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„Der Platz hat unglaubliches Potential“

Ein Sommer-Projekt für die Schießstättstraße

Wie könnte die Schießstättstraße genutzt werden, wenn hier keine Autos parken würden? Das will die Münchner Initiative für Nachhaltigkeit mit einem Modellprojekt im Sommer ausprobieren. (Bild: kö)

Was wäre, wenn die parkenden Autos aus der Schießstättstraße verschwänden? Stattdessen könnte mehr Raum für alle entstehen, wo es zudem wächst und grünt. Kinder spielen, Nachbarn und Freunde sitzen zusammen, es gibt Leihfahrräder und vor allem gute Luft und kaum Lärm. Was nach Idylle klingt, könnte bereits in diesem Sommer Wirklichkeit werden. Zumindest versuchsweise.

Die Idee dazu stammt von der Münchner Initiative für Nachhaltigkeit (MIN), die nun ideelle Unterstützung vom Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) bekommt. „Der Platz hat unglaubliches Potential“, findet Sylvia Hladky, Koordinatorin des Projekts, die jüngst im BA vorsprach. „Man könnte den Menschen mal zeigen, wie dieser Platz auch anders genutzt werden könnte.“ Achtzig Parkplätze sollen dafür in den Sommerferien temporär aufgelöst werden. Den Autohaltern könnten stattdessen Tiefgaragenstellplätze am Einkaufszentrum angeboten werden.

„Umparken 2“

Die Schwanthalerhöhe gehört nicht nur zu den am dichtesten besiedelten Stadtvierteln in München (14.000 Einwohnern drängen sich pro Quadratkilometer), sondern auch zu den Stadtteilen mit dem geringsten Grünanteil. Mit dem Projekt „Westend Kiez“ hat die Initiative für Nachhaltigkeit einen Stein ins Rollen gebracht, um den Stadtteilbewohner eine neue städtische Lebensart aufzuzeigen.

Gemeinsam mit den Anwohnern wird an der Idee gefeilt, wie mitten im Westend ein verkehrsberuhigtes Quartier entstehen soll. Das ins Auge gefasste Karree umspannt die Schießstätt-, die Kazmaier-, die Ganghofer- und die Schwanthalerstraße. Dieses Geviert könnte als sogenannter Superblock versuchsweise autoreduziert werden. Drei online-Veranstaltungen hat die Initiative in den letzten Monaten dazu abgehalten und mit den Bewohnern Ideen für den „Westend Kiez“ gesammelt. Als ein Teilprojekt daraus, soll im Sommer erstmal die Schießstättstraße zur grünen Insel werden. „Umparken 2“ nennen die Ideengeber das Modellprojekt, das in Kooperation mit dem „Forum Schwanthalerhöhe“ starten soll. (An einem ähnlichen Projekt unter dem Namen „Umparken 1“ arbeiten parallel Studenten der UnternehmerTUM).

Zukunftsvision sichtbar machen

Die MIN habe bereits erste Gespräche mit dem Manager des Einkaufszentrums geführt und sei hier auf positive Resonanz gestoßen, erklärt Sylvia Hladky. Von den rund 1.000 Parkplätzen in der Garage des Forums seien nur rund 30 bis 40 Prozent belegt. Dies sei nicht nur der Corona-Zeit geschuldet, sondern bereits zuvor so aufgefallen. Für den Modellversuch könnten zeitweise die oberirdisch parkenden Autos in die Tiefgarage umgeparkt werden. „Dafür müsste der Tiefgaragenplatz natürlich bezahlbar sein“, so Hladky. Gespräche dazu mit dem Forum laufen.

Die frei gewordene Fläche soll in einem zweiten Schritt beispielhaft so umgestaltet werden, dass sie zum Verweilen einlädt. Denkbar wäre in einem dritten Projektschritt, Zukunftsvisionen über die Schießstättstraße per „virtual reality“ aufzuzeigen. „So könnten sich alle Interessierten mithilfe von VR-Brillen ein Bild davon machen, wie die Straße aussehen könnte.“ Ein entsprechendes Studio für virtual reality gäbe es im Forum bereits. Auch könnte man dieses Modellprojekt im Westend in den Mobilitätskongress einbinden, der im September stattfinden soll.

Im BA Schwanthalerhöhe ist man vom Projekt begeistert. Nachdem es hier immer wieder Klagen und Sorgen von Bürgern über die verkehrliche Situation in der Schießstättstraße hagelt, könnte das Projekt neue Impulse setzen. Inwiefern eine modellhafte Sperrung der Schießstättstraße und auch die Visualisierung möglicher Gestaltungen umgesetzt werden könnten, hängt jedoch von der Genehmigung und Finanzierung durch die Stadt ab. Einige Projektdetails sind zudem noch offen. Zu klären ist etwa, welche Mobilitätsangebote durch welche Anbieter in der Schießstättstraße gemacht werden könnten, oder ob ein solches Projekt für die Kfz-Werkstatt durchführbar ist, die in der Schießstättstraße beheimatet ist, worauf Bastian Brand (FDP) hinwies.


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