Schrägparker werden Freiflächen
Sommerexperiment in der Schießstättstraße wird eröffnet
40 Schrägparkplätze in der Schießstättstraße werden bis zum 11. September in Grün- und Freiflächen umgewandelt. 50 Pflanztröge bzw. Hochbeete bilden ab 8. Juli einen Rahmen rund um die frei gewordene Parkfläche und locken mit ihrer Blütenpracht viele Bienen und Hummeln an. Innerhalb der Freifläche gibt es Platz für vielfältige Aktivitäten wie Nachbarntreffen, Schachspielen oder Straßenmalerei. Eine Mobilitätsstation bietet die Möglichkeit, Sharing-Cars oder E-Lastenräder auszuleihen. Im Rahmen des Experiments wird es ein buntes Programm geben – von Musikveranstaltungen über Diskussionen und Lesungen bis zu Spielaktionen für Kinder.
Das Viertel grüner machen
Das Westend zählt zu den Stadtbezirken in München mit den geringsten Grünflächen pro Einwohner. Damit verbunden ist eine überproportionale Erhitzung des Quartiers aufgrund des Klimawandels. Mit der Begrünung von Parkflächen, Hausfassaden und Dächern lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels abmildern. Pflanzen verdunsten Feuchtigkeit und senken dadurch die Umgebungstemperatur. Seit 2020 versucht die Münchner Initiative Nachhaltigkeit (MIN) zusammen mit den Anwohnern, ein Areal im Westend in ein verkehrsberuhigtes und grüneres Gebiet umzuwandeln. Der Grundstein für ein verkehrsberuhigtes und grüneres Westend wurde mit dem Sommerexperiment Parkstraße im Jahr 2021 gelegt.
„Wir haben nach den neuesten Zahlen des Weltklimarates unser CO2-Restbudget in 5 bis 8 Jahren aufgebraucht. Was wir dann an CO2 produzieren, trägt direkt zur Überschreitung des 1,5-Grad-Zieles und damit zur weiteren Erhitzung des Planeten bei. Die Folgen spüren wir schon jetzt: Zu den Dürren und starken Unwettern kommt die steigende Zahl an Hitzetoten. In Deutschland übersteigt sie bereits jetzt die Zahl der Verkehrstoten. Das haben noch nicht alle Politiker*innen verstanden. Die Zeit reicht nicht mehr für zähe Verhandlungen und lange Experimentierphasen. Wir müssen heute die Weichen stellen und notwendige Maßnahmen schnell umsetzen“, ist Sylvia Hladky, die Initiatorin und Projektleiterin der Manufaktur 2 von MIN überzeugt.
Umstellung auf "ohne Auto"
„Wenn wir eine gerechte klimafreundliche Mobilität und eine Verkehrswende in München ernsthaft anstreben, dann muss der Autoverkehr deutlich reduziert werden, Parkgebühren erhöht, Rad- und Fußwege ausgebaut und der ÖPNV günstiger werden. Die Umstellung auf ein Leben ohne eigenes Auto sollte den Menschen so leicht wie möglich gemacht werden, z. B. durch attraktive Sharing-Angebote und Mobilitätsstationen im Quartier“, ergänzt Dr. Hannah Henker, Geschäftsführerin von MIN.
Das Sommerexperiment Schießstättstraße soll allen Beteiligten, der Stadtverwaltung und den Anwohnern Mut macht, den öffentlichen Raum neu zu denken, hofft die MIN. „Im nächsten Jahr sollte ein Verkehrskonzept für den Superblock im Westend Kiez erarbeitet werden, damit dieser spätestens 2024 umgesetzt und erprobt werden kann. Wenn wir für ein verkehrsberuhigtes Areal in München fünf Jahre brauchen, wie lange wird es dauern, bis die Verkehrsberuhigung in München großflächig erfolgt?“, sorgt sich Sylvia Hladky.
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