestellt, sagte das Bauereferat zu. Was den Bezirksausschuss daran erinnerte, dass doch schon vor zwei Jahren ein Kiosk mit Toilette am Max-Hirschberg-Weg genehmigt werden sollte, genauso wie einer am Georg-Freundorfer-Platz.

Farbe? Geht ab!

Eine mit Farbe markierte Tanzfläche hatten sich die Schüler außerdem gewünscht. Das sei technisch möglich, antwortete darauf das Baureferat, jedoch sei davon auszugehen, "dass die Farbmarkierung aufgrund des nachträglichen Aufbringens nur eine sehr eingeschränkte Haltbarkeit aufweisen wird, weswegen seitens des Baureferats davon abgeraten wird." Kopfschütteln darüber gab es im Bezirksausschuss. "Die Stadt bringt an verschiedenen Stellen Farbe auf", so Thomas Hofstätter.

Ein komplettes Hundeverbot, so das Baureferat weiter, wäre unverhältnismäßig. Auf dem Bahndeckel gelte die Grünanlagensatzung.

Trinkbrunnen: Test läuft!

Zum Aufstellen eines Trinkwasserspenders wird auf den laufenden Modellversuch am Rindermarkt verwiesen. Erst danach entscheide der Münchner Stadtrat über die Aufstellung von Trinkbrunnen. Der Bezirksausschuss will bei dieser Gelegenheit auch an die anderen Standorte im Viertel erinnern, an denen Trinkbrunnen gewünscht werden.

Graffiti

Ein weiterer Wunsch der Kinder und Jugendlichen war, dass die Graffiti-Schmierereien entfernt werden. Entfernt würden Graffiti sofort, erläuterte das Baureferat bei strafbaren Handlungen (z.B. Hakenkreuze), bei obszönen Sprüchen und Darstellungen, bei beleidigendem Inhalt und verunstaltenden Schmierereien "mit Sachbeschädigungscharakter". In allen anderen Fällen werde von einer Entfernung abgesehen, "da der Aufwand in der Regel hoch ist und keine dauerhafte Reinhaltung der Flächen sichergestellt werden kann." Claudia Jovanovic von der IG Feuerwache, die Jugendsozialarbeit an der Pfeuferschule macht, erklärte dem Bezirksausschuss, dass die Entfernung der obszönen Graffiti-Schmierereien im Inneren der Klettertunnels "eines der wichtigsten Anliegen" der Kinder gewesen sei.

Holger Henkel sagte, er werde auf das Schreiben des Baureferats eine Antwort verfassen.


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