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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
Fast wie bei den Großen
Ideen und Diskussionen im Kinder- und Jugendrat
Okay, eine Wasserrutsche im Bavariapark wird nicht kommen und der Gollierplatz wird auch nicht komplett zum Abenteuerspielplatz umgebaut. Aber in der Politik der Erwachsenen ist es ja auch nicht anders: Es werden Ideen und Wünsche vorgebracht und dann muss man schauen, was umgesetzt werden kann. "Da machen wir jetzt das, was wir im Stadtrat auch immer machen: Wir fragen die Verwaltung. Nämlich wo das ginge, wie lange es dauern würde und was es kostet", sagte Stadtrats- und Bezirksausschuss-Mitglied Ulrike Boesser bei der Sitzung des Kinder- und Jugendrats im Westend, als sie die Patenschaft für das Wasserrutschen-Projekt übernahm.
Sechs- bis Vierzehnjährige aus verschiedenen Schulen und Horten übten sich in der Aula der Carl-von-Linde-Realschule in Demokratie. Mit dem Kinder-Aktionskoffer hatten sie ihren Stadtteil unter die Lupe genommen und untersucht, was ihnen missfällt und was sie verbessern möchten. Sie machten Fotos, gestalteten kreative, wohldurchdachte Plakate, bastelten Modelle aus Pappe und drehten Filme. Und im Kinder- und Jugendrat stellten sie Anträge und trugen diese auf der großen Bühne der vollbesetzten Versammlung vor. Das hatten sie zuvor gut geübt und präsentierten ihre Anliegen mit Bravour. Dazu gab es Wortmeldungen und anschließend wurde darüber abgestimmt. An den Abstimmungen beteiligen durften sich nur die Kinder und Jugendlichen.
Erwachsene nahmen die Anträge zur Kenntnis und versprachen sich dafür einzusetzen. Neun Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) 8 Schwanthalerhöhe waren da, genauso wie Vertreter der erwähnten (Stadt-)Verwaltung, nämlich des Referats für Bildung und Sport, des Kreisverwaltungsreferats, des Gartenbaureferats sowie des Büros der Kinderbeauftragten.
Müll: Thema bei Groß und Klein
Viele der Anliegen kamen den Stadtteilpolitikern bekannt vor: Müll und herumliegende Glasscherben und Zigarettenkippen stinken den Kindern gewaltig, genauso wie hässliche Graffiti-Schmierereien und dass das städtische Grundstück neben dem Bahndeckel (Insidern bekannt als MK2) seit Jahren brach liegt. Sie wünschen sich mehr Grün statt Grau und vermissen öffentliche Toiletten und Trinkbrunnen. "Das war wie bei einer normalen Bürgerversammlung", kommentierte BA-Mitglied Wilhelm Mundigl nach der Sitzung.
Spielmöglichkeiten
Doch natürlich gab es da noch den großen Schwerpunkt Spielplätze. Mehrere Schülergruppen, deren Mitglieder um die zehn Jahre alt sind, beklagten einen Mangel an Spielmöglichkeiten für ältere Kinder. Die Klasse 4b der Bergmannschule hatte einen Film gedreht, in dem sie eine Fülle an Vorschlägen zeigte: Kletterhaus, Seilbahn, Drehmobil, Riesen-Kletterturm, Spiralrutsche, Kletterkuppel, Trampolin, Wasserpark – der Gollierplatz würde doch Platz bieten für all das! Doch auch schon über feste Fußballtore und einen ausreichend hohen Zaun würden sich die Größeren freuen. Florian Hacker vom städtischen Gartenbauamt versprach, die Vorschläge mitzunehmen.
Er informierte die versammelten Kinder und Jugendlichen auch darüber, dass es sich beim Bavariapark um eine Grün- und Erholungsfläche handle, auf der eine Wasserrutsche mit Becken ganz sicher keinen Platz finden werde. Antonia (9) hatte zuvor nämlich eine Wasserrutsche für das Kinderhaus St. Rupert beantragt, worauf sofort Stimmen laut wurden, dass so eine Spielmöglichkeit doch für alle Kinder im Viertel zugänglich sein sollte und der Standortvorschlag Bavariapark kam.
Für Spielgeräte auf dem Schneckenplatz sahen die Politiker allerdings durchaus Chancen. Skater-Rampen oder ein Strohlabyrinth kamen ins Gespräch. BA-Mitglied Sarah Seeßlen übernahm die Patenschaft und vereinbarte mit den Antragstellern einen Ortstermin direkt in der folgenden Woche.
"Das ist wichtig!"
"Wenn die Kinder sehen, dass sie Erfolg haben, machen sie weiter mit der Partizipation – das ist wichtig!", betonte am Rande der Sitzung Ismail Sahin, Leiter des Multikulturellen Jugendzentrums (MKJZ). Er hatte die elfjährige Elmina begleitet, die konkrete Verbesserungswünsche für den Sportplatz beim MKJZ an der Westendstraße 66a vortrug: Vier große Mülleimer, wöchentliche statt monatlicher Reinigung durch die Stadt ("wir reinigen zusätzlich selbst, und zwar täglich"), Bodenmarkierungen, Fußballtore mit Netz und Entfernung der Betontore. "Sie hat das super gemacht – und wir werden das kontrollieren", meinte Sahin.
Auch die seit Jahren bestehende Forderung nach einem Zebrastreifen oder der Umwandlung in eine Spielstraße vor dem MKJZ wurde wieder laut. "Unser Antrag auf einen Zebrastreifen wurde von der Stadt abgelehnt, aber das heißt nicht, dass da nichts gemacht werden muss. Die Stelle ist gefährlich", sagte BA-Mitglied Ulf Schröder und stellte sich als Pate zur Verfügung.
Nun gehen die Dinge ihren Gang. Im Herbst 2018 wird es eine Dokumentation der Ergebnisse geben.
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