Innen immer modern
Carl-von-Linde-Realschule feiert 50. Geburtstag

Auf der grünen Wiese: So sah das Westend aus, als das Schulgebäude an der Ridlerstraße entstand. Das war im Jahr 1905. (Foto: Schularchiv)
"In unserer alten, aber sicher nicht altmodischen Schule" hieß Schulleiter Philipp Volkmer die Ehrengäste willkommen: Die Carl-von-Linde-Realschule feierte ihr 50-jähriges Bestehen. Gleichzeitig feierte sie den 40. Geburtstag der Internationalen Klassen, die das Schulprofil prägen. Am liebsten hätte Volkmer alle 820 Schüler mitfeiern lassen, "aber unsere 29 Klassen hätten beim besten Willen nicht in die Aula gepasst." Ein Teil der Schüler stand aber auf der Bühne – als Moderatorin, Sänger, Musiker oder Schauspieler – und bot ein beeindruckendes künstlerisches Programm, das die Festreden von Bürgermeisterin Christine Strobl und Stadtschulrätin Beatrix Zurek umrahmte.
"Wenn jetzt schon Schuljubiläen kommen, bei denen die Schulen jünger sind als ich...", scherzte Münchens dritte Bürgermeisterin Christine Strobl (55). Das Schulhaus an der Ridlerstraße wurde allerdings schon im Jahr 1905 gebaut, ist also mehr als doppelt so alt wie die Bürgermeisterin. Den Begriff Realschule gab es damals noch gar nicht, es war eine Volksschule auf einer Wiese im Bereich des Arbeiterviertels Westend. Im Keller wurden Duschräume für die Kinder eingebaut, denn Bäder waren in den damaligen Arbeiterwohnungen Fehlanzeige. Im ersten Weltkrieg diente der Bau zeitweise als Lazarett, im zweiten Weltkrieg wurde das einstige Spitzdach bei einem Bombenangriff zerstört. Erst nach dem Krieg wurde das jetzige flachere Dach mit neuen Räumen aufgesetzt.
Raumnot schon damals
1966 schließlich wurde die Carl-von-Linde-Realschule gegründet, als Ableger der damals aus allen Nähten platzenden Rudolf-Diesel-Realschule, und zog in das ehrwürdige Gebäude ein. 410 Schüler (nur Knaben) waren es im ersten Jahr des Bestehens, aber bereits zwei Jahre später mussten die ersten Klassen in die Bergmannstraße ausgelagert werden, weil das Gebäude zu klein war. Ab dem Jahr 1971 durften auch Mädchen die Realschule besuchen. Im Jahr 1974 erreichte die Realschule ihren Höchststand mit 1.040 Schülern in 33 Klassen. Es folgten Umbaumaßnahmen und es entstanden die Turnhalle und das Schwimmbad, die naturwissenschaftlichen Säle sowie die Aula im damals supermodernen Backstein-Stil unterlegt von grünen Türen und Fenstern.
Aula im Industrie-Look
Zum Schuljubiläum präsentierte sich die Aula nun frisch renoviert und mit den dringend erforderlichen Schallschluckplatten an der Decke sowie neuer Beleuchtung ausgestattet: "Das ist der neue Industrie-Look. Mir gefällt er", meinte der Schulleiter. Die Moderatoren kommentierten die Renovierungsarbeiten: "Ja, überall riecht es nach Farbe. Das muss sehr viel Geld gekostet haben!"
Die Stadt München investiere Milliarden in den Schulbau, sagte Strobl. Was die Raumnot an der Carl-von-Linde-Realschule angehe, "sind wir intensiv dran, Lösungen zu finden", versprach sie. Denn die Rahmenbedingungen im Schulbetrieb seien natürlich wichtig. "Das Wichtigste aber sind die Menschen, die vorne stehen und Ansprechpartner und Vertrauenspersonen sind."
Sie sei sowieso schon immer der Meinung, dass man das Fach "Lebenskunde" einführen sollte, sagte die Bürgermeisterin und hob hervor, dass die Carl-von-Linde-Realschule als erste und bisher einzige Realschule das Fach "LDE" eingeführt hat: "Lernen durch Engagement". Im Unterricht vor- und nachbereitet, engagieren sich die Schüler in sozialen Bereichen – ganz praktisch und lebensnah.
Opernsänger, Ärzte, Ingenieure
Beatrix Zurek, seit Juli Münchner Stadtschulrätin, lobte den Erfolg der Internationalen Klassen. Opernsänger, Ärzte und Ingenieure seien aus ehemaligen Carl-von-Linde-Realschülern geworden. "Das Geld, das in Bildung und Völkerverständigung investiert wird, ist gut angelegt", sagte sie. Ein von Schülern selbst produzierter Kurzfilm zeigte schnell geschnittene Statements zu Rassismus ("Die dümmste Sache auf der Welt") und Integration: "Hier gibt es ganz viele Religionen auf einem Fleck und wir haben trotzdem Frieden."
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