Keine Angst vor Monitorus
Im Abschlussmusical an der Guldeinschule kommt das Fernsehen eher schlecht weg
Einen fulminanten Abschluss fand die diesjährige Musical-AG der Grundschule an der Guldeinstraße am vergangenen Donnerstag: Vor Eltern und Freunden führten die Kinder der zweiten bis vierten Klassen in der Turnhalle der Guldeinschule ihr Musical „Drei Wünsche frei“ auf. Darin geht es um den fiesen Monitorus, dem es gelungen ist, alle Traumflieger in seinem Verlies einzusperren und somit den Kindern die Erinnerung an ihre Träume und damit auch ihre Fantasie zu rauben. Nur Herbert, dem einzigen Jungen, der noch nicht eingeschlafen war, gelingt es schließlich mit Unterstützung des Wurzelzwerges Kalli, der Elster Dorothea, der Feldmaus Mathilde und der lustigen Maulwurfbrigade die gefangenen Traumflieger zu befreien und somit die Fantasie der Kinder zu retten.
Gemeinschaftsgefühl gestärkt
„Ihr habt mir gezeigt, welche tollen Ergebnisse aus einer Musical-AG heraus entstehen können. Das sollten wir wenn möglich unbedingt fortführen“, lobte Schulleiterin Petra Ihl nach der Vorstellung. Seit Januar hat die in diesem Schuljahr erstmals gegründete Musical-AG an der Guldeinschule jeden Montagnachmittag für eineinhalb Stunden die Aufführung des Stückes geprobt. „Die Kinder haben aus der Zeit extrem viel mitgenommen zum Beispiel für ihr Selbstwertgefühl“, erklärt Lehrerin Melanie Scheuerbrand, die die Leitung der Musical-AG übernommen hat. Sprachlich schwächere Schüler hätten mit dem Stück auch ihr Sprachgefühl verbessern können. Vor allem sei aber auch das Gemeinschaftsgefühl der Schüler gestärkt worden und jeder, der konnte, habe etwas zum Gelingen des Projektes beigetragen. So hat etwa die Klasse 4c die große Bühne gebaut. „Aber auch die Eltern und die anderen Lehrer haben uns toll unterstützt“, freut sich Melanie Scheuerbrand.
„Öfter auch mal rausgehen“
Vor allem war der Pädagogin aber auch der Inhalt des Stückes wirklich wichtig: Der Monitorus, der etwa zur Mitte des Stückes unter Begleitung bedrohlicher Musik als schwarz umhüllte Gestalt mit einem Bildschirm statt einem Kopf die Bühne betritt, steht stellvertretend für die übermäßige Nutzung von Fernseher, Computer und anderen Bildschirmmedien. „Es sollte den Kindern schon vermittelt werden, dass zuviel Fernsehen tatsächlich die Fantasie fressen kann und dass es einfach auch wichtig ist, öfter einmal rauszugehen und tatsächlich etwas zu erleben“, so Melanie Scheuerbrand.
Der ganz radikalen Meinung des bekannten Hirnforschers und Neurobiologen Manfred Spitzer, der auch in seinem neuesten Buch „Digitale Demenz“ wieder die These vertritt, digitale Medien würden dick, dumm und aggressiv machen, möchte sich die Pädagogin aber nicht anschließen: „Ich finde, dass diese These zu extrem formuliert ist. Es muss nicht immer sein, dass digitale Medien nur schlecht sind. Im Gegenteil: Bei sinnvoller Nutzung können sie für uns alle von Vorteil sein“, so Melanie Scheuerbrand. „Aber es ist wie immer im Leben: Das Mittelmaß sollte meiner Ansicht nach angestrebt werden.“
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