Die eigene Perspektive
Sicht von Migranten und Fotos von Wanderarbeitern
"Neue Nachbarn – Zeit für Begegnung" lautet der Titel einer Fotoausstellung, die noch bis 4. Oktober in der Matthäuskirche (Nußbaumstr. 1) zu sehen ist.
Gezeigt werden Fotografien von Migranten mit ihrer eigenen Perspektive. Die Ausstellung setzt die Wanderausstellung "Heimat Straße – Menschen in München" aus dem Jahr 2018 fort. Sie greift das Fotoprojekt der beiden Regisseuren Karnik Gregorian und Bülent Kullukcu auf, in dem Zuwanderer aus Süd- und Osteuropa mit Einwegkameras ausgestattet ihren Blick auf München festhalten. Die Ausstellung findet erneut unter der Schirmherrschaft von Münchens Bürgermeisterin Christine Strobl statt.
Erweiterte Wahrnehmung
Portraits von Wanderarbeiten aus Rumänien und Bulgarien sind außerdem in der Ausstellung von Maria Lie-Steiner in der Evangelischen Stadtakademie (Herzog-Wilhelm-Str. 24) zu sehen. Die Portraitfotos erweitern den Blick auf die Menschen und sollen Vorurteile aufbrechen. Die außerdem ausgestellten Gemälde zeigen weitere Personen.
Hoffnung auf besseres Leben
2007 traten Bulgarien und Rumänien der EU bei. Inzwischen gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit. Seitdem kommen verstärkt auch Menschen aus prekären Situationen in diesen beiden Ländern nach München, die sich hier ein besseres Einkommen und damit Leben erhoffen. Viele arbeiten als Tagelöhner meist unter ausbeuterischen Verhältnissen, andere sind bettelnd in der Stadt unterwegs. Um Geld zu sparen und nach Hause zu überweisen, übernachten viele im Freien; so im Südlichen Bahnhofsviertel, im Nußbaum- oder Herzog-Wilhelm-Park. Die neuen Nachbarschaften laufen oft ohne direkten Kontakt mit der Münchner Bevölkerung – auch weil es sprachlich nicht möglich ist. AWO, kirchliche Hilfsdienste, DGB sowie die Stadt haben inzwischen gute Kontakt- und Unterstützungsangebote aufgebaut, mit Beratern, die rumänisch, bulgarisch und türkisch sprechen. Doch für die Münchner Nachbarn bleibt die Kontaktlosigkeit bestehen.
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