"Parklet heißt nicht Partyzone"
Bürger haben Ideen für Straßengestaltung im Sommer
Warum ausgerechnet hier? Mit Sorge vor weiterer Lärmbelastung kamen Anwohner der Ecke Schwanthalerstraße / Parkstraße zunächst in die Juni-Sitzung des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8) und zwei Tage später in die Bürgerbeteiligungsveranstaltung zur "saisonalen Umnutzung von Straßenräumen". Im Sommer sollen ein paar Parkplätze am Straßenrand mit so genannten Parklets überbaut werden, die mehr Aufenthaltsqualität für die Menschen schaffen: Diese Idee der "Sommerstraßen" aus Städten wie Stockholm hat zahlreichen Mitgliedern des Münchner Stadtrats gefallen. Auch Gerhard Mayer und Ulrike Boesser (SPD), die im April 2017 den Antrag auf ein entsprechendes Pilotprojekt in ihrem Viertel gestellt hatten. "Damals gab es den ,Schwarzen Dackel' noch nicht", betonte Ulrike Boesser an beiden Abenden. Sie wies auch darauf hin, dass es sich um einen Versuch handle: "Wenn sich herausstellt, dass das zu einer Partyzone wird, dann wird das gleich beendet." Eine Anwohnerin entgegnete: "Wir haben hier bereits eine Partyzone, da muss man keinen Test machen." Jeden Morgen finde sie Müll im Fahrradkorb. "Wir haben alte Fenster, wir können nachts nicht schlafen", klagte ein Nachbar.
Dass Parklet nicht Partyzone bedeuten muss, erläuterten Heinz Grünberger vom Baureferat und Silvia Gonzalez von der Umweltorganisation Green City den knapp 50 Besuchern der Bürgerveranstaltung. Blumenwiesen, Bäume, Hochbeete, Fahrradständer seien auf der zwei Meter breiten und fünf Meter langen Fläche eines Parklets möglich, und noch Vieles mehr: "Es geht um Aufenthaltsqualität für Sie." Sie warb dafür, dass die Anwohner Patenschaften für "ihre" Parklets übernehmen, Pflanzen gießen und nach dem Rechten sehen: "Wir schauen so alle zwei oder drei Tage vorbei, aber Sie sind ja vor Ort."
Eine Mutter der Elterninitiative Lummerland in der Tulbeckstraße meldete sich zu Wort: Sie finde die Idee großartig und würde sich über ein Parklet vor dem Kindergarten sehr freuen. Die Kinder hätten ganz viele Ideen, wie sie so eine Fläche gestalten würden, von Sandkasten bis Kinderbuch-Tauschregal. Der Kindergarten könne auch die Patenschaft übernehmen und nutze den Platz nur tagsüber.
Andere Standorte
Der Vorschlag, die geplanten acht Parklets im Viertel zu verteilen, fand große Zustimmung. Es wurden auch einige weitere mögliche Standorte genannt: vor der Büchergalerie in der Ligsalzstraße etwa, vor der Eisdiele in der Tulbeckstraße, dem Edeka in der Gollierstraße oder vor dem Büro des "Netzwerk Klimaherbst" in der Parkstraße 18. Auf einem großen Plan des engeren Umkreises konnten die Bürger Punkte einkleben, an welcher Stelle sie sich Begrünung, Fahrradständer oder Sitzgelegenheiten wünschen würden. "Kann ich auch überall Parkplätze kleben?", fragte ein Mann. Später stellte er aber klar, dass auch er nicht überall Autos haben wolle. Dass an der neuralgischen Einmündung Parkstraße / Schwanthalerstraße niemand Sitzgelegenheiten – Zwischenruf: "auch keine Stehgelegenheiten!" – möchte, war abzusehen. "Vielleicht können wir die anderen Standortvorschläge überdenken und hier an der Ecke wirklich nur ein einziges Parklet machen. Mit einem Fahrradständer und einem Hochbeet", dachte Silvia Gonzalez laut nach.
Die Idee von Hochbeeten mit Gemüse wurde allerdings zerpflückt: "Wir haben hier Parksuchverkehr ohne Ende. Meinen Sie, das Gemüse vom Straßenrand will jemand essen?"
Barfußpfad und Slackline
Auf großen Postern war Platz für sonstige Ideen, und hier brachten die Besucher des Abends, darunter auch Kinder, sehr kreative Ideen ein: Eine Hängematte, ein Barfußpfad, ein Schwimmbecken, eine Kletterwand, ein Maltisch, ein Fitnesstrainer oder eine Slackline zum Balancieren könnten sich die Anwohner vorstellen.
So geht es weiter
Am 26. Juni soll der Münchner Stadtrat darüber entscheiden, ob er die Mittel für das Pilotprojekt Parklets – laut Antrag in der Schwanthalerstraße – bereitstellt. "Seit 15 Jahren arbeite ich bei Green City, und nun endlich passiert dieses Wunder, dass offenbar eine Mehrheit des Stadtrats so etwas möchte", sagte Silvia Gonzalez. Ein Anwohner betonte, dass sich die geäußerte Kritik und die Sorgen nicht gegen die Idee an sich richteten.
Die Vorschläge der Bürgerbeteiligung werden nun von Green City ausgewertet. Sofern der Stadtrat am 26. Juni das Projekt beschließt, gibt es direkt am 27. Juni eine Informationsveranstaltung, bei der die Pläne präsentiert werden. Vorschläge und Anregungen können Anwohner bis dahin an stadtgestaltung@greencity.de schicken. Ab dem 8. Juli sollen die Parklets aufgebaut werden, hierfür sind die Bürger auch zum Mithelfen eingeladen. Am 12. Juli sollen die Parklets dann eröffnet und spätestens am 20. September wieder abgebaut werden.
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