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Rubrik: Gesamt · Stadtteil: München
„Eine Wiese für Bürger“
Bezirksausschuss verabschiedet Empfehlung
Die Theresienwiese kennen die meisten vom Oktoberfest. Vom 19. September bis zum 4. Oktober wird die „Wies’n“ auch heuer hier gefeiert. Doch auch vor und nach der Wies’n gibt es etliche Veranstaltungen, die sich inzwischen auf dem Feld zu Füßen der Bavaria etabliert haben. Da findet das Frühlingsfest mit großem Flohmarkt im April statt, Ende des Jahres wartet das Winter-Tollwood und aktuell gastiert ein großer Zirkus. Wenn sich neue Veranstalter für die Theresienwiese ankündigen, sind die umliegenden Bezirksausschüsse (BA) skeptisch und wägen gut ab, was hier noch Platz hat. Denn mit dem Auf- und Abbau der Feste ist die Wiese oft über Tage blockiert und damit nicht mehr als Naherholungsfläche für die Münchner Bürger nutzbar. Der BA Schwanthalerhöhe hat zwar kein Recht in der Sache gehört zu werden, tut seine Meinung aber dennoch Kund: „Die Theresienwiese ist eine Wiese für Bürger“, erklärt BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Die Grünen). Mehr kommerzielle Veranstaltungen hier abzuhalten lehnt der BA 8 mehrheitlich ab.
Fünf Anfragen
Die Theresienwiese ist längst zum sogenannten Event-Hotspot der Stadt geworden. Auch heuer haben sich wieder etliche neue Ideengeber, Vereine und Veranstalter vorgestellt, die die Wiese nutzen wollen. Für Juni etwa fragte ein Festveranstalter an, der ein sogenanntes „Sonnwendfeuer“, wie er dies bereits in Trudering etabliert hat, organisieren möchte. An den Terminkalender geklopft hat außerdem der Verein Bikepolo München, der die Europameisterschaft im Bikepolo nach München holen möchte. Mit Essenszelten, Open-Air-Bühne und einem Fest für die ganze Familie könnte Ende Mai das muslimische Fastenbrechen gefeiert werden. Der Muslimrat München e.V. fragte dafür an. Die Evangelische Allianz München, vertreten durch den Christlichen Verein Junger Menschen e.V., will ein großes Picknick abhalten. „Ein nicht kommerzielles Bürgerfest“ soll es werden, mit verschiedenem Sport- Kinder- und Unterhaltungsprogramm. Für Ende Mai/ Anfang Juni hätte auch ein kommerzieller Veranstalter die Wiese gern, um hier einen „Night-Run“ zu starten, wobei das Laufen zwei Abende lang im Fokus stehen soll. Der BA 8 diskutierte über die verschiedenen Aktionen und verabschiedete jüngst eine gemeinsame Haltung. Dies obwohl man sich in Detailfragen nicht einig ist.
„Nutzungsdruck wächst“
„Es gibt wahnsinnig viele Veranstaltungen, die sich zusätzlich zu den bereits etablierten anmelden“, sagt Holger Henkel (SPD). Er fände es daher besser, wenn Veranstalter mehr Orte außerhalb des Münchner Zentrums nutzen würden. Parteikollegin Ulrike Boesser indes spricht sich für Veranstaltungen aus, die für nur zwei-drei Tage geplant sind. Nicht verständlich erscheint es ihr daher, dass die zuständigen BAs Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2) und Sendling (BA 6) die Laufveranstaltung abgelehnt haben. Thomas Hofstätter (CSU) findet sogar, dass alle angefragten Veranstaltungen zugelassen werden sollten, solange sie sich an die gesamte Münchner Bevölkerung richteten: „Die Stadt wächst, also wächst auch der Nutzungsdruck.“ Eine praktikable Richtschnur bringt Daniel Günthör (Die Grünen) in die Diskussion ein: „Wir sollten danach gehen, was förderfähig ist. Wenn ein kommerzieller Anbieter dahinter steht, dann sollte der BA nicht dafür sein.“ Und so wird es nun auch gemacht. In einer gemeinsam verabschiedeten Erklärung spricht der BA 8 sich gegen die Genehmigung der angefragten kommerziellen Veranstaltungen aus. Auf Wunsch von Thomas Hofstätter werden jedoch die Meinungen der einzelnen Fraktionen angehängt, die formulieren können, wie sie diese Haltung interpretieren wissen wollen.
Der BA 2 und der BA 6 haben indes das Sonnwendfeuer und die Laufveranstaltung (beide von kommerziellen Veranstaltern) abgelehnt.
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