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"Darauf wäre ich nie gekommen"

Darf die Mauer der Bergmannschule doch nicht bemalt werden?

Die Mauer der Bergmannschule an der Kazmairstraße steht unter Denkmalschutz. (Bild: ds)

Eine "Brücke ins Viertel" soll die Mauer an der Bergmannschule in der Kazmairstraße werden, mit bunten Bildern, die von den Schülern selbst gemalt werden, mit Motiven aus dem Stadtteil (der Westend-Anzeiger berichtete in seiner Ausgabe vom 3. Februar). So stellen es sich jedenfalls Schulleitung, Förderverein und auch der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) vor. Jetzt berichtete BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne) in der Februar-Sitzung des Gremiums, dass die Mauer wohl doch nicht bemalt werden könne, weil sie unter Denkmalschutz stehe.

Nach Vorschrift

"Auf diese Idee wäre ich niemals gekommen", sagt Schulleiter Friedrich Fichtner auf Nachfrage des Westend-Anzeigers. Er habe nach der Januar-Sitzung des BA wie besprochen bei seinem Ansprechpartner im Baureferat die Sanierung und Grundierung der Mauer angeregt, damit die Gemälde der Schüler gut haften und lange erhalten bleiben. Daraufhin sei eine E-Mail von der Unteren Denkmalschutzbehörde eingetroffen: Die Instandsetzung der Mauer sei "erlaubnispflichtig". Das Vorhaben werde "aus denkmalpflegerischer Sicht negativ" gesehen. Nachdem er den  Schock verdaut hat, sagt Fichtner: "Die Leute in der Behörde haben ja schließlich ihre Vorschriften, an die sie sich halten müssen. Sie machen ja nur ihre Arbeit und tun das nicht, um uns zu ärgern."

Angesichts des derzeitigen Zustands der Mauer – Risse, Schmierereien, Moosbewuchs – lösten die denkmalschutzrechtlichen Bedenken im Bezirksausschuss jedoch Kopfschütteln aus. Sibylle Stöhr merkte an: "Ich habe meiner Verwunderung Ausdruck gegeben, dass die Stadt ihre Denkmäler so verlottern lässt." Sie habe angeregt, dass die Mauer zumindest instand gesetzt werde, damit sie wieder ansehnlich wird. "Das ist schon eine kleine Stadtviertel-Posse", kommentierte sie den Vorgang.

Nochmal überdenken

Ulrike Boesser (SPD) wollte sich damit aber nicht abfinden: "Wollen wir nicht lieber einen Antrag stellen, dass die Stadt den Denkmalschutz nochmal überdenkt?", regte sie an. Holger Henkel (SPD) assistierte: "Die Substanz der Mauer würde ja nicht zerstört, es wird ja nur Farbe aufgebracht." Auch Willy Mundigl (SPD) meinte: "Der Grundsatz des Denkmalschutzes ist ja, dass nichts irreversibel verändert wird. Und das wäre ja nicht der Fall."

Sibylle Stöhr fasste zusammen: "Wir fordern die Denkmalschutzbehörde auf, ihre Haltung zu überdenken und sprechen uns für eine Instandsetzung der Mauer aus, so dass sie bemalt werden kann." Damit waren alle BA-Mitglieder einverstanden.

"Es ist eine Schule"

Friedrich Fichtner hofft, dass die selbst gemachte Mauer-Kunst doch noch in die Tat umgesetzt werden kann. Er appelliert an diejenigen, die darüber entscheiden: "Es ist eine Schule, wir sind hier doch eine Grundschule, kein Bestattungsinstitut. Wir zählen in der Schulfamilie 69 Nationen, es ist bunt hier. Das kann man doch nach außen transportieren. Hier lernen schließlich Kinder, und Kinder mögen's farbig."


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