Unter drei Bedingungen
Debatte um dauerhafte Wiesn-Verlängerung
Wie lange hat man als Anwohner die Wiesn auszuhalten? Ursprünglich waren es mal 16 Tage: Der erste Sonntag im Oktober ist der letzte Tag des Oktoberfests, lautet die Festregel. Diese wurde aber immer wieder gebrochen, seit der 3. Oktober ein Feiertag ist: Dann wurde die Wiesn um den Montag oder auch mal bis zum Dienstag verlängert. Nun hat der 2. Bürgermeister und städtische Wiesn-Chef Josef Schmid den Bezirksausschüssen der umliegenden Stadtviertel die Idee unterbreitet, das Oktoberfest dauerhaft um den folgenden Montag zu verlängern. Die Stadtteilparlamente haben in dieser Sache kein Entscheidungsrecht, aber ihre Meinung wird angehört.
Der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) nutzte die Gelegenheit, um Forderungen fürs Stadtviertel zu stellen. Als Formulierung wählte man nicht: "Ja, aber...", sondern lehnte Schmids Antrag in der vorliegenden Form ab – außer es würden die geforderten drei Bedingungen erfüllt:
1. Kein Dienstag
Erstens besteht der Bezirksausschuss darauf, dass eine Verlängerung bis zum Dienstag grundsätzlich ausgeschlossen wird, selbst wenn der Dienstag auf den 3. Oktober fällt. "Sonst besteht die Gefahr, dass nach und nach immer noch ein Tag dazu kommt", erklärte BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne). Dieser strikten Begrenzung schlossen sich alle BA-Mitglieder an, mit Ausnahme von Ulrike Boesser (SPD). So oft komme das ja nicht vor, dass der 3. Oktober auf den Dienstag fällt, meinte sie.
2. Kein Rewe-Fest
Boesser ist auch die Einzige im Bezirksausschuss, die nichts gegen das Rewe-Family-Fest auf der Theresienwiese hat. Die übrigen BA-Mitglieder sprechen sich schon seit Jahren gegen die Veranstaltung aus. Josef Schmid hatte in seinem Schreiben angeboten, den Wiesn-Verlängerungstag auf die fünf frei zu nutzenden Tage der Theresienwiese für Veranstaltungen anzurechnen. Ja, und genau auf diesen Rewe-Tag soll er angerechnet werden, lautet Bedingung Nummer zwei des Bezirksausschusses, beschlossen mit einer Gegenstimme.
3. Geld für Projekte
Über die dritte Bedingung waren sich alle im Bezirksausschuss einig: Ein Teil der Mehreinnahmen soll Projekten in den angrenzenden Stadtvierteln zugute kommen. "Wir sollten das noch begründen", sagte Vize-Vorsitzender Thomas Hofstätter (CSU): "Es geht nicht darum, dass wir ein Stück vom Kuchen abhaben wollen, sondern darum, die Belastungen der Anwohner zu kompensieren." Immerhin bedeute ein Tag länger Oktoberfest auch ein Tag länger eklige Pfützen in den Hauseingängen – das Verhalten der Besucher sei inzwischen auch krasser geworden als noch vor 20 Jahren.
Holger Henkel (SPD) hätte sich noch eine Präzisierung gewünscht, wie viel der Mehreinnahmen gefordert und wofür das Geld genau eingesetzt werden soll. Denn, daraus macht auch Josef Schmids Vorlage keinen Hehl, eigentlich sollen die Mehreinnahmen ja die Belastungen der Wirte ausgleichen, die wegen der gestiegenen Sicherheitskosten höhere Standgebühren bezahlen müssen. Thomas Hofstätters Mitleid mit den Wirten hielt sich in Grenzen: "Es wird ja keiner gezwungen Wiesn-Wirt zu sein. So viel ich weiß, machen die durchschnittlich 1,5 Millionen Euro Gewinn - wem das zu wenig ist, der kann ja aufhören."
Montag für Münchner?
An dem geplanten Verlängerungstag sollen, wie an einem Sonntag, 50 Prozent der Gastplätze reservierungsfrei bleiben, um vor allem den Münchnern einen spontanen Wiesn-Bummel zu ermöglichen. "Dieses Argument ist schwach", fand Florian Kraus (Grüne): "Der Großteil der Münchner muss doch am Montag arbeiten." Da solle man doch lieber den Sonntag komplett reservierungsfrei halten.
In den anderen beiden Bezirksausschüssen, deren Stadtviertel an die Theresienwiese angrenzen, wurde Josef Schmids Schreiben unterschiedlich diskutiert. Der BA 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt lehnte jede Verlängerung einstimmig ab, der BA 6 Sendling stimmte mehrheitlich zu.
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