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"Fällt nicht vom Himmel"

Auftakt von "1918 / 2018 - Was ist Demokratie?" am 7. November

Sibylle Stöhr und Daniel Günthör sind stolz auf das umfangreiche Programm des Kulturreferats unter dem Titel "1918 / 2018 - Was ist Demokratie?" Mit ihrem Antrag, der Ereignisse vor 100 Jahren würdig und lokal zu gedenken, gaben sie den Anstoß dazu. (Bild: ds)

"Vielleicht hätte es die Stadt auch ohne unsere Initiative gemacht", sagt Sibylle Stöhr (Grüne), Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8). Vielleicht aber auch nicht. Oder nicht so umfangreich. Vielleicht hat der BA-Antrag "Erinnern statt vergessen" den Anstoß gegeben für die stadtweite Veranstaltungsreihe "1918 / 2018 – Was ist Demokratie?". Es ist ein Großprojekt geworden. Das Programmheft ist dick wie ein Taschenbuch und enthält 330 Veranstaltungstermine von November 2018 bis Mai 2019. Beteiligt sind 170 Partner, die sich der zentralen Frage nach der Demokratie mit Ausstellungen, Vorträgen, Führungen, Kunstprojekten und vielem mehr nähern. Den Auftakt macht das "Fest der Demokratie" am 7. November. Ein Bürgerfest auf der Theresienwiese sollte es werden, und nun ist das Herzkasperlzelt von der Oidn Wiesn stehen geblieben, extra für dieses Fest.

Die Schwanthalerhöhe grenzt direkt an die Theresienwiese, und dem Bezirksausschuss war es wichtig daran zu erinnern, was dort vor 100 Jahren geschehen ist: 60.000 Menschen versammelten sich zur unblutigen Novemberrevolution. Sozialist Kurt Eisner beendete die Monarchie und rief den Freistaat Bayern aus, er wurde ermordet, es folgten Räterepublik und ein grausamer Bürgerkrieg im Mai 1919.

Schlüsse für die Gegenwart

Die Bezirksausschüsse und die Bürger sollten einbezogen werden in "würdiges und lokales" Gedenken dieser Ereignisse, so forderte es der BA-Antrag vom Februar 2017, dem sich die anderen Anrainer-Bezirksausschüsse der Theresienwiese anschlossen. Sibylle Stöhrs Parteikollege Daniel Günthör, der den Unterausschuss Kultur im Bezirksausschuss leitet, hat den Antrag verfasst. "Wissensvermittlung ist Voraussetzung sich für Geschichte zu öffnen, um Prozesse zu verstehen sowie Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen", steht darin.

"Heute ist der Nationalismus auf dem Vormarsch, weltweit. Dass es dazu wieder kommen würde, hätte ich noch vor zehn Jahren nie geglaubt", sagt Sibylle Stöhr. Heute bräuchte es wieder eine Art Revolution, meint sie: "Unser Wirtschaftssystem ist auf Wachstum ausgelegt und wir sind an einem Punkt, an dem man alles radikal überdenken müsste. Wir müssen weg vom Kapitalismus. Nicht hin zum Kommunismus, aber es muss ja noch etwas anderes geben."

"Sie fällt nicht vom Himmel"

"Demokratie fällt nicht vom Himmel", meint Sibylle Stöhr. "Man muss sie jeden Tag neu mit Leben füllen. Demokratie ist ja ein ständiges Aushandeln von Kompromissen."

Ein Kompromiss musste für das Fest der Demokratie auch in Sachen Bier gefunden werden. Denn das Fest wird veranstaltet vom Kulturreferat und den Bezirksausschüssen und wird unter anderem unterstützt von der Edith-Haberland-Wagner-Stiftung der Augustiner-Brauerei. Die Brauerei des Herzkasperlzelts ist jedoch Hacker-Pschorr. Die Lösung ist nun, dass das Helle von Augustiner kommt und das Weißbier von Hacker-Pschorr.

Das Festprogramm

An die Errungenschaften der Demokratie und an das friedliche Zusammenleben wird am 7. November bereits ab 14 Uhr erinnert mit einer Rallye rund um die Theresienwiese und Führungen um 15.30, 16.30 und 17.30 Uhr, die für Kinder und Jugendliche ab zehn Jahren geeignet sind. Anmeldung unter revolution@viertelgeschichte-ludwigsvorstadt.de. Um 14.30 Uhr präsentiert die Mittelschule an der Wiesentfelser Straße ihr Projekt "Unsere Schule wird zur Räterepublik" unter dem Titel "Wiesi-Räte-Rep".

Um 15.30 Uhr beginnt das Konzert von Cafe Unterzucker. Tobias Weber und Richard Oehmann unterhalten mit "ungesüßter Kindermusik und versäuertem Erwachsenenschmarrn".

Date mit der Demokratie

Zum "Date mit der Demokratie" laden engagierte Münchner Persönlichkeiten ab 17 Uhr ein. Unter anderem mit dabei sind Filmemacherin und Schriftstellerin Doris Dörrie, Polizeipräsident Hubertus Andrä, Kulturreferent Hans-Georg Küppers, Journalistin Annette Ramelsberger und Simon Strohmenger von "Mehr Demokratie e.V".

Um 18 Uhr folgt die offizielle Eröffnung durch Oberbürgermeister Dieter Reiter. Er überlässt die Bühne ab 18.15 Uhr dem ehemaligen Biermösl-Blosn-Texter Hans Well, der mit seinen "endlich erwachsenen" Kindern, den Wellbappn, die Bayerische Demokratie in Liedern, Musik und Worten lobpreisen wird.

"R - die RevolutionsRevue" spürt der Stimmung vor 100 Jahren nach, hinterfragt und feiert zugleich die Ereignisse damals und die Entwicklung der Demokratie bis heute. Neben Maria Peschek, Liesl Weapon, Andreas Bittl, Taiga Trece und Verena Rendtorff steht der Kösk-Chor auf der Bühne. Beginn ist um 20 Uhr. Ab 21 Uhr heißt es dann: Tanz die Demokratie! zu den Klängen der Bigband Dachau. Der Eintritt zum "Fest der Demokratie" ist frei.


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