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„100 Meter Zukunft“

Aktionstag am 23. August

Diese Studenten der Technischen Universität München wollen „100 Meter Zukunft“ auf der Schwanthalerstraße simulieren. Von links: Markus Westerholt, Michelle Hagenauer, Magdalena Schmidkunz, Annika Hetzel, Linus Schulte und Maximilian Steverding. (Bild: Elif Simge_Fettahoglu Özgen)

München ist mit 4.668 Bewohnern pro Quadratkilometer die am dichtesten besiedelte Stadt Deutschlands. Der sogenannte „Drängelfaktor“ ist damit enorm hoch. „Corona macht es jetzt noch deutlicher, dass Platz nötig ist“, erklärt Sylvia Hladky, die im Vorstand von Klimaherbst e.V. sitzt. Der Verein Klimaherbst will nun ein Projekt starten, das sich mit der Frage auseinandersetzt, wie der motorisierte Individualverkehr verringert und neue Freiräume in der Stadt gewonnen werden können. Zeitgleich präsentieren Studenten der Technischen Universität München (TUM) ihre Idee unter dem Motto „100 Meter Zukunft“. Auf einer Teilstrecke der Schwanthalerstraße wollen die Studenten simulieren, wie öffentlicher Stadtraum für Begegnung und Nachbarschaft genutzt werden kann. Aktionstag dafür ist der 23. August.

Autoreduziertes Quartier

„Westend Kietz“ heißt das Projekt, das der Verein Klimaherbst angehen will und um dessen Unterstützung Hladky jüngst beim Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) warb. Die Idee: Unter Beteiligung der Stadtviertelbewohner könnte im Karree Kazmairstraße/ Schießstättstraße/ Ganghoferstraße/ Schwanthalerstraße eine Testfläche für ein autoreduziertes Quartier entstehen. In Barcelona etwa gebe es bereits ein solches Projekt der sogenannten „Superblocks“, was u.a. beinhalte, dass im festgelegten Geviert nur Anwohner fahren dürften, erklärt Hladky. Einige Erfahrungen mit der Umwidmung von Stadtraum zugunsten von mehr Grün oder Begegnungsflächen hat man im Westend bereits gemacht, etwa mit den Parklets letztes Jahr. Diese Erfahrung habe gezeigt, wie wichtig vor allem das Gespräch mit den Bürgern ist. In öffentlichen Diskussionen gelte es herauszufinden, welche Maßnahmen mehr Lebensqualität versprechen und ausprobiert werden könnten.

"Denkanstoß geben"

Ganz konkret gehen die Studenten der TUM ihre Idee der autofreien Straße am 23. August an. „100 Meter Zukunft“ sollen dann für kurze Zeit Gegenwart werden, wenn die Schwanthalerstraße zwischen Hermann-Lingg- und Paul-Heyse-Straße für den motorisierten Verkehr gesperrt wird. Konsumfreie Sitzplätze, eine Fläche für Happenings, Bäume, Begegnung und Gespräch – all das soll zeitweise auf der sonst vielbefahrenen und unwirtlichen Schwanthalerstraße Platz finden. „Wir wollen einen Denkanstoß dafür geben, wie es sein könnte“, erklärt Maximilian Steverding. Zum „Referat für Stadtverbesserung“ hat sich die Gruppe von Architektur- und Urbanistik Studenten der TUM zusammengetan, namentlich Magdalena Schmidkunz, Annika, Hetzel, Michelle Hagenauer, Linus Schulte, Maximilian Steverding und Markus Westerholt. Einen Antrag zur „temporären Neuordnung der Schwanthalerstraße“ haben sie jüngst beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) eingereicht.

Projektstart nächstes Jahr

Wie verschieden die Ansichten über Lebensqualität in der Stadt sein kann, zeigte sich indes an den Reaktionen der BA-Mitglieder. Einige befürworten die Aussicht auf autofreie Straßen, andere sorgen sich um den Verdrängungseffekt des Autoverkehrs. Wilhelm Mundigl (SPD-Fraktionssprecher) fragt: „Was ist, wenn die Studie zeigt, dass die Leute lieber ihre Autos behalten wollen, statt Spielstraßen einzurichten?“ Die Frage nach den unterschiedlichen Ansprüchen an den Stadtraum und die Erarbeitung notwendiger Kompromisse werde ein wichtiger Teil des Projekts sein, erklärt Hladky. Für die Ergebnisse wolle man offen bleiben. Im Frühjahr 2021 könnten die öffentlichen Diskussionen über den „Westend Kietz“ an den Start gehen. Der BA 8 versprach, sich über das Projekt zu beraten und nach dem Sommer seine Einschätzung dafür abzugeben.


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