Der Turm leuchtet weiter
Pfarrerin Iris Geyer geht nach 14 Jahren in den Ruhestand
Die Beleuchtung des Kirchturms war für Iris Geyer ein Highlight, im wahrsten Sinne des Wortes. Im Januar 2017 gingen die Lichter an, an der Turmuhr der evangelisch-lutherischen Auferstehungskirche (Gollierstraße, Ecke Geroltstraße), zum Auftakt des Lutherjahrs. Die Turmbeleuchtung bleibt, die geschäftsführende Pfarrerin geht in den Ruhestand. Beim Festgottesdienst zu ihrer Verabschiedung war die Kirche mit weit über 300 Besuchern sehr voll, beim anschließenden Empfang im Gemeindesaal wurde es richtig eng. Geschenke, rückblickende Fotos und eine kaum enden wollende Rednerliste zeugten von der Wertschätzung ihres 14-jährigen Wirkens.
Lob im Herzen
Über zwei Stunden dauerte der Abschiedsgottesdienst, der von den zahlreichen Musikern der Gemeinde festlich gestaltet wurde. Neben Orgel und Posaunenchor erklang Gesang von Kirchenchor, Rock- und Popchor sowie dem Gospelchor West&Voices, dem Chossy Trio und Solist Gregor O. Papadopoulos. Iris Geyer blickte zurück auf die vielen Jahre in ihrer Gemeinde mit "viel Lob im Herzen". Sie lobe Gott für alles Erlebte: die Innenrenovierung der Kirche, das Kirchenjubiläum, das gemeinsame Lachen und handfeste Arbeiten, das ökumenische Miteinander, die gemeinsamen Feste, das Vertrauen der Menschen bei Taufen, Konfirmationen, Hochzeiten, Trauerfällen. Aber auch in Zweifeln, Krisen, Meinungsverschiedenheiten und allem, was "suboptimal" gelaufen ist, müsse man Gott suchen und finden.
Beim Empfang sprachen nicht nur Vertreter der Kirche und Ehrenamtliche der Gemeinde der scheidenden Pfarrerin Dank und Anerkennung aus. Vertreten waren unter anderem auch der Bezirksausschuss, der evangelische Verein als Träger der Diakoniestation, das Evangelische Migrationszentrum, die katholischen Gemeinden des Pfarrverbands München-Westend, die griechisch-orthodoxe Gemeinde und die Initiative "Ein Teller Heimat".
"Ich fühle mich richtig getragen", meinte Iris Geyer danach angesichts der spürbaren Verbundenheit mit den vielen Menschen. Als besonders bereichernd habe sie auch ihre Tätigkeit als Lehrmentorin dreier Vikare empfunden, "weil man dabei als ältere Pfarrerin wieder an den Puls der Zeit kommt". Das Reformations-Jubiläum mit den vielen Veranstaltungen das ganze Jahr über sei auch ein wichtiger Höhepunkt gewesen, vor allem die Beteiligung der katholischen Nachbargemeinden. "Dass in einer katholischen Kirche Luthertexte gelesen wurden, war schon etwas Besonderes."
Neue Aufgaben
Nun packt sie schon ihre Kisten, sie zieht um nach Garmisch, denn: "Ich liebe die Berge und das Wandern." Trotzdem wird sie noch häufig in München zu tun haben. Sie wurde angefragt als Referentin für das "Cafe für die Seele", das Trauercafe des Evangelischen Bildungswerks München (Herzog-Wilhelm-Str. 24). Bereits ab 3. Dezember wird sie das Trauercafe zusammen mit Dekan i.R. Volker Herbert begleiten. Immer am ersten Montag im Monat ist dieser Treffpunkt von 15 bis 17 Uhr offen für Menschen, die Abschied nehmen mussten und sich neu orientieren.
Thema Trauer
Für nächstes Jahr stehen auch schon zwei Termine in der Auferstehungskirche fest: In Zusammenarbeit mit dem Christophorus-Hospiz leitet sie im April und im November Seminartage zum Thema Trauer und Schuldgefühle. "Aus vielen Gesprächen und persönlicher Erfahrung weiß ich, dass Schuldgefühle gegenüber Verstorbenen die Trauer stören beziehungsweise jemanden in der Trauer festhalten können", so Iris Geyer. Deshalb seien Vergebungs- und Versöhnungsrituale Gegenstand dieser Seminartage.
Außerdem hat sie ihre Praxis in Sendling, wo sie auch weiterhin als Heilpraktikerin für Psychotherapie Gesprächstherapie anbietet. "Ich habe eine Leidenschaft für Theologie und ich habe auch eine Leidenschaft fürs Heilen. Ganz beglückt habe ich festgestellt, dass man auch mit Worten heilen kann." Als Nächstes macht sie eine Hypnotherapie-Fortbildung. Wer Iris Geyer als Therapeutin kontaktieren möchte, erreicht sie unter der Telefonnummer 0157-32261805.
Offen und lebendig
In der Auferstehungskirche kommt ihr Porträt in die Reihe der bisherigen Pfarrer in der Sakristei – es ist das erste, das eine Frau zeigt. Und ihre Stelle, die erste Pfarrstelle, bleibt zunächst unbesetzt. Pfarrer Karl Mehl hält mit Unterstützung des gesamten Prodekanats den Betrieb am Laufen. "Das ist normal, eine Vakanzzeit ist vorgesehen. Ich finde das ganz gut. So hat die Gemeinde Zeit Abschied zu nehmen und sich so richtig auf jemand Neues zu freuen", erklärt Iris Geyer. An ihrer Gemeinde hat sie immer die Offenheit und die Lebendigkeit geliebt, "gepaart mit einer schönen, unverkrampften Liebe zur Tradition." Das passe auch sehr gut in dieses offene, lebendige Stadtviertel.
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