"Wir tragen doch alle eine Maske"
Die "context factory" macht Theater im Kulturkeller
Theaterwelten erschaffen und sichtbar machen: Diesen Traum erfüllte sich Florian Steinert-Niewierra, indem er 2012 die Theatergruppe "context factory" gründete. Seit fünf Jahren arbeitet er mit anderen Theaterbegeisterten im Kulturkeller an der Westendstraße 76 an Inszenierungen. Das Amateur-Ensemble zeigt seine aktuelle Produktion "Das Bildnis des Dorian Gray" am Samstag, 14. Juli, im Rahmen der Kunst- und Kulturtage "Westend hat ein Gesicht".
Nach zwei Komödien eines zeitgenössischen amerikanischen Autors hat sich die context factory den Klassiker von Oscar Wilde vorgenommen. "Es muss eine Story sein, die fesselt und packt. Etwas, wo sich der Zuschauer wiederfindet", erklärt Florian Steinert-Niewierra seine Wahl des Stücks. Das treffe auch für Dorian Gray, den "Klassiker schlechthin" zu, mit dem sich der Ensemble-Gründer und Regisseur schon während seines Studiums der englischen Literaturwissenschaft beschäftigt hatte. "Die Thematik Eitelkeit und Schön-sein-wollen hat ja nichts von ihrer Aktualität verloren."
Masken und Bilderrahmen
Im Rahmen der vorhandenen Möglichkeiten der Bühne im Kulturkeller lasse man sich passende optische und akustische Effekte einfallen: In einer Szene tragen die Schauspieler Masken und ihr Text wird über Lautsprecher eingespielt. "Wir tragen doch alle eine Maske", erklärt der Regisseur die Idee, "gerade im gesellschaftlichen Leben. Wie es dahinter aussieht, ist etwas ganz anderes." Ein weiteres wichtiges Requisit der Inszenierung ist ein Bilderrahmen, den sich die context factory extra selbst gebaut hat. Die Schauspieler hantieren damit auf vielfältige Weise.
Alle im Ensemble haben einen anderen Hauptberuf und widmen der "context factory" ihre Freizeit aus Leidenschaft am Theater. Jedes Mitglied bringt andere Talente und Erfahrungen ein und es gibt auch Wechsel, wenn Interessierte dazu kommen oder jemand keine Zeit mehr hat. "Wir sind mit dem Kulturkeller gewachsen", sagt Florian Steinert-Niewierra. "Es ist natürlich toll, dass wir im selben Raum proben und auch aufführen können."
Bühne für Musik
Unter Musikern und Musikfreunden ist der Kulturkeller weitaus bekannter: Seit zwölf Jahren läuft hier jede Woche der Westendjam, eine offene Bühne zum spontanen Mitmusizieren. Immer am ersten Freitag des Monats wird auf akustischen Instrumenten gespielt, Motto: "Songs am Kaminfeuer". An den anderen Freitagen kommen auch Verstärker und Lautsprecher zum Einsatz. Am Freitag, 13. Juli, heißt es hier ab 20.30 Uhr: Neighborhood Jam - Einsteiger willkommen. Näheres unter www.kulturkeller.com.
Jugend und Schönheit
Dass sich der Kulturkeller auch als Theaterbühne etabliert, dafür sorgt die context factory: Seit diesem Jahr gibt es auch die Homepage www.context-factory.com mit Hintergründen und Informationen über die vergangenen Produktionen. In "Das Bildnis des Dorian Gray" spielen Andrea Arnhold, Christoph Bergemann, Christopher Carter, Patrick Hampp, Michaela Hoyer, Esther Scharf und Florian Steinert-Niewierra.
Zur Handlung: „Ich bleibe für immer jung, stattdessen altert das Bild!“ – Mit diesen Worten besiegelt der junge Emporkömmling Dorian Gray einen Pakt mit dem Bösen und blickt dabei auf das Portraitbild, das ihm sein Freund Basil Hallward gemalt hat. Der nun nie alternde Dorian wird von dem Lebemann Lord Henry Wotton in eine Welt voller Luxus, Lust und Oberflächlichkeit eingeführt. Es ist wie ein Sinnesrausch, der alle blendet: Bald schon will die gesamte Londoner Gesellschaft mit ihm wegen seiner Jugend und Schönheit zusammen sein. Selbst dann noch, als Dorian nicht davor zurückschreckt, über Leichen zu gehen. Aber die Wahrheit lässt sich nicht für immer verbergen...
Tickets für die Vorstellung am Samstag, 14. Juli, können per E-Mail unter tickets@context-factory.com bestellt oder ab 19.30 Uhr an der Abendkasse gekauft werden. Der Eintritt beträgt zehn Euro, ermäßigt acht Euro. Vorstellungsbeginn ist um 20 Uhr.
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