"Unverzichtbares Kulturbiotop"
Kunst- und Kulturraum "iRRland" muss im Juni ausziehen
"Dr. Biers Film Lecture" lautet der Titel eines Abends über Yakuza-Filme am Sonntag, 17. Februar, ab 20 Uhr im iRRland (Bergmannstr. 8). "Dass Dr. Bier nicht nur Film-Dilettant ist, sondern auch den schwarzen Gürtel in Yakuza-Filmen hat, verrät er erst mit dieser Ankündigung", heißt es in der satirischen Ankündigung. Und: "Nach einem Überblicksvortrag über Yakuza, Yakuza-Filme, Yakuza-Ethik, Yakuza-Gefahren, Yakuza-Mode, Yakuza-Tätowierungen, Yakuza-Korkenzieher (TM), Yakuza-Finger, Yakuza-Idealismus vs. Yakuza-Nihilismus, Yakuza-Zeremonien, Yakuza-Hanteln (TM), Yakuza-Männer- und -Frauen-Rollen, Yakuza-Tee-Sets und den Regisseur Takeshi Miike wird ein Überraschungs-Film von Miike gezeigt. Ein weißer Schimmel also. Achtung: striktes Waffenverbot."
Seit sieben Jahren finden solche – und allerlei andere – Veranstaltungen in dem selbstverwalteten Kunst- und Kulturraum "iRRland" statt. Mit der rund 25 Quadratmeter großen Spielwiese für unkonventionelle Künstler in der Bergmannstraße 8 ist es aber wohl bald vorbei: Der Betreiberverein "Mischwald e.V." hat nach einem Besitzerwechsel des Gebäudes die Kündigung bekommen. Ende Juni ist Schluss fürs Künstlerkollektiv.
"Beängstigender Trend"
"Damit verliert die Stadt und das Stadtviertel – einmal mehr – ein kleines, unverzichtbares Kulturbiotop, das über sieben Jahre wertvolle Kulturarbeit leistete und das man erfinden müsste, wenn es nicht schon vorhanden wäre. So wird ein beängstigender Trend fortgesetzt, in dem Kunst, Kultur und Zivilgesellschaft den vermeintlich unausweichlichen Zwängen des Immobilienmarktes zum Opfer fallen", schreiben die Kulturschaffenden in einer Erklärung, die schon eine lange Liste an Unterzeichnern fand (www.volxvergnuegen.org).
Die Betreiber appellieren an die Stadt und den Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe, dem "iRRland" bei den Bemühungen um den Erhalt der Räume und der Suche nach neuen geeigneten Räumen zur Seite zu stehen. Längerfristig fordern sie von der Stadt eine Kulturpolitik, die selbstverwaltete, freie Projekte ermöglicht, zum Beispiel durch Bereitstellung von Räumen, durch finanzielle und politische Unterstützung. "Und von den Immobilieneigentümerinnen und Immobilieneigentümern fordern wir, sich ihrer sozialen Verantwortung zu stellen und Projekte wie das iRRland möglich zu machen!", heißt es in der Erklärung.
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