"Krass kommerziell"
Debatte über Nutzung der Theresienwiese
"Nutzung der Theresienwiese" steht alle Jahre wieder auf der Tagesordnung des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8), und zwar unter dem Punkt "Anhörungen". Das heißt, die Stadtverwaltung stellt den angrenzenden Bezirksausschüssen die Veranstaltungen vor, die fürs kommende Jahr auf der Theresienwiese beantragt wurden, und bittet sie um eine Stellungnahme. Auswirkungen auf die tatsächliche Genehmigung der Veranstaltungen hat das nicht. Im Stadtteilparlament wird dennoch darüber debattiert und abgestimmt, ob das Gremium dafür oder dagegen ist.
Angesichts der Liste der angefragten Veranstaltungen für 2017 sagte Sarah Seeßlen (Grüne), sie finde es "schade, dass krass kommerzielle Veranstaltungen inflationär zunehmen." Wegen des kommerziellen Charakters spricht sich der Bezirksausschuss 8 seit vielen Jahren gegen das Rewe Family Fest aus – "es wäre mal interessant, warum die Stadt so gar nicht darauf reagiert", meinte Sarah Seeßlen. Da könne man ja mal nachfragen, pflichtete ihr Thomas Hofstätter (CSU) bei. "Nach 14 Tagen Frühlingsfest sieht's nicht so aus wie nach einem Tag Rewe", kritisierte er. Das sah Holger Henkel (SPD) ganz anders: Er könne keine übermäßige Vermüllung feststellen. Die Veranstaltung werde, so sein Eindruck, "von vielen aus dem Viertel gern angenommen." Zusammen mit Fraktionskollegin Ingrid Pfaue stimmte er für das Rewe Family Fest, die übrigen anwesenden BA-Mitglieder stimmten dagegen.
Gegen Street Food
"Food Trucks" liegen schwer im Trend: mobile Küchen, die unterschiedlichste, hochwertige Speisen anbieten – Imbiss, der weit über Pommes und Bratwurst hinausgeht. Eine Eventagentur möchte im Mai/Juni um die 50 solcher Trucks nebst rund 15 anderen Ständen U-förmig auf dem Nordteil der Theresienwiese zu einem "Internationalen Street Food Festival" versammeln. "Da gibt es Essen auf die Hand in Einweggeschirr", erklärte BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Grüne). Die Müllproblematik sei hier kritisch zu sehen. Einstimmig lehnte der Bezirksausschuss das kulinarische Festival ab.
Gegen Sonnwendfeuer
Das geplante Sonnwendfeuer wurde, wie schon im vergangenen Jahr, ausschließlich von Thomas Hofstätter unterstützt. Der Truderinger Burschenverein stehe dahinter, auch wenn eine Eventagentur für die Durchführung verantwortlich sei. Willy Mundigl (SPD) widersprach jedoch dem Argument der Traditionsveranstaltung: "Tradition is a schöne Gschicht, aber ein Sonnwendfeuer gehört aufs Brauneck oder auf d' Karwendelspitz, aber nicht auf die Theresienwiese", so seine Meinung. Mehrheitlich lehnte der Bezirksausschuss auch diese Veranstaltung ab.
Für die Afrika-Tage
Einzig die Afrika-Tage fanden Zustimmung bei der Mehrheit des Gremiums: "Ich möchte nicht so tun, als ob diese Veranstaltung nichts mit Kommerz zu tun hätte", betonte Sarah Seeßlen, "aber sie wird toll angenommen und die Beschwerden von Anwohnern haben sich im Rahmen gehalten." Zum zehnten Mal soll sich übers Pfingstwochenende 2017 Afrika-Feeling auf der Theresienwiese ausbreiten, mit zahlreichen Ständen und Konzerten.
Zirkus des Horrors
Eine Gastspielerlaubnis für 2017 – ohne Anhörungsrechte der Bezirksausschüsse – hat bereits ein "Zirkus des Horrors" bekommen. In der Beschreibung heißt es: "Der Zeremonienmeister Nosferatu erwartet die Gäste an der Pforte und begleitet sie durch den Zirkus der lebenden Toten, Mumien, Dämonen und Vampire. Ein Besuch im Zirkus des Horrors ist nichts für schwache Nerven.“ Angesichts der Vorkommnisse mit Horror-Clowns hält Sibylle Stöhr dieses Gastspiel für problematisch: "Das würde ich dem Referat für Arbeit und Wirtschaft auch so mitteilen. Die Mitglieder des Wirtschaftsausschusses sollten sich das genauer anschauen."
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