Mozart verbindet alle
"Zaide. Eine Flucht" in der Alten Kongresshalle
Cornelia Lanz sprüht vor Begeisterung, wenn sie von ihrem Projekt erzählt. "In vielen Opern wird geflohen", erklärt sie, wechselt unvermittelt in ihre Mezzosopranstimme, singt eine Arie an und spricht dann weiter als wäre nichts gewesen. Geflohen wird auch im echten Leben, und die Idee der Opernsängerin war es, geflüchtete Künstler auf die Opernbühne zu holen. Mit ihrem Verein Zuflucht Kultur e.V. brachte sie "Zaide. Eine Flucht" zunächst in Augsburg auf die Bühne. "Die Kunstform der Oper ist nicht gerade in Nigeria oder Syrien zuhause. Doch genau das kann spannend sein", so ihre Überzeugung.
Raum für Aktuelles
"Zaide" ist ein unvollendetes Singspiel von Mozart, das als Vorläufer von "Die Entführung aus dem Serail" gilt. Das nur in Bruchstücken erhaltene Libretto bietet viel Raum für neue Texte und Beiträge der geflüchteten Musiker, Tänzer und Schauspieler. Sie kommen aus Afghanistan, Irak, Iran, Pakistan, Nigeria und Syrien. Die Geschichte von Zaide und ihrem Geliebten Gomatz wird vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse neu erzählt.
Eine aktualisierte und weiterentwickelte Münchner Fassung wird am 11., 13. und 14. Januar in der Alten Kongresshalle gezeigt. Es geht um die Flucht aus dem eigenen Land und deren Konsequenzen. Im ersten Teil der Inszenierung liegt der Fokus darauf, welche Ängste Flüchtlinge quälen, welche Schwierigkeiten sie haben, sich in eine neue Kultur einzugliedern und was das Verlassen einer Heimat bedeuten kann. Im zweiten Teil werden dann die Rollen getauscht: Ein deutsches Paar flieht in die fiktiven „Vereinigten Arabischen Staaten“ und erlebt, wie es ist, wenn Sprache und Kultur fremd sind. Und fühlen sie sich willkommen?
Zweimal drei Hauptdarsteller
Drei Frauen stehen als Zaide auf der Bühne: Cornelia Lanz als Sängerin, eine Tänzerin aus Nigeria und eine Schauspielerin aus dem Iran. Auch den Gomatz gibt es dreimal: als Sänger, Sprecher und Musiker. Dass der Musiker, Ahmad Shakib Pouya, mit auf der Bühne stehen kann, darüber sind alle erleichtert: Er sollte schon im Dezember nach Afghanistan abgeschoben werden. Im letzten Moment genehmigte die Härtefallkommission den Aufschub bis 15. Januar.
Völkerverständigung durch Kultur
Über 100 Mitwirkende sind bei der Zaide-Produktion dabei. Geflüchtete Künstler stehen im Rampenlicht, können ihrer Profession nachgehen und wirken als positives Vorbild für andere Flüchtlinge. Hier passiert Völkerverständigung durch Kultur. Mit diesem Konzept hat sich der Zuflucht Kultur e.V. für die Münchner Fassung auch die Mitwirkung der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) gesichert: Über 40 Studierende des Departments Kunstwissenschaften haben die Vorstellungen in mehreren Gruppen vorbereitet. Sie erstellten unter anderem das Programmheft und einen Werbespot sowie eine begleitende Ausstellung in der Galerie der U-Bahn-Haltestelle "Universität". Geleitet wird das Team von Dramaturgin Dana Pflüger, die auch für die aktuelle Münchner Textfassung verantwortlich ist.
Die Vorsitzenden von fünf Münchner Bezirksausschüssen haben Albert Ginthör (Geiger am Staatstheater am Gärtnerplatz und langjähriger Organisator des Gärtnerplatz OpenAirs) geholfen, die Produktion mit Unterstützung der Edith-Haberland-Wagner Stiftung nach München zu holen. Das Orchester „Ensemble Zuflucht“ unter Leitung von Gabriel Venzago besteht aus Musikern der Münchner Philharmoniker, des Bayerischen Staatsorchesters, der Augsburger Philharmoniker, des Theaters Ulm und der Staatsoper Stuttgart. "Da wird ein reelles, ernstzunehmendes Werk aufgeführt", betont Albert Ginthör, "deshalb muss man auch ein Ticket kaufen, wie wenn man in die Oper geht." Immerhin habe der Veranstalter, das Deutsche Forum für Musik- und Theaterkultur. e.V., auch hohe Kosten. Die Bezirksausschüsse unterstützen die Produktion, indem sie aus ihrem Budget Karten gekauft und verteilt haben, vor allem an Helferkreise. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hat die Schirmherrschaft übernommen.
Ort der Begegnung
Am 12. Januar wird die Alte Kongresshalle zu einem Ort der Begegnung: Ab 15 Uhr gibt es für alteingesessene und neuangekommene Münchner eine OpenStage und ein breites Kulturprogramm mit interkulturellen Workshops, Informationsmöglichkeiten und kulinarischen Köstlichkeiten. Eröffnen wird der aus "ZDF Die Anstalt" bekannte Max Uthoff.
Die Vorstellungen von "Zaide. Eine Flucht" beginnen am 11., 13. und 14. Januar jeweils um 19 Uhr. Um 18 Uhr startet das Rahmenprogramm. Die Alte Kongresshalle ist auf der Theresienhöhe 15. Karten für 9 (ermäßigt) bzw. 19 bis 52 Euro gibt es bei allen München-Ticket-Vorverkaufsstellen.
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