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Fest der Demokratie

Theresienwiese: Geschichte mit Blick aufs Jetzt

Die Bavaria stand schon an ihrem Platz und hat zugesehen, als sich am 7. November 1918 rund 60.000 Münchner zu einer Friedendemonstration auf der Theresienwiese versammelten. Noch in derselben Nacht rief Kurt Eisner den "Freistaat Bayern" aus. (Bild: ds)

Am historischen Ort und am historischen Tag der Ereignisse vor 100 Jahren gedenken: Das wird am 7. November auf der Theresienwiese geschehen. Ein "Fest der Demokratie" soll ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken, dass Sozialist Kurt Eisner hier die Monarchie beendet und für den Beginn der Demokratie gesorgt hat. Dabei sollen die Errungenschaften, die heute eine demokratische Gesellschaft auszeichnen, gebührend gefeiert werden.

60.000 Menschen versammelten sich hier am 7. November 1918: Aus dieser Großdemonstration wurde die bayerische Novemberrevolution. Sozialist Kurt Eisner rief noch in derselben Nacht den Freistaat Bayern aus und setzte die Wittelsbacher ab – ohne einen Tropfen Blut zu vergießen. Er wurde zum ersten Ministerpräsidenten Bayerns gewählt und nur drei Monate später, am 21. Februar 1919, auf offener Straße erschossen. Danach herrschte politisches Chaos, in München wurden kurz hintereinander zwei Räterepubliken ausgerufen, die Gegenrevolution mündete im Mai in einen grausamen Bürgerkrieg.

Würdig und lokal

"Erinnern statt vergessen – der Ereignisse 1918/1919 würdig und lokal gedenken" – diesen Antrag stellte der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) als einer der drei Bezirke, die an die Theresienwiese angrenzen, bereits im Februar 2017. Im Zusammenschluss mit dem BA 6 Sendling und dem BA 2 Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt sprach sich das Stadtteilparlament für angemessene Gedenk- und Informationsveranstaltungen aus.

Das Fest der Demokratie auf der Theresienwiese am 7. November bildet den Auftakt für die Veranstaltungsreihe "1918/2018. Was ist Demokratie? 100 Jahre Revolution und Rätezeit in München", die vom städtischen Kulturreferat koordiniert wird und bis zum 2. Mai 2019 laufen wird. Im Mittelpunkt dieses Großprojektes stehen eine Retrospektive auf die historischen Ereignisse, die Errungenschaften wie auch die Irrwege von 1918/1919 sowie eine aktuelle Auseinandersetzung mit Demokratie als Form des gesellschaftlichen Zusammenlebens.

Auf heute übertragen

"Denn die Frage nach der Demokratie spielt bereits in den historischen Umbrüchen, die mit dem Ende des Ersten Weltkriegs in ganz Europa einhergehen, eine entscheidende Rolle. Perspektiven, die sich auf heute übertragen lassen, sind: Wie soll eine demokratische Ordnung verfasst sein, wie kann eine demokratische Gesellschaft aussehen, wie kann sie gegen autoritäre Versuchungen verteidigt werden? Was sind die damit verbundenen Hoffnungen? Angesichts aktueller populistisch und nationalistisch geprägter Entwicklungen in Europa sind dies Leitfragen und das geplante Programm aktueller denn je. Aus historischem und aktuellem Anlass umfasst es lokale wie europäische Perspektiven", heißt es in einer Beschlussvorlage des Kulturreferats.

Am historischen Ort

Das "Fest der Demokratie" am 7. November ist für alle Bevölkerungsgruppen offen und kostet keinen Eintritt. Nach jetzigem Stand der Planungen beginnt es am Nachmittag mit einem Programm für Kinder und Jugendliche, gefolgt von einem "Demokratie-Speed-Dating" mit prominenten Münchnerinnen und Münchnern. In einer Revue bayerischer Künstler unterschiedlichster Disziplinen verbinden sich beim Hauptprogramm am Abend historische Rückblicke auf die Ereignisse und aktuelle Betrachtungen zum Leben in einer demokratischen Gesellschaft. Oberbürgermeister Dieter Reiter übernimmt die Schirmherrschaft.

Die Kostenkalkulation für das Fest beläuft sich 77.000 Euro. Die drei Antrags- und Theresienwiesen-Bezirksausschüsse Schwanthalerhöhe, Sendling und Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt wollen als Mitveranstalter zusammen einen Anteil von 16.000 Euro finanzieren. Weitere Münchner Bezirksausschüsse sind zur finanziellen Unterstützung angefragt. Bei der Mai-Sitzung des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe sprachen sich alle Mitglieder einstimmig dafür aus, den Anteil von 5.333,33 Euro (also ein Drittel der 16.000 Euro) aus dem Budget für Eigenveranstaltungen zur Verfügung zu stellen.

Jahresempfang zusätzlich

BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) äußerte die Idee, den traditionellen Jahresempfang des Bezirksausschusses gleich mit dem Fest auf der Theresienwiese zu verknüpfen und alle Gäste dorthin einzuladen. Holger Henkel (SPD) widersprach: Die Anlässe für die beiden Feste seien ja unterschiedlich und er halte es nicht für sinnvoll, sie zu vermengen. "Wir können gern auch einen Jahresempfang machen", lenkte Stöhr sofort ein. Mit Restmitteln aus dem Vorjahr sei wohl auch beides finanzierbar. Die Details der Budgetplanung will der Bezirksausschuss noch klären.


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