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Neu: Pen & Paper-Rollenspiel in der Stadtbibliothek

Melanie Ratjen (links) und Stefanie Klenk halten schon das Spielmaterial bereit: Ab 25. Januar können alle Interessierten beim Pen & Paper-Rollenspiel zum Beispiel als Schurke, Heiler, Krieger oder Magier eine einzigartige Geschichte entstehen lassen. (Bild: ds)

"In der Stadtbibliothek gibt es mehr als Information und Bildung. Hier geht es um Begegnung, es geht darum, sich kreativ einzubringen und auch mal Spaß zu haben", erklärt Stefanie Klenk, die stellvertretende Bibliotheks-Leiterin, das neue Angebot "Pen & Paper". Auf Deutsch heißt das "Stift und Papier", und mit diesen Hilfsmitteln wird so etwas wie ein besonders fantasievolles Gesellschaftsspiel gespielt. Eine Gruppe von bis zu zehn Leuten setzt sich zusammen zum "Tischrollenspiel" und erfindet gemeinsam eine abenteuerliche Geschichte, die in einer Fantasy-Welt spielt. Zugrunde liegt ein Regelwerk. Zunächst erstellt jeder Mitspieler einen eigenen Charakter und beschreibt, wie dieser in den unterschiedlichsten Situationen handelt. Über Erfolg oder Misserfolg der einzelnen Aktionen entscheidet dann auch noch das Würfelglück. Die Spielleiterin führt die gesamte Gruppe durch die Geschichte, so dass Anfänger genauso mitmachen können wie erfahrene Rollenspieler.

Melanie Ratjen ist seit einem Jahr Mitarbeiterin der Stadtbibliothek Westend – und nach Feierabend begeisterte Spielleiterin von "Pen & Paper"-Rollenspielen: "Nach einer Fortbildung hatte ich die Idee, dass wir das in unseren Räumen anbieten könnten. So können die Besucher die Bibliothek auch als Verweil-Ort erleben. Und warum nicht auch mal selber die Bücher schreiben?" Zudem wisse sie von interessierten Rollenspielern, denen ein Spielleiter fehlt. Ein anderes Problem ist der Raum, weil die Wenigsten zuhause so viel Platz haben, dass sich dort eine Gruppe an einem großen Spieltisch treffen könnte. "In einer Kneipe ist es ebenfalls schwierig, so viel Raum einzunehmen. Aber hier in der Bibliothek haben wir den Platz", so Melanie Ratjen.

Kreativ ausleben

Ihre Kollegin Stefanie Klenk ist schon richtig "angefixt" von den Team-internen Testrunden: "Man erlebt wirklich etwas zusammen. Man ist richtig im Geschehen drin und die Grenze ist fließend: Bin ich der Charakter oder spiele ich ihn nur? Es macht Spaß, weil man sich ausleben und trotzdem hinter seinem Charakter verstecken kann", beschreibt sie die Faszination Rollenspiel.

Sie werde oft gefragt, ob es ähnlich wie Improtheater sei, sagt Melanie Ratjen. "Nein! Also ich kann Improtheater absolut nicht. Für Pen & Paper braucht man keine Talente, und man braucht auch kein Lampenfieber zu haben. Höchstens, dass ich mal die Stimme verstelle. Das Spiel ergibt sich durch Interaktion, aber wenn jemandem mal nichts einfällt, dann macht jemand anderes weiter. Es gibt kein 'falsch' oder 'richtig' Spielen."

Vorreiter Westend

Melanie Ratjens Überzeugungsarbeit hat zur wohlwollenden Unterstützung von Bibliotheksleiterin Maria Stotz geführt und das Vorhaben nahm seinen Weg: Melanie Ratjen und Stefanie Klenk haben ein Konzept erarbeitet  und einen Flyer erstellt und starten das Experiment mit einer ersten Spielrunde am Freitag, 25. Januar. Das Westend ist damit Vorreiter in München – so etwas gibt es in anderen Stadtteilbibliotheken noch nicht. "Ich finde es phänomenal, dass ich diese Idee ausprobieren darf", sagt Melanie Ratjen. "Ich freue mich, dass sich die große Bibliothek im Gasteig die Idee nicht einfach einverleibt hat", ergänzt Stefanie Klenk.

Die Initiatorin hat sich für das Regelwerk "Dungeon World" entschieden, da es vergleichsweise überschaubar ist. "Es ist allerdings meine persönlich umgebaute Version. Selbst für ,Dungeon World'-Profis gibt es da Überraschungen", verspricht Melanie Ratjen. Die erste halbe bis ganze Stunde wird mit der Erstellung des Charakters verbracht. Schurke oder Heiler kann man sein, Krieger oder Magier, Barde, Paladin oder Waldläufer zum Beispiel. Elfen, Zwerge, Halblinge und allerlei fantastische Wesen mehr bewegen sich in der erzählten Spielwelt. Wichtig für Spielleiterin Melanie Ratjen: Der Spielfluss ist wichtiger als Regeln.

Start am 25. Januar

Die Pen & Paper-Runde trifft sich einmal im Monat, immer freitags von 18.30 bis 21.30 Uhr. Die Termine sind: 25. Januar, 22. Februar, 15. März, 12. April, 17. Mai und 21. Juni. Vorkenntnisse sind nicht nötig. Stifte und Papier, Charakterblätter und Würfel stellt die Bibliothek zur Verfügung. Die Spieleabende sind ein Angebot für Erwachsene, ohne Altersbeschränkung nach oben. "Wir sind schon sehr gespannt, wie viele Interessierte kommen", sagen die Gastgeberinnen. Je nach Ansturm können auch mehrere Gruppen gebildet werden. In Pen & Paper-Runden können die Geschichten theoretisch über Jahre weitergeführt und ausgebaut werden. "Das ist das Außergewöhnliche am Spielprinzip im Gegensatz zu anderen Gesellschaftsspielen. Selbst Monopoly hört irgendwann auf", so Stefanie Klenk.

Die Teilnahme ist kostenlos. Die Stadtbibliothek Westend ist in der Schießstättstraße 20c, Telefon (089)189378380. Wer vorab Fragen hat, kann sich per E-Mail an stb.westend.kult@muenchen.de wenden.


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