Wochenanzeiger München Wir sind Ihr Wochenblatt für München und Umland

„Gemeinsam seid ihr stärker!"

Willy Mundigl rät zur Gründung von Mietergemeinschaften

Willy Mundigl ist Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss auf der Schwanthalerhöhe und 2. Vorsitzender im Mieterbeirat von München. (Bild: pr)

Willy Mundigl ist Vorsitzender der SPD-Fraktion im Bezirksausschuss auf der Schwanthalerhöhe und 2. Vorsitzender im Mieterbeirat von München. Er ist hier aufgewachsen und kennt das Viertel wie kaum ein anderer. Er beantwortete Fragen der Münchner Wochenanzeiger:

"Das Viertel ist noch bunter geworden"

Die Schwanthalerhöh‘ ist ein Stadtviertel im Umbruch. Wie erleben Sie die Veränderungen?

Willy Mundigl: Das Antlitz des Viertels hat sich geändert, es ist noch bunter und vielfältiger geworden. Aber leider sind die Mieten auch hier gestiegen. Mit dem Wegzug der Messe und der Neubebauung der Fläche zu Beginn des Jahrhunderts sind kaufkräftigere Schichten ins ehemalige Arbeiterviertel gezogen. Beliebt sind bei ihnen nicht nur die Neubauten auf dem ehemaligen Messegelände, sondern auch die vormals geschmähte Jahrhundertwendebebauung. Und weil sie so begehrt ist, ist sie in den Blick der Internationalen Immobilienspekulation geraten.

"Spekulanten unterlaufen mit Tricks die Regelungen"

Wirken die von der Stadt erlassenen Schutzprogramme wie die Erhaltungssatzung denn nicht?

Willy Mundigl: Doch schon, diese Programme sollen ja die Zusammensetzung der bestehenden Bevölkerung erhalten und den Mietenanstieg bremsen. Das tun sie auch, aber die Spekulanten versuchen immer wieder, mit Tricks die Regelungen zu unterlaufen. In Erhaltungssatzungsgebieten dürfen Wohnungen nicht in Eigentumswohnungen umgewandelt werden. Was machen die Spekulanten? Sie gründen eine GbR und kaufen ein Gebäude. Später kaufen oder verkaufen sie Anteile an der GbR im Wert der Wohnungen. Denn das ist nicht verboten, im Gegensatz zum Verkauf von Wohnungen. Sobald sie die Gesellschaft auflöst, gilt der Milieuschutz aber nicht mehr und jeder Gesellschafter muss – und kann – abgefunden werden.

"An die echte Welt anpassen!"

Ein Problem ist ja auch der Mietspiegel. Weil der eine hohe Vergleichsmiete benennt, können die Vermieter immer wieder die Preise anpassen. Was kann man da tun?

Willy Mundigl: Den Mietspiegel an die echte Welt anpassen. Denn die Vergleichsmieten des gesetzlichen Mietspiegels sind überhöht. Er erfasst nur frei finanzierte Mietverträge, die nicht älter als sechs Jahre sind, sowie Wohnungen, bei denen die Mieten in den vergangenen vier Jahren erhöht wurden. Nicht aber genossenschaftliche Wohnungen und geförderte Wohnungen. Die sind meist viel günstiger.

Reales soll auch Richtwert sein

Wie würde sich das denn auswirken?

Willy Mundigl: Das wollte die Stadt München auch wissen und hat erstmals parallel zum gesetzlichen Mietspiegel einen „realen Mietspiegel“ erhoben, der alle Mieten erfasst. Die Ergebnisse sind ganz frisch. Und siehe da, für alle Verträge liegt dieser Mietspiegel stadtweit um 8,6 Prozent unter dem gesetzlichen. In unserem Stadtteil mit einem Anteil von über einem Drittel genossenschaftlicher und sozial gebundener Wohnungen sind die Abweichungen sicherlich noch größer. Das zeigt: dieser reale Mietspiegel muss bundesweit gelten! Dafür setzen wir uns als SPD ein. Und für München soll der reale Mietspiegel, so unser Oberbürgermeister Dieter Reiter, als Richtwert für die städtischen Wohnungsbaugesellschaften dienen.

"Zusammen ist man stärker"

Immer wieder hört man, dass viele Mieter die Mieterhöhungen ihrer Hausbesitzer kritik- und widerstandslos hinnehmen. Was sollten sie tun?

Willy Mundigl: Mein Rat: gründet Mietergemeinschaften. Mietrecht ist zwar ein Individualrecht, aber trotzdem ist man zusammen stärker und klüger als allein. Ich habe in meiner Funktion als Mieterbeirat schon einige Mietergemeinschaften erlebt, die erfolgreich auch gegen bekannte Immobilienunternehmen gekämpft haben. Am Ende haben die Großkopferten klein beigegeben, um kein schlechtes Image in der Öffentlichkeit zu bekommen. „Gemeinsam sind wir stark“ gilt auch hier!


Verwandte Artikel

Startseite Anzeige aufgeben Zeitung online lesen Jobs Kontakt Facebook Anfahrt