An der Quelle des Edelstoffs
Besuch der SPD Schwanthalerhöhe bei Augustiner-Bräu
Den süß-malzigen Geruch, der sich von der Augustinerbrauerei über die umliegenden Straßenzüge verteilt, kennen und lieben viele Bewohner der Schwanthalerhöhe. Das Helle ist der Klassiker unter den Bieren, der Augustiner Edelstoff ist längt zum Kult geworden.
Das langgestreckte Gelände, Produktionsstätte des münchnerischsten aller Münchner Biere, bleibt den Blicken jedoch verschlossen. Anders als die meisten Brauereien veranstaltet die Augustiner-Bräu Wagner KG, so der offizielle Name des Unternehmens, nämlich keine Betriebsbesichtigungen für Besucher.
Die „Herzkammer der Edelstoffproduktion" besuchen konnten kürzlich jedoch Sinaida Kumpf, Fraktionsvorsitzende der SPD im Bezirksausschuss (BA) 8 zusammen mit dem Landtagsabgeordneten Andreas Lotte und einer handverlesenen Gruppe von Mitgliedern des Landtages im Rahmen einer exklusiven Führung. „Den langjährigen Kontakten von Andreas Lotte ist es zu danken, dass sich die Pforten überhaupt öffneten", versicherte Kumpf. Während andere Unternehmen intensiv Werbung für ihre Produkte machen, konzentriert man sich beim Augustiner lieber auf Tradition. Und vor allem auf Qualität!
Eigene Mälzerei für erlesene Gerste
Bier brauten die Augustiner Mönche im Stammhaus in der Innenstadt bereits mindestens seit dem Jahr 1328. 1803 übernahm der Staat im Zuge der Säkularisation das Kloster samt Brauerei, die schon bald privatisiert wurde: 1829 erwarb das Ehepaar Anton und Therese Wagner die Augustiner Brauerei. 1885 wurde der Hauptsitz in den mittlerweile denkmalgeschützten, backsteinernen Bau an die Landsberger Straße verlegt. Danach übernahm deren ältester Sohn Josef die Regie. Unter seiner Leitung florierte die Brauerei, weswegen seine Initialen „J. W." bis heute im Firmenlogo verewigt sind.
Jedes der Gewölbe in der Landsberger Straße – vom Sudhaus bis zum Fasskeller – atmet große Geschichte. Um der mehr als 680 Jahre währenden Brautradition zu genügen, unterhält die Brauerei als eine der letzten weltweit eine eigene Mälzerei, in der die erlesensten Gerstensorten zum Keimen gebracht und getrocknet werden, ehe daraus – unter Zugabe von Holledauer Hopfen – jene Stammwürze entsteht, die dem Biertrinker sprichwörtlich „den Mund wässert".
Verbindung von Tradition und Moderne
Dabei wird es immer schwieriger, an die begehrtesten Gerstensorten zu gelangen und eine gleichbleibende Qualität des Bieres zu sichern. Anstelle auf die Produktion von Lebensmitteln setzen von Jahr zu Jahr mehr Bauern auf den Anbau nachwachsender Rohstoffe. Erschwerend kommt hinzu, dass nach dem Anbau derartiger Energiepflanzen der Boden zu ausgelaugt ist, um vor Ablauf einer mindestens zweijährigen Schonfrist wieder eine Gersten- oder Hopfenkultur zu ermöglichen. Augustiner-Bräu hat daher damit begonnen, wichtige Sorten auf eigenen Flächen selbst anzubauen.
Trotz all dieser Veränderungen ist das letzte Überbleibsel einer einstmals blühenden Industriekultur auf der Schwanthalerhöhe quicklebendig. Hinter den denkmalgeschützten Ziegelfassaden rotiert eine der leistungsstärksten und modernsten Abfüllanlagen, während nebenan die klassischen Hirschen – die 200-Liter-Holzfässer – gekühlt werden. „Gerade diese Verbindung von Tradition und Moderne ist es, die dem Augustiner seinen unverwechselbaren Platz auch langfristig sichern wird", meinte Andreas Lotte im Gespräch mit Geschäftsführer Werner Mayer und lobte die Konzentration des Unternehmens auf wenige, aber charakteristische Gebinde, unter denen das Helle die meistverkaufte Sorte ist. Der Besuch klang schließlich bei anregenden Gesprächen und strahlendem Sonnenschein auf der Biergartenterrasse aus.
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