Ziemssensklinik feiert ihren 200. Geburtstag
Vor den Toren München wurde 1813 der Grundstein einer "Ein-Klassen-Medizin" gelegt
Am 1. September 1813 wurde das Allgemeine Städtische Krankenhaus vor den Toren Münchens eröffnet. Aus dieser "Keimzelle" wurde die Medizinische Klinik Innenstadt, in der Bevölkerung unter dem Namen "Ziemssenklinik" bekannt. Im Oktober feiert die LMU den 200. Geburtstag der Klinik.
Keimzelle gebar Leuchttürme
Sie bietet heute eine Vielzahl internistischer Schwerpunkte, die gemeinsam einen Behandlungsansatz für komplexe Erkrankungen verfolgen. Die Endokrinologie versorgt die europaweit größte Anzahl von Patienten mit hormonbildenden Tumoren, das Diabeteszentrum spielt eine wichtige Rolle in Forschung und Patientenversorgung bei Schwangerschaftsdiabetes. Zur Medizinischen Klinik IV gehören auch die Rheumatologie, Angiologie und Infektiologie in der Pettenkoferstraße, die Abteilung für Klinische Pharmakologie und die Abteilung für Tropenmedizin, die in der Leopoldstraße angesiedelt ist. Heute sind in dem Gebäude "Ziemssenstraße" zusätzlich die Medizinischen Kliniken I (Kardiologie), und V (Pneumologie) des Klinikums der Universität München untergebracht. "Die Rheumatologie, Angiologie, die Endokrinologie und Diabetologie sowie die Infektiologie, sind, neben der Nephrologie, 'Leuchttürme' mit weit überregionaler Relevanz", so Prof. Dr. Martin Reincke, Klinikdirektor.
Portalklinik soll 2019 fertig sein
Reincke wird einmal die neue Portalklinik leiten. Die wird in direkter Nachbarschaft zur Ziemssenklinik auf dem Gelände an der Ecke Nussbaum- / Ziemssenstraße bis 2019 entstehen.
Die Portalklinik am Campus Innenstadt wird Ambulanzen und eine Notaufnahme sowie 200 interdisziplinär genutzte Betten umfassen. Die Ambulanz ist auf ca. 50.000 Fälle jährlich ausgelegt. "Die Portalklinik sichert die Akut- und Notfallversorgung von internistischen und chirurgischen Patienten am Standort. Die Organisation der Klinik soll krankheits- bzw. organbezogen konzipiert werden: Zum Beispiel sind u.a. Organsystem-übergreifende Portale etwa für die Betreuung von Patienten mit Hormonstörungen und rheumatischen Erkrankungen geplant. Es sollen zielgruppenorientiert auch ein Perinatalportal – als Geburtszentrum mit rund 2.000 Geburten jährlich – und ein Senioren-Portal geben", sagt Prof. Reincke.
Glanzvolle Geschichte
Die Eröffnung des Allgemeinen Städtischen Krankenhauses vor den Toren Münchens 1813 markiert für die Stadt den Beginn einer naturwissenschaftlich orientierten Medizin, die von Anfang an allen Bürgern, unabhängig von ihrer sozialen Stellung, dienen sollte. Mit dem Umzug der Universität von Landshut nach München im Jahre 1826 wurde das Allgemeine Krankenhaus zur Universitätsklinik und damit zur Keimzelle des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität.
Die Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul übernahmen für die Dauer von 165 Jahren die Pflege der Kranken. Daneben wirkten in der Klinik in den vergangenen 200 Jahren immer wieder herausragende Leiter und Spezialisten. Hierzu zählen berühmte historische Personen wie der Arzt Johann Nepomuk von Ringseis (1785-1880), der auch als Professor an der medizinischen Fakultät der Universität München tätig war. Der Arzt Josef Lindwurm (1824-1874) leitete die dermatologische Abteilung. Auch der erste dermatologische Lehrstuhl Deutschlands entstand unter seiner Leitung. Weiterhin war Hugo Wilhelm von Ziemssen (1829-1902) Internist, Hochschullehrer an der Ludwig-Maximilians-Universität und Direktor des damaligen Städtischen Krankenhauses links der Isar und heutigen Klinikums der Universität München.
Tag der offenen Tür
Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der Medizinischen Klinik Innenstadt findet am Mittwoch, 23. Oktober, ein Symposium inklusive eines Festaktes im großen Hörsaal der Medizinischen Klinik zum Thema "Zeit in der Medizin" statt. Weiterhin bietet der Tag der offenen Tür am Freitag, 25. Oktober, von 11 bis 18 Uhr Interessierten die Möglichkeit, sich über das Leistungsspektrum und die Entwicklung der Inneren Medizin am Campus Innenstadt zu informieren. In der Inneren Medizin werden Messungen des Blutzuckers und des Blutdrucks sowie ein Lungenfunktionstest angeboten. Auch Kochvorführungen mit Verkostung und eine Diätberatung stehen auf dem Programm. Bei einem Rauschbrillenparcours kann jeder einmal im nüchternen Zustand einen Vollrausch simulieren und erleben, welche motorischen Ausfälle damit verbunden sind.
In historischen Führungen wird die Geschichte der Medizinischen Klinik lebendig: Bedeutende Mediziner, nach denen Straßen in der Münchner Innenstadt benannt wurden, werden vorgestellt. Gleiches gilt für das segensreiche Wirken der Barmherzigen Schwestern, die fast 170 Jahre die Pflege verantworteten. Die Führungen durch die Klinikkirche geben Einblicke in eine lange Geschichte der christlichen Seelsorge.
Aktuelle Informationen aus vielen Bereichen der Inneren Medizin, der Chirurgie, der Notfallmedizin und der Geburtsmedizin werden an Ständen und in Vorträgen – oft durch Chefärzte – vermittelt. Besucher können Zentrallabors, die Endoskopie, die Radiologie mit Magnetresonanz- und Computertomografen besichtigen, ein Rettungswagen der Feuerwehr wird präsentiert, Selbsthilfegruppen stellen sich vor, und auch praktische Übungen zum richtigen Lagern von Patienten werden angeboten.
Schließlich wird auch das Zukunftskonzept für die universitätsmedizinische Versorgung im Herzen Münchens erklärt. Idee und Konzept der "Portalklinik" sowie die Anbindung an die Medizinische Klinik werden vorgestellt.
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