Die Schule und ihr Stadtviertel
Heiße Phase für 125-Jahr-Jubiläum der Bergmannschule

Die Alpen sind auf einem der 18 Bilder zu sehen. Sie gehören zu München und sind inspiriert von der Herkunft eines Schülers, nämlich Österreich, erklärt Katharina Naimer. (Foto: ds)
Zur Zeit ist viel los im Rektorat: Die Bergmannschule wird 125 Jahre alt und das ist der Anlass für eine bemerkenswerte Vielzahl von Projekten und Aktionen, die sich mit der Schule und dem ganzen Stadtviertel auseinandersetzen. Bei Schulleiter Friedrich Fichtner laufen die Fäden zusammen. Er hat das Jubiläum schon lange im Blick und freut sich, dass die Vorbereitungen eine gelungene Team-Arbeit sind: "Das ist eine schöne Erfahrung." Denn das Lehrer-Kollegium, ehemalige Schüler, der Förderverein, Schüler-Eltern, Schüler, der Bezirksausschuss, also das gesamte Umfeld, macht nicht nur mit. Mit eigenen Ideen, eigener Initiative und großem Engagement sind hier viele Akteure dabei, ein denkwürdiges Ereignis zu schaffen.
Die Schulmauer
Gefragt ist auch Improvisationstalent. Denn die schöne Idee, dass die Schüler ihre Schulhofmauer an der Kazmairstraße mit bunten Gemälden schmücken, scheitert an Bestimmungen des Denkmalschutzes (der Westend-Anzeiger berichtete). Die Mauer darf nicht bemalt werden, dabei blieb es. "Dann malen die Kinder eben auf große Holztafeln, die nur vorübergehend, im Jubiläumsjahr, an der Mauer angebracht werden und rückstandslos wieder entfernt werden können: Ich war mir ziemlich sicher, dass dieser Antrag durchgeht", berichtet der Schulleiter. Aber selbst das wurde abschlägig beschieden. Wenn nicht in letzter Sekunde noch Bitten auf politischer Ebene zum Erfolg führen, dann dürfen nur an der Turnhalle Tafeln außen angebracht werden. Da finden jedoch nur sechs der Tafeln Platz. Am Entstehen sind aber 18: Jede der 18 Klassen der Schule gestaltet ihr eigenes Gemälde.
Brücke ins Viertel
"Die Kinder sind sehr motiviert", freut sich Katharina Naimer, die mit den Schülern statt an der Schulmauer nun im Keller der Schule an den Bildern arbeitet. "Die Mauer ist ja die Schnittstelle zwischen der Schule und dem Stadtviertel", erklärt die Kunstpädagogin: "Die Motive verbinden die Herkunftsländer der Schüler mit dem Westend." So zeigt ein Bild zum Beispiel die Bavaria mit ihrem Löwen und mit weiteren Raubkatzen aus aller Welt. Die Schnecke vor dem Verkehrszentrum findet sich ebenso wie die Wiesn, und gestaltet wird immer unter dem Aspekt der Vielfalt: "Es ist eine bunte Schule und alle zusammen prägen dieses Viertel", sagt Katharina Naimer. Und Friedrich Fichtner wird irgendwo einen Platz für die Kunstwerke finden, wo sie am 22. Juli gut zur Geltung kommen.
Am 22. Juli nämlich wird das Schuljubiläum mit einem Festakt für geladene Gäste begangen, bei dem Bürgermeisterin Christine Strobl und Staatssekretär Georg Eisenreich Reden halten werden. Beim anschließenden "Fest der Nationen" feiert die Schulfamilie ihre Nationenvielfalt.
Film, Modell, Schulhymne
Mit viel Herzblut entstehen noch viele weitere Beiträge fürs Jubiläum: Anstelle einer Festschrift wird unter der Regie einer Schüler-Mutter ein Film gedreht. Auf Initiative eines Lehramtsanwärters bauen Schüler ein Modell der Schule, wie sie früher aussah. Der Hausmeister werkelt an einem riesigen Holzgestell, auf dem die Welt mit den Flaggen der Nationalitäten der Schulfamilie dargestellt wird. Friedrich Fichtners liebstes "Baby", die Schulhymne, wird bis zum Festtag auf CD gepresst und vervielfältigt sein. "We are the world" von Michael Jackson heißt jetzt "Wir sind die Welt – wir sind die Kinder", und wurde vor einem Monat professionell aufgenommen, und zwar live gesungen von den Kindern im Chor, mit 13 Solo-Passagen, wie im Original. "Die ganze Gymnastikhalle war voller Mikrofone, und wenn die Aufnahme losging, mussten alle Kinder mucksmäuschenstill sein", beschreibt Fichtner stolz und begeistert. Auch die Hürden Lizenzrecht und Gema hat der rührige Schulleiter überwunden.
Gedenktafel
Außerdem soll am 22. Juli auch eine Gedenktafel an der Schule enthüllt werden, für die sich der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe schon seit langem einsetzt (der Westend-Anzeiger berichtete). Das Gebäude an der Bergmannstraße 36 beherbergte nämlich laut Unterlagen im Jahr 1945 eine Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau. Außerdem mussten in dem Gebäude Alexander Schmorell, Hans Scholl und Willi Graf, Mitglieder der Weißen Rose, ihren Militärdienst ableisten. "In dem Textentwurf für die Gedenktafel, der mir vorliegt, wird allerdings die Weiße Rose mit keinem Wort erwähnt", berichtet Fichtner. Dann eben anders: Nun will er das Trafo-Häuschen der Schule mit einem entsprechenden Motiv künstlerisch gestalten.
Projekttage
An den Tagen vor dem großen Fest finden für die Schüler Projekttage zur Geschichte der Schule und des Stadtviertels statt. Die Lehrer bekamen dazu schon eine kompetente Stadtteilführung. Ehemalige Schüler haben sich bereit erklärt, mit den Schülern Zeitzeugen-Gespräche zu führen. Eine Schüler-Mutter hat eine Stadtteil-Rallye mit gespielten Szenen vor verschiedenen Stationen ausgearbeitet. Und das ist bestimmt noch nicht alles.
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