Schulprojekt statt Gedenktafel
Bergmannschule: geschichtsträchtig als KZ-Außenstelle
Eine Gedenktafel an der Außenfassade soll darauf hinweisen, dass die Bergmannschule von Januar bis April 1945 eine Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau beherbergte. Dies beantragte der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) bereits im Januar 2015 bei der Stadt. "Diese Schule ist eine der geschichtsträchtigsten in ganz München, wenn nicht sogar in ganz Bayern, da dort unserer Erkenntnis nach Alexander Schmorell, Hans Scholl und Willi Graf, Mitglieder der Weißen Rose, ihren Militärdienst ableisten mussten", erklärte BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne). "Die Gedenktafel soll sowohl an die Mitglieder der Weißen Rose erinnern, besonders an Alexander Schmorell, der 2012 von der russisch-orthodoxen Kirche heilig gesprochen wurde, als auch an den Tatbestand, dass die Bergmannschule – leider – eine Außenstelle des KZ Dachau gewesen ist", so die BA-Vorsitzende. Der Wunsch nach der Gedenktafel sei aus der Bevölkerung an den Schulleiter Friedrich Fichtner herangetragen worden.
Im Jahr 2016 feiert die Bergmannschule ihr 125-jähriges Bestehen. "Herr Fichtner und ich könnten uns sehr gut vorstellen, eine solche Gedenktafel im Rahmen der 125-Jahr-Feier im Juli 2016 zu enthüllen", erklärte Sibylle Stöhr.
Gegeneinander ausgespielt
Doch nun erreichte ein abschlägiger Bescheid den Bezirksausschuss. Gedenktafeln gebe es schon genug, stattdessen regt die Stadt ein Schulprojekt zur Geschichte der Bergmannschule an. "Ich finde es überhaupt nicht in Ordnung, dass das gegeneinander ausgespielt wird", empörte sich Sarah Seeßlen (Grüne). "Eine Gedenktafel außen, die von Passanten wahrgenommen wird, und ein Projekt für die Schüler drinnen haben doch überhaupt nichts miteinander zu tun."
Keine Häufung
BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr will nun auf das Schreiben antworten, dass der Bezirksausschuss keine inflationäre Häufung von Gedenktafeln auf der Schwanthalerhöhe sehe und die Tafel weiterhin fordere, ganz unabhängig vom (von allen Seiten begrüßten) Schulprojekt. "Der Wunsch kommt aus der Bevölkerung und ich wünsche mir, dass die Stadt das ernst nimmt", sagte sie in der September-Sitzung des Stadtteilparlaments.
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