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Lamborghini Crying

Alexander Scharfs Blick auf "Soccer Moms Driving Supercars"

Der Künstler und Grafiker Alexander Scharf hat sich mit den US-amerikanischen "Soccer Moms driving Supercars" beschäftigt. (Bild: Alexander Scharf)

Der Künstler Alexander Scharf beschäftigt sich seit jeher mit der Kindheit als Ort der Beeinflussung und der Verletzlichkeit. Mit den folgenden Worten erklärt er seine Ausstellung "Lamborghini Crying", die am Donnerstag, 9. August, im Kösk (Schrenkstr. 8, www.koesk-muenchen.de) eröffnet wird:

"In Ronald Reagans USA der achtziger Jahre erhob sich eine neue Macht in den wohlhabenden Vororten der amerikanischen Metropolen. Der Aktionismus kam nicht nur in Gestalt von Aerobic-gestählten Supermodels, sondern auch mit den Soccer Moms - einer neuen erzieherischen Elite mit unendlicher Liebe für ihren elitären Nachwuchs. Sie eroberten die letzten Bastionen der materiellen Freiheit: die Kinder. Sie wurden zu Displays elterlichen Erfolgsfanatismen, immer geschützt vor der Realität der Leistungsgesellschaft durch die getönten Scheiben von ultrasicheren Geländewagen.

Die Soccer Moms warfen sich gegen die ewig mahlenden Mühlen der Bildungsbürokratie und errangen Sieg um Sieg für das, was sie für das Wohl ihrer Kinder hielten. Das amerikanische System reagierte reflexhaft und heroisierte die Soccer Moms um die Jahrtausendwende politisch-nationalistisch wie pornographisch-popkulturell. Längst sind sie der Motor der amerikanischen Familie und Gesellschaft – schon lange sitzen mächtige Mütter am Lenkrad der Zukunft, auf dem Rücksitz die Hüllen ihrer Kinder. Always drive, never park.

In einer Welt, in der Tränen von Plüsch ummantelt sind, in der die Form der Supercars keine Rolle mehr spielt, in der Herzen aus wirbelnden Fußballjungs bestehen, in der Pokale keine Ehre mehr bedeuten, in der Soccer Moms zu dekadenten Supermoms aufsteigen, in der nichts bleibt außer das Kind als Projektionsfläche für ihre metallic glänzenden Erfolgsfantasien, heißen die Schutzengel Heidi Klum oder Sarah Palin. Sie sind die neuen Helden der Straße. Wenn der zarte Schuh mit dem hohen Absatz das Gaspedal durchdrückt, fällt vielleicht eine plüschige Träne auf die silberne Felge."

Alexander Scharf studierte Bildhauerei bei Prof. Alexandra Bircken und Kunstpädagogik in der Klasse von Res Ingold. Neben seiner künstlerischen Arbeit ist Scharf als Grafiker und Designer tätig. Mit seinem Partner Josua Rappl tritt er auch unter dem Namen "Team Hula" in Erscheinung.

Die Vernissage der Ausstellung "Lamborghini Crying" findet am Donnerstag, 9. August, von 19 bis 21 Uhr statt. Geöffnet ist die Ausstellung dann vom 10. bis 17. August täglich von 16 bis 20 Uhr außer am 13. und 14. August. Die Finissage am 17. August dauert von 16 bis 21 Uhr. Der Eintritt ist frei.


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