Die Kinder im Mittelpunkt
Bergmannschule: Rektor Fichtner geht in Pension

Die Enthüllung der Gedenktafel an der Schule zusammen mit Bürgermeisterin Christine Strobl war der letzte offizielle Akt in Fichtners Amtszeit als Schulleiter. (Foto: ds)
Was er am meisten vermissen wird? "Die Kinder", antwortet Friedrich Fichtner ohne zu zögern, "deswegen mache ich das hier". Mit "das hier" ist die Leitung der Bergmannschule gemeint. Nach sechs Jahren als Rektor geht Friedrich Fichtner nun zum Schuljahresende in den Ruhestand.
Viel ist geschehen seit seinem Amtsantritt im September 2012: Das Schulgebäude wurde saniert, Ganztagsklassen wurden eingeführt, das 125-jährige Bestehen der Bergmannschule groß gefeiert, Gemälde gemalt, eine Gedenktafel enthüllt. Immer wieder wurde Friedrich Fichtner bei den Stadtviertelpolitikern im Bezirksausschuss vorstellig, wenn es irgendwo hakte bei Finanzierungen, Genehmigungen, Garderobenschränken. Dass die mittlerweile vier Ganztagsklassen genügend Platz und eine angenehme Atmosphäre zum Mittagessen haben, war sein aktuellstes Anliegen. Was einfach klingt, ist doch oft schwierig umzusetzen.
Die Schüler sollen es gut haben, das stand immer im Mittelpunkt seiner Bemühungen. "Ich habe auch das Gefühl, dass es dankbare Kinder sind, die es schätzen, wenn wir Lehrer uns in besonderer Weise um sie kümmern. Das wird nicht in Worte gefasst. Man sieht es in ihren Augen", erklärt Fichtner.
Bei der 125-Jahr-Feier nannte der Schulleiter sein Lehrerkollegium "das beste in ganz Europa". Die gesamte Schulfamilie – und die umfasst 68 Nationen – gestaltete zum Jubiläum vor zwei Jahren mit riesigem Engagement ein feierliches Ereignis. Bürgermeisterin Christine Strobl war voll des Lobes: Das Leben an der Bergmannschule sei von Toleranz, Akzeptanz und großer Empathie geprägt.
Die Verbindung der Schule zum Stadtviertel war Fichtner ein großes Anliegen. So schön klang die Idee, die Schulmauer an der Kazmairstraße mit Motiven aus dem Stadtteil zu bemalen. Aus Denkmalschutzgründen war das jedoch nicht möglich. Das Projekt mit Kunstpädagogin Katharina Naimer fand trotzdem statt: Die Schulkinder malten große Bilder, die an der Mauer der nicht denkmalgeschützten Turnhalle angebracht wurden. Das Trafohäuschen wurde dann auch noch direkt bemalt, mit einem Motiv zur Widerstandsgruppe "Die weiße Rose".
Sein schönster Tag
Der schönste Tag in den sechs Schuljahren war für Friedrich Fichtner der Freitagvormittag, an dem die Schulhymne aufgenommen wurde. Pünktlich zur 125-Jahr-Feier war die CD fertig. Musiklehrerin Daniela Hielscher hatte das Lied "We are the world" von Michael Jackson passend für die Bergmannschule umgetextet. Um eine Aufnahme davon auf CD zu pressen, musste die Erlaubnis der in den USA ansässigen Rechteinhaber und der Verwertungsgesellschaft GEMA eingeholt werden. Dann waren an jenem Vormittag alle 400 Kinder im Gymnastikraum versammelt, um eine Live-Aufnahme einzusingen. Zwölf von ihnen brachten den Mut für Solo-Parts auf. Alle 400 mussten konzentriert sein und von der ersten bis zur letzten Sekunde ihr Bestes geben – acht Durchgänge lang. "Das ist so bemerkenswert und es hat mich sehr stolz gemacht, dass dieses Werk nun für die Ewigkeit auf Tonträger gebannt ist", blickt Fichtner zurück. Und die, die den Tag für ihn so unvergesslich gemacht haben, waren wieder – die Kinder.
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