"Ein zweites Wohnzimmer"
Kulturkeller: Reinkommen, wohlfühlen, mitmachen
"Es ist wie heimkommen." – "Es ist mein zweites Wohnzimmer": Anja Quast, Gertrud Schatzlmayr und Lutz Röhmuß fühlen sich wohl im Kulturkeller. Deshalb haben sie sich im Sommer auch in den Vorstand des Vereins "Kultur- und Vereinskeller d'Schwanthalerhöh' e.V." wählen lassen. Eine ehrenamtliche Aufgabe, die viel Arbeit macht, aber auch viel Freude. Sie bringen sich mit neuen Ideen ein und wollen den Veranstaltungsort im Hinterhof der Westendstraße 76 einem noch breiteren und größeren Nutzerkreis und auch Publikum öffnen. "Wir wollen einen lebendigen Kulturkeller, der zum Mitmachen aufruft", sagt Anja Quast und zückt Block und Stift.
Ihre Ideen skizziert sie gern. Fußspuren zeichnet sie, Schritte, die man doch außen am Gehsteig auf den Boden kleben könnte, die hineinführen in den Hinterhof und zur Tür zum Kulturkeller, damit noch mehr Leute hineinfinden. "Ich weiß aber nicht ob wir das dürfen", sagt die zweite Vorsitzende, "da könnten wir gleich mal den Bezirksausschuss fragen." Lutz Röhmuß, der erste Vorsitzende, hat etwas von einer "Luftsteuer" gehört, die man für ein Straßenschild bezahlen müsse. "Dann machen wir doch gleich einen Luftgitarren-Wettbewerb", spinnt Anja Quast den Ideen-Faden weiter.
Es ist die Musik, die die Vereins-Aktiven verbindet. Der Westend-Jam ist eine seit 2006 etablierte, wöchentliche Musiker-Session, bei der sich alle ausprobieren können, die sich auf die Bühne wagen. "Da versuchen wir frischen Wind reinzubringen, so dass nicht immer nur ,Mustang Sally' gespielt wird", erklärt Anja Quast, die gern als Sängerin dabei ist. Es sollen auch jüngere Musiker angesprochen werden, ein Motto-Abend "Rap und Beatbox" habe sehr gut funktioniert. Einmal im Monat eine bestimmte Richtung, ein Thema für den Jam vorzugeben, habe sich aber auf Dauer nicht durchziehen lassen, berichten die Musiker. Was sehr gut ankomme und Publikum aus ganz Bayern anziehe, sei der Akustik-Jam "Songs am Kaminfeuer", erzählt Lutz Röhmuß.
Mehr als Musik
Nicht nur Musiker haben im Kulturkeller ihr zweites Wohnzimmer gefunden, sondern auch die Theatergruppe "context factory" und verschiedene Vereine. Am 17. Januar gibt es eine Improtheater-Vorstellung der "Mad Human Show". Schatzmeisterin Gertrud Schatzlmayr hat den Kontakt zu Künstlerin Ursula Leinfelder hergestellt, die unter anderem großformatige Musikerporträts malt. Die Bilder hängen nun, und bis voraussichtlich März ist die Ausstellung noch im vorderen Teil des Kulturkellers zu sehen.
Anja Quast skizziert die drei Bereiche des Kellerraums auf ihrem Block. "Music Area" schreibt sie zum Bühnenraum, daran schließt sich die Theke an. Den Eingangsbereich, dort wo die Treppe endet, beschriftet sie mit "Westend Chill" – "das soll ein Lounge-Bereich werden".
Zusammenhelfen
"Der Verein kann nur leben von ehrenamtlichen Tätigkeiten", sagt Gertrud Schatzlmayr. "Man muss zusammenhelfen und jeder muss bereit sein, etwas beizutragen. Alle wollen es gemütlich und schön eingerichtet haben. Alle wollen ein breites Getränkeangebot haben. Dann muss es auch jemand anschleppen. Ich habe im Verein nur Leute getroffen, auf die ich mich verlassen kann", so die Sängerin, die die Vereinskasse übernommen hat.
"Es macht Spaß sich einzubringen und dazuzugehören", erklärt Lutz Röhmuß, der schon seit Sommer 2016 den Vorsitz inne hat. Im Moment beschäftigt ihn das Projekt, den 1992 gegründeten Verein als gemeinnützig anerkennen zu lassen. Mit seinen neuen Mitstreiterinnen im Vorstand möchte er auch die Organisation optimieren. Und an neuen Ideen mangelt es nicht: ein Bandcontest alte Hasen gegen junge Hüpfer, ein Musiker-Einführungsworkshop, ein Malkreis vielleicht? All das will jedoch noch überdacht und besprochen werden: "Wir wollen uns auch nicht verzetteln."
Unter www.kulturkeller.com steht immer das aktuelle Programm. Und wenn man einmal den Weg gefunden hat ins Rückgebäude der Westendstraße 76, schafft man es auch ohne Fußabdrücke am Boden immer wieder.
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