„Jeder hat die gleichen Rechte“
Wohnungsgenossenschaft saniert „gelben Block“

Der sogenannte „gelbe Block“ (der an manchen Fassadenseiten hellblau gestrichen ist) soll saniert und ausgebaut werden. Die Firsthöhe des Gebäuderiegels an der Kazmairstraße wird bleiben, alle anderen zum Gebäudekomplex gehörenden Riegel werden um zwei Geschosse aufgestockt und an diese Höhe angepasst. (Foto: kö)
Rund 6,30 Euro pro Quadratmeter bezahlen Mieter der Wohnungsgenossenschaft München West eG im Durchschnitt. Bei Neubauten, wie etwa jenem, den die Genossenschaft vor zwei Jahren in Fürstenried fertiggestellt hat, klettert die Miete auf maximal 9,80 Euro pro Quadratmeter. Kein Wunder also, dass die Wohnungen heiß begehrt sind. Nicht jeder aber, der es braucht oder will, kommt an so eine Wohnung ran. Die Genossenschaft vergibt nur an ihre Mitglieder und deren Kinder. Wer aber Mitglied werden will, braucht langen Atem. Die Mitgliederliste zählt laut geschäftsführendem Vorstand Thomas Schimmel rund 1.300 Wohnungsanwärter und wurde deshalb erstmal geschlossen. Jetzt will die Genossenschaft sanieren, modernisieren und sogar Bestand aufstocken: Der „gelbe Block“, die Gebäuderiegel im Geviert Bergmann-/ Heimeran-/ Gerolt- und Kazmairstraße sollen instandgesetzt und ausgebaut werden. 45 neue Wohnungen werden entstehen. „Es sollte einen Appell an die Genossenschaft geben, dass die Wohnungen nach sozialen Kriterien vergeben werden“, fordert nun Katharina Jarrah (Linke) im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8).
Bauantrag gestellt
Die Wohnungsgenossenschaft München West verfügt im Westend über rund 2.500 Wohnungen, münchenweit zählen etwa 3.400 Wohnungen zum Bestand. Der „gelbe Block“ wurde 1929 gebaut und Ende der 70er Jahre modernisiert. Rund 160 sind hier im Bestand, meist Zwei- und Zweieinhalb-Zimmer-Wohnungen. Mit dem Dachausbau sollen 45 barrierefrei zugängliche Wohnungen entstehen, in die auch Familien einziehen können. Drei- bis Vier-Zimmer- aber auch zwei Sechs-Zimmer-Wohnungen soll es geben. Dafür will die Genossenschaft das Satteldach des Riegels an der Kazmairstraße ausbauen. Die anderen Gebäude sollen um zwei Geschosse wachsen und sich dann in der Höhe an die Nachbarbauten anpassen. Der Bauantrag ist gestellt. Sollte der genehmigt werden, könnte bereits im nächsten Jahr mit dem Bau begonnen werden. Zeitgleich wird saniert: Fenster werden ausgetauscht, kleine Balkone angebaut und rund die Hälfte der Wohnungen mit Aufzug erschlossen. „Bei der Sanierung sollen auch ein paar der alten Elemente wieder sichtbar werden“, sagt Thomas Schimmel. Denn jetzt kann man den Bestandsbauten kaum ansehen, dass sie rund 100 Jahre alt sind. Holztüren sollen aufs Alter verweisen, auch will man um die Fenster wieder Gesimse schaffen. 2023 könnten die Arbeiten beendet sein. Vergeben werden die neuen Wohnungen dann wie gewohnt an Genossenschaftsmitglieder.
„Die gleichen Rechte“
Nach welchen Kriterien aber vergibt die Wohnungsgenossenschaft München West? Katharina Jarrah (Linke) fordert den BA Schwanthalerhöhe dazu auf, hier nachzuhaken.
Doch vorschreiben kann die Politik hier nicht. Denn Genossenschaften sind keine öffentlichen Unternehmen, sondern vielmehr vergleichbar mit Vereinen, die von ihren Mitgliedern finanziert werden. Es gibt keine Zuschüsse durch öffentliche Gelder. Den Dachausbau und die Sanierung des „gelben Blocks“ stemmt die Genossenschaft mit der Summe von rund 30 Millionen Euro alleine. Wie die Wohnungen vergeben werden, obliegt daher auch allein der Genossenschaft. „Grundsätzlich hat jedes Mitglied die gleichen Rechte“, erklärt Thomas Schimmel. „Und jeder hat eine Stimme.“ Bei der Vergabe der Wohnungen spiele das Einkommen daher zunächst keine Rolle. Es gibt jedoch andere Kriterien, nach denen die Wohnungen verteilt werden. Die Anzahl der Kinder etwa kann den Ausschlag geben, oder auch, ob Mieter bereit sind, in ein anderes Viertel zu ziehen.
Der BA entschied nun dennoch, der Initiative von Katharina Jarrah zu folgen und den Appell nach sozialer Vergabe an die Wohnungsgenossenschaft zu richten. Zugleich will man den Kriterienkatalog erbeten und die Gelegenheit nutzen, um über bezahlbaren Wohnraum im Westend zu diskutieren.
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