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Kleine Autoren - große Visionen

Preisverleihung des Schreibwettbewerbs "Mobilität in der Stadt"

Im Großen Sitzungssaal des neuen Münchner Rathauses tagt für gewöhnlich der Stadtrat und entscheidet unter den wachsamen Augen historischer Münchner Bürger, die auf dem Kolossalgemälde "Monachia" von Karl von Pilotys verewigt wurden, über die wichtigen Themen der Stadt. Am vergangenen Montag standen jedoch weder die Reden der Münchner Volksvertreter, noch die auf dem 15 Meter langen Gemälde verewigte Geschichte Münchens im Mittelpunkt, sondern die Erzählungen junger Autorinnen und Autoren. Zum Schreibwettbewerb "Mobilität in der Stadt" waren Kinder im Altern zwischen 9 und 17 Jahren aufgerufen, ihre Ideen und Visionen zum Klimaschutz in Geschichten niederzuschreiben. Die originellsten Texte wurden bei der Preisverleihung am 18. November im Münchner Rathaus in zwei Altersgruppen ausgezeichnet. Nadine Mönch, 15 Jahre, und Malena Teuchner, 9 Jahre, überzeugten die Jury mit ihren einfallsreichen literarischen Visionen und durften sich über die ersten Plätze freuen.

"400 Beiträge in fünf Jahren"

Bereits zum fünften Mal veranstaltete der "Bund Naturschutz in Bayern e.V.", zusammen mit dem Verein "Kinder lesen und schreiben für Kinder e.V.", einen Schreibwettbewerb rund um den Umweltschutz. Zum Klimaherbst 2013 waren Kinder und Jugendliche dazu aufgerufen, Beiträge zum Thema "Mobilität in der Stadt" einzusenden und dabei ihre Visionen zu den Fortbewegungsmodellen der Zukunft niederzuschreiben. Der Kreativität sind hierbei keine Grenzen gesetzt: In fünf Jahren wurden rund 400 Beiträge unterschiedlicher Gattungen eingereicht, von Erzählungen und Science-Fiction-Stories, über Märchen und Gedichte.

"Wendepunkt unserer gewohnten Mobilität"

Hannelore Prechtel vom Bund Naturschutz Bayern erklärte bei ihrer Begrüßungsansprache, wie das diesjährige Thema zustande kam. "Wir stehen vor einem Wendepunkt unserer gewohnten Mobilität. So wichtig wie die Energiewende ist deshalb auch die Verkehrswende, vor allem wegen des Klimawandels." Das Motto sollte daher junge Menschen darin bestärken, sich Gedanken über Nachhaltigkeit und Perspektiven der "Mobilität in der Stadt" zu machen und dabei neue, zukunftsfähige Ideen zu entwerfen. "Es geht um den Spaß am Schreiben und darum, sich mit wichtigen Umweltthemen auseinanderzusetzen", betonte auch Stadträtin Sabine Krieger.

"Mobilität hat ihren Preis"

Die Klimaschutzgeschichten der jungen Autorinnen und Autoren entstanden mitunter in den Räumlichkeiten der Münchner Stadtbibliothek sowie in einem Schreibworkshop im Verkehrszentrum des Deutschen Museums. Mit Hilfe der beiden Kooperationspartner konnten schon zahlreiche Schülerprojekte umgesetzt werden. Die Leiterin des Verkehrszentrums, Sylvia Hladky, ließ es sich deshalb nicht nehmen, den Kindern persönlich einen Überblick über "Mobilität im Wandel der Zeit" zu geben. In ihrem Vortrag zur Geschichte der modernen Fortbewegung, die von der Dampflok, über das Fahrrad bis hin zum Auto reicht, informierte sie die kleinen und großen Gäste über die Vor- und Nachteile der sich wandelnden Fortbewegungsmodelle. "Mobilität hat viel mit persönlicher Freiheit zu tun, aber diese Mobilität hat auch ihren Preis", weiß sie. So erforderten besonders die Rohstoffknappheit sowie der hohe CO2-Ausstoß unseres beliebtesten Fortbewegungsmittels, des Autos, neue Mobilitätskonzepte.

Zum feierlichen Höhepunkt der Veranstaltung wurden die schönsten und einfallsreichsten Geschichten geehrt. Die Verkündung der Preisträger hatten die zahlreichen großen und kleinen Gäste schon sehnlich erwartet und so war die Freude bei den glücklichen Gewinnern umso größer.

"Das Jahr 3092"

In der Gruppe der 9- bis 12-Jährigen, überzeugte Malena Teuchner die Jury mit ihrer Geschichte "Mayas unglaubliche Reise". Die Protagonistin der 9-jährigen Autorin findet sich plötzlich im Jahr 3092 wieder, einer seltsam anmutenden Welt mit fliegenden Autos und fiesen Aliens, der sie mit Hilfe des Jungen Ziro jedoch bald wieder entfliehen kann. "Neben allen Zukunftsvisionen hat mir am Besten gefallen, dass der Aspekt von Freundschaft und Hilfsbereitschaft auch in fernster Zukunft noch viel Wert und wichtig ist", lobte Jury-Mitglied Christine Kohler von der Münchner Stadtbibliothek. Über die Plätze zwei und drei freuten sich Luzia Link und Annabelle Pietsch.

"Modernes Umweltmärchen"

"Es war einmal eine Stadt", schreibt Nadine Mönch, Gewinnerin der 13- bis 15-Jährigen, in ihrem modernen Umweltmärchen. Diese Stadt ist München und sie hat ein großes Problem, das der Münchner Gott nur mit radikalen Mitteln zu lösen weiß. Kurzerhand lässt er alle Autos und Tankstellen verschwinden, so dass die Bürger gezwungen werden, alternative, klimaschonende Fortbewegungsmittel zu finden – und zu nutzen. Die 15-jährige Autorin kritisiert mit Witz und Kreativität das Mobilitätsverhalten vieler Großstadtbürger. Mit Hilfe der 14-jährigen Protagonistin fällt dem einberufenen Krisenrat die Lösung schließlich auch wie Schuppen von den Augen: Wieso Neues entwickeln, wenn es doch schon so viele, erfolgsversprechende Ideen für die Zukunft gibt? „Wenn erst einmal die Bereitschaft für eine Idee besteht, ist die Umsetzung kein Problem mehr", resümiert die 15-jährige Autorin. In ihrer Altersklasse belegte Lukas Ryll den zweiten und Hannah Keller den dritten Platz.

Die sechs Gewinner erhielten für ihre Erzählungen je einen Buchpreis sowie einen Büchergutschein, außerdem vergab die Jury noch zahlreiche Sonderpreise für besonders originelle Ideen. Die Klassenpreise in Höhe von 150 Euro gingen an die 4a der Gänselieselschule und die 7a des Otto-von-Taube Gymnasiums in Gauting.

Mit ihren unverfälschten Zukunftsvisionen schärften die jungen Schreiberlinge auch in diesem Jahr den Blick für die wichtigen Themen der Gegenwart und für den Weg in eine klimafreundliche Zukunft. Schon Mark Twain wusste: "Das Geheimnis des Vorwärtskommens besteht darin, den ersten Schritt zu tun." Und desto früher ein Fuß vor den anderen gesetzt wird, umso näher das Ziel.


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