Der große Unterschied
Postschließung: "Benehmen" ist kein "Einvernehmen"
Noch in diesem Halbjahr wird die Post ihre Filiale in der Bergmannstraße 47-49 aufgeben. Bürger und Bezirksausschuss fordern aber den Erhalt der Dienstleistungen vor Ort. Auch Stadträte kritisierten, dass durch die Schließung von Filialen Kunden oft längere Wege und Wartezeiten in Kauf nehmen müssen; ältere Menschen und Menschen mit Handicap seien von diesen längeren Wegen und Wartezeiten besonders betroffen. Stadträtin Marie Burneleit und andere erinnerten an die Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV), nach der die Post bei einer Filialänderung das Benehmen mit der zuständigen kommunalen Gebietskörperschaft (in diesem Fall der Stadt München) herzustellen habe.
Ein Telefonanruf genügte
"Benehmen" hat allerdings keinen großen Wert: Münchens Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner sagte in seiner Stellungnahme, die Post habe seiner Behörde mit einem Telefonanruf Mitte Dezember über die Aufgabe der Filiale (Postbank / Post) mitgeteilt und damit ihrer Pflicht aus der PUDLV genügt: "Unter 'das Benehmen herstellen' ist zu verstehen, dass die Stadt München über das Vorgehen informiert werden muss und dazu eine Stellungnahme abgeben kann", erklärte Baumgärtner. "Im Gegensatz zum 'Einvernehmen' muss aber keine Einigkeit hergestellt werden."
Baumgärtner verweist darauf, dass es im Umkreis von 2 Kilometern immer eine Filiale für "Briefbeförderungsleistungen" (so steht's in der PUDLV) geben müsse. "Diese Vorgabe wird in der Landeshauptstadt München eingehalten", sagt Baumgärtner, räumt dann aber ein, dass es im Westend selbst keinen Ersatz gibt: Das Post-Finanzcenter der Bergmann-Filiale sei zwar schon geschlossen, die Post sei aber "noch auf der Suche nach einem Ersatzstandort".
Zu "dynamisch" für Antworten
Die Frage, an welchen Standorten in München es "Partneragenturen" der Post gibt und welche davon seit 2001 umgewandelt wurden, konnte Baumgärtner gar nicht beantworten. Dazu entwickle sich das Filialnetz der Post in den letzten 20 Jahren zu "dynamisch", meint der Wirtschaftsreferent.
Anders als viele Bürger sieht er die Versorgung nicht kritisch. Er verwies darauf, dass es 1994 in der Landeshauptstadt "lediglich" 70 Filialen der Deutschen Bundespost gegeben habe, während es heute 300 "Verkaufsstellen", 190 "DHL-Paketshops" und "Verkaufspunkte" sowie rund 140 "Packstationen" gebe.
Auf der Webseite der Deutschen Post sind indes alle Standorte aufgelistet. Im gesetzlich erforderlichen Umkreis um die Bergmannfiliale gibt es mehrere Geschäfte, die einige Post-Dienstleistungen anbieten - das nächstgelege ist eine nach Post-Angaben gut 850 m entfernte Lottoannahmestelle. Die nächsten "echten" Post(bank)filialen sind die am Goetheplatz (1,6 km entfernt), Bahnhof (1,9 km) und Harras (2,0 km)
Entspanntes Fazit
Während der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe über 2.600 Unterschriften für den Erhalt der Bergmann-Post sammelte und Oberbürgermeister Dieter Reiter die Post aufrief, sich intensiv um einen neuen Filialpartner in unmittelbarer Nähe zu bemühen, zog Baumgärtner ein entspanntes Fazit: "Die Deutsche Post AG erfüllt in München die Vorgaben der Post-Universaldienstleistungsverordnung", meinte er, "damit ist eine wohnortnahe Versorgung mit Postdienstleistungen für die Münchnerinnen und Münchner sichergestellt."
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH