Persönliche Einwanderungsgeschichten
Aktionstage mit Veranstaltungen vom 20. bis 31. März
Die Geschichte Münchens ist auch eine Geschichte der Zuwanderung: Das soll das Projekt "Migration bewegt die Stadt" sichtbar machen. Seit zwei Jahren sichten und sammeln Natalie Bayer vom Münchner Stadtmuseum und Philip Zölls vom Stadtarchiv München Dokumente, Objekte und Ideen. "Es war von vornherein das Ziel, dass wir die Akteure selbst einladen, ihre Erinnerungen beizutragen", erklärt Historiker Simon Goeke, der nun für das Projekt Aktionstage im Westend organisiert hat. Erzählabend, Filmabend, Poetry Slam, Diskussion, Ausstellung, Konzert und Party: Bei den kostenlosen Veranstaltungen sollen die Besucher Anregungen dafür bekommen, was alles Migrationsgeschichte sein könnte. Am Abschlussabend dann sind alle eingeladen, ihre persönlichen (Migrations-)Geschichten zu erzählen und ihre Erinnerungsdinge daran mitzubringen.
Das Westend war und ist der Wohnort vieler Münchner, die aus anderen Ländern in die Stadt gekommen sind. Was heute als internationales Flair und urbaner Schick gilt, wurde in den 1970er- und 1980er Jahren von der Stadtpolitik und der Presse kritisch und abwertend als "Ausländerghetto" gesehen. Doch wie haben die Bewohner der "Münchner Bronx" ihr Leben selbst erlebt?
Den Auftakt der Aktionstage macht am Montag, 20. März, ein Erzählabend im Kulturladen Westend (Ligsalzstraße 44). Es erzählen Pavlos Delkos und Costas Gianacacos (Griechisches Haus), Karl Heupel, der Anfang der 1960er Jahre das Freizeitheim (heute Multikulturelles Jugendzentrum) geleitet hat, Adelet Günel (int. Behindertenhilfe), Bedriye Ölmez (Donna Mobile), Haris Vamvakas, Münir Derventli und viele andere. Es werden auch Texte vom Arbeiter-Schriftsteller August Kühn gelesen. Dieser Abend wird endlich Antworten geben auf Fragen wie: Welcher Tanz passt besser zum Westend – Sirtaki oder Kreuzpolka? Wie war das nochmal mit den Schafen im Keller? Marx, Lenin und das Freizeitheim Westend, wie reimt sich das zusammen? Und warum ist die Tulbeckstr. 12 auch in Islamabad bekannt? Beginn ist um 18.30 Uhr.
"Tatort" von 1976
In den Vereinsräumen des Wohnprojekts Ligsalz8 (Ligsalzstraße 8) findet am Mittwoch, 22. März, ab 19.30 Uhr eine Vorführung des Münchner Tatorts "Wohnheim Westendstraße" von 1976 statt. Die "Gastarbeiter" im Westend geraten hier ins Visier der Ermittler Veigl (Gustl Bayrhammer) und Lenz (Helmut Fischer). Historiker Martin W. Rühlemann leitet den Filmabend mit einem Kurzvortrag über die Entwicklung der Wohnsituation im Westend ein.
Antirassismus
Bei einer Podiumsdiskussion am Donnerstag, 23. März, ab 18.30 Uhr, geht es um den Einfluss des antirassistischen Engagements auf die positive Entwicklung des Viertels. Und welche Strategien gibt es heute gegen rassistische und populistische Argumentationen? Darüber diskutieren Florian Kraus vom Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe, Hamado Dipama vom Netzwerk Rassismus- und Diskriminierungsfreies Bayern und Feyza Palecek von Donna Mobile. Moderiert wird der Abend im Bürgerheim (Bergmannstraße 33) von Simon Goeke vom Projekt "Migration bewegt die Stadt".
Hinter die Kulissen
Der Historiker lädt auch zu einem Stadtrundgang ein, bei dem die Teilnehmer einen Blick hinter die Kulissen verschiedener Institutionen im Westend werfen können. Dafür gibt es zwei Termine: Freitag, 24. März, ab 17 Uhr und Samstag, 25. März, ab 14 Uhr. Treffpunkt ist am Heimeranplatz – bei jedem Wetter.
Lesebühne
Die bekannte Münchner Poetry-Slam-Lesebühne "Westend ist Kiez" veranstaltet im Rahmen der Aktionstage einen zusätzlichen Abend im Wirtshaus "Zum Ganghofer" (Ganghoferstraße 9). Beginn ist am Sonntag, 26. März, um 20 Uhr. Kiezgrößen wie Georg "Grög!" Eggers, Volker Keidel und Katrin Freiburghaus tragen hier Texte vor, die von den eigenen oder imaginierten (Migrations-)Erfahrungen im Westend erzählen.
Offene Tür im MKJZ
Das Multikulturelle Jugendzentrum (MKJZ) öffnet vom 28. bis 31. März (jeweils von 15 bis 20 Uhr) seine Türen und stellt seine Arbeit anhand von zwei Ausstellungen vor: "50 Jahre MKJZ" über die Geschichte und Arbeit des Freizeitheims sowie "Ich war noch ein Kind" zum Thema geflüchtete Kinder und Jugendliche. Am Mittwoch, 29. März, um 17 Uhr, begrüßen die Mitarbeiter des MKJZ die Besucher persönlich und zeigen einen Kurzfilm über ihre Arbeit im vergangenen Jahr.
Konzert und Party
Der Abschluss der Aktionstage wird am Freitag, 31. März, ab 19 Uhr im Kösk (Schrenkstraße 8) gefeiert. Es spielen die syrische Band Jisr und die Express Brass Band sowie das Community Music Orchester, das immer montags im Kösk probt. Das Prinzip dieses Ensembles ist: Jeder kann mitmachen!
"Die vorhandenen Talente werden genutzt und zu einem Ganzen verbunden: Ist das nicht auch ein schönes Bild für unsere Stadtgesellschaft?", freut sich Organisator Simon Goeke. Vor, während und nach dem Konzert sind die Besucher dazu eingeladen, ihre eigenen Migrations-Westend-Geschichten zu erzählen. Für mitgebrachte Gegenstände, die mit der eigenen Geschichte zusammenhängen, gibt es im Austausch ein Freigetränk.
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