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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
"Lebensgefährliche Momente"
Im Viertel ist es beim Radeln oft ganz schön eng
In dicke Regenjacken gehüllt, halten sie den Autofahrern Tempo-30-Schilder entgegen. Große Plakate weisen auf den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,50 Meter beim Überholen von Radfahrern hin. Den Passanten drücken sie Zettel in die Hand: Viel zu selten würde hier auf der Hackerbrücke das vorgeschriebene Tempolimit eingehalten und durch knappes Überholen komme es "immer wieder zu lebensgefährlichen Momenten". Viele Autos fahren langsam und rücksichtsvoll vorbei, aber die, an die sich die Aktion der SPD Schwanthalerhöhe richtet, sind an diesem Freitagnachmittag ebenfalls unterwegs: Mit lautem Hupen und durchgedrücktem Gaspedal schießt ein Autofahrer an der kleinen Demo der SPDler vorbei.
Sylvia Pawelke radelt an jedem Arbeitstag von der Gollierstraße hinüber nach Neuhausen – über die Hackerbrücke. Im SPD-Ortsverein ist sie Schriftführerin und laut Ortsvereinsvorsitzendem Arno Laxy "unsere grüne Lunge", die Initiatorin der Aktion. Es werde doch immer schlimmer, findet sie. Sie selbst habe in der Fahrschule ja auch noch das Blinken beim Überholen gelernt. Im Straßenverkehr fehle es inzwischen an Rücksicht und Respekt, "weil jeder nur noch auf sich schaut".
"Gscheid miteinander"
Schon 2015 hatte sie sich in der Bürgerversammlung zu Wort gemeldet und eine Öffentlichkeits-Aktion "Gscheid miteinander" gefordert. Die Kampagne der Polizei "Gscheid radln" geht ihr gegen den Strich, weil diese den Schwerpunkt auf das Fehlverhalten der Radfahrer legt. "Es wäre schön, wenn nicht jeder nur die Fehler der anderen sehen würde, sondern sich selber an die Verkehrsregeln halten und zu einem rücksichtsvollen Miteinander beitragen würde", sagte Sylvia Pawelke damals unter dem Beifall der Versammelten. Auf eine Umsetzung der damals beschlossenen Kampagne wartet sie bis heute. Genauso wie auf die Verbesserung der Abbiege-Situation für Radfahrer am Ende der Grasserstraße Richtung Landsberger- und Holzapfelstraße. Die hatte sie 2016 beantragt. "Man darf nicht aufgeben, sonst ändert sich gar nichts", sagt sie zuversichtlich und hält wieder ihr Tempo-30-Schild hoch.
Anträge abgelehnt
Die Anlieger-Bezirksausschüsse haben sich auch schon mit einigen Anträgen an der Hackerbrücke abgearbeitet. Die Antworten der Stadtverwaltung waren jedoch immer abschlägig: Radfahrspuren abzumarkieren geht nicht, es ist zu eng. In eine Fahrradstraße umgewandelt werden kann die Hackerbrücke auch nicht, dafür fahren zu viele Autos. Eine Einbahnregelung sei auch nicht praktikabel, sie verlagere den Verkehr nur auf die ohnehin schon überlasteten Parallelverbindungen Donnersbergerbrücke und Paul-Heyse-Unterführung.
Ende 2020 soll der Arnulfsteg fertig sein, die parallel verlaufende Fuß- und Radwegbrücke über die Gleise, wenige 100 Meter entfernt in Richtung Donnersbergerbrücke. "Der bringt mir nichts. Ich werde ihn sicher mal ausprobieren, aber wohl meinen Arbeitsweg nicht ändern", meint Sylvia Pawelke.
Engstelle Schwanthalerstraße
Dass es für Radfahrer gefährlich eng werden kann, das hat auch ein Anwohner der Parkstraße in einem Schreiben an den Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) angeprangert. In der Schwanthalerstraße auf Höhe der Parkstraße stehen nach seiner Beobachtung Autos "täglich wie an einer Perlenschnur aufgereiht auf dem Gehweg." Dadurch werde die Straße so eng, dass man als Radfahrer einem entgegen kommenden Auto praktisch nicht mehr ausweichen könne. Die BA-Mitglieder pflichteten dem Bürgerschreiben bei. Sie müsse hier oft mit dem Kinderwagen ausweichen, weil der Gehsteig zugeparkt sei, sagte Ulrike Grillo (Grüne). "Die Zustände sind unhaltbar", fügte Florian Kraus (Grüne) hinzu, "es ist wirklich ein Gefahrenpunkt für Radfahrer und Kinder." Das Falschparken betreffe wohl hauptsächlich den Sonntag, so Rudolf Stadler von der Polizeiinspektion 14, da sei nämlich die Kommunale Verkehrsüberwachung nicht unterwegs.
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