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Das Westend tafelt

Mittagessen für alle, die es brauchen

Sie engagieren sich fürs Westend (von links): Sherif Ukkeh und Andrea Huber (beide vom Kösk), Matthäus Weinzierl (Grafiker, Essensausgabe), Sibylle Stöhr (Vorsitzende im Bezirksausschuss 8 und ab Mai Stadträtin), Antje Henkel-Algrang (Kösk), Thomas Wagmüller (BRK Team Bayern). (Bild: Sylvia Suppe )

Viele neue Regeln und Maßnahmen haben aufgrund des Corona-Virus seit einigen Wochen Einzug in unseren Alltag gefunden. Einschränkungen vor allem, die einige besonders hart treffen. Denn vorübergehend entfallen auch wichtige Hilfsangebote für Bedürftige wie etwa die Münchner Tafel oder der „solidarische Mittagstisch“ in der Ligsalzstraße 8. Das Westend aber ist nicht nur solidarisch, sondern auch einfallsreich. „Das Westend tafelt“, heißt es jetzt täglich an der Schrenkstraße 8, damit trotzdem alle zu einem Mittagsessen kommen können. Kostenlos und unbürokratisch und für alle, die es gerade jetzt brauchen, kann man hier ein Mittagessen abholen. Ins Leben gerufen wurde diese Initiative in Rekordzeit von Andrea Huber vom Kösk, York Runter aus der Ligsalzstraße 8 und Sibylle Stöhr vom Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8). Seit Karfreitag läuft die Aktion, auch über Ostern gab es hier etwas Warmes. Vorerst bis zum 24. April liegen die Genehmigungen vor, danach wird man weitersehen.

Täglich frisch Gekochtes

„Wir engagieren uns gerade jetzt, weil es sonst gerade niemand hier tut", erklärt Sibylle Stöhr, Mitglied der Grünen im BA und jüngst in den Stadtrat gewählt. Zügig mussten Genehmigungen, Köche, Finanzen und Transporter auf den Weg gebracht werden, damit alle aus dem Viertel auch in diesen besonderen Krisen-Zeiten gut versorgt werden. „Zugegeben, diese Aktion ist mit heißer Nadel gestrickt. Aber die Menschen, die in Not sind, brauchen jetzt und unbürokratisch Hilfe“, sagt Stöhr. Dass man die Aktion so rasch hat auf die Beine stellen können, sei vielen helfenden Händen zu verdanken, die sich ehrenamtlich einsetzen. „Denen kann ich nicht genug danken“, so Stöhr. York Runte vom Wohnprojekt in der Ligsalzstraße stellte seinen Peugeot-Transporter zur Verfügung, aus dem die Essensausgabe erfolgt. Geliefert wird darin täglich frisch Gekochtes von den Augustiner Bräustuben. Wirt Markus Vogl unterstützt mit Equipment wie etwa Warmhaltebehälter. Es gibt täglich ein vegetarisches Gericht und eines mit Fleisch.

Täglich ab 12 Uhr

Vom Schweinswürstl mit Bayrischkraut über Farfalle mit Tomatensuppe oder Rahmschwammerl mit Knödl gibt es alles aus Profihand. Freiwillige aus dem Netzwerk „Solidarität statt Hamsterkäufe" helfen mit, außerdem unterstützt ein BRK-Team (Bayerisches Rotes Kreuz). „Natürlich achten wir penibel auf Infektionsschutz und Hygienemaßnahmen“, betont Sibylle Stöhr. Es wird der gebotene Abstand gehalten. „Das Essen wird nur von Leuten verteilt, die dazu die Qualifikation haben.“ Gastwirt Matthias Weinzierl hat einen Wirteschein und ist damit befugt das Essen auszuteilen. Wer nicht selbst kommen kann, um sein Essen abzuholen, weil er etwa zur Risikogruppe gehört, wird sogar beliefert.

Die Kosten für „das Westend tafelt“ teilen sich die Stiftung Obdachlosenhilfe Bayern und der Bezirksausschuss 8, die je 2.800 Euro dazugaben. „Alle im BA vertretenden Parteien stellen, soweit vorhanden, ihre Plakatständer zur Verfügung, um darauf Werbung für diese Aktion zu machen“, so Stöhr.

Noch bis vorerst bis zum 24. April gibt es das Mittagessen jeden Tag. Das Angebot richtet sich an alle Stadtviertelbewohner, die diese Hilfe brauchen, Scheine, Ausweise oder andere Bedürftigkeitsnachweise werden nicht verlangt. Täglich zwischen 12 und 14 Uhr werden rund 100 Essen verteilt. Was übrig bleibt, bekommt die Bahnhofsmission, sodass nichts verschwendet wird.


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