Gemeinsam an einem Tisch
Straßenfest vom Kösk bis zur Ligsalz8 – und viel Kultur
Erst läuft der Countdown, und wenn die Ferien endlich da sind, läuft erst mal nichts mehr, schreibt Pfarrer Bernd Berger im Gemeindebrief der Auferstehungskirche. Was jetzt nicht erledigt ist, muss oder kann warten – "Zeit, die Seele baumeln zu lassen, der puren Daseinsfreude zu frönen, Bauklötze zu staunen und den eigenen Seelenspeicher prall zu füllen."
Obwohl die Ferien begonnen haben, ist im Westend aber noch eine Menge los. Die Kunst- und Kulturtage "Westend hat ein Gesicht" dauern noch bis zum 10. August und bieten vielfältige Gelegenheiten, der puren Daseinsfreude zu frönen, Bauklötze zu staunen und interessante Begegnungen zu erleben.
Am Samstag, 3. August, veranstalten das Kösk und das Wohnprojekt Ligsalz8 eine "Tavolata", das bedeutet Tischgemeinschaft und ist ein Straßenfest von der Ligsalzstraße 8 bis zur Schrenkstraße 8. Die gemeinsame Tafel reicht vom einen Gebäude bis zum anderen, und von 16 bis 24 Uhr wird gegessen und gefeiert. Den Auftakt macht eine "Behinderung ist Rebellion"-Parade durchs Westend, die um 15 Uhr an der Schnecke am Bavariapark startet. Die Express Brass Band begleitet die Parade und spielt dann ab 16 Uhr beim Straßenfest weiter. Es folgt dort ein buntes Rahmenprogramm, unter anderem mit weiteren Bands und dem Angebot, auf mitgebrachte T-Shirts oder Taschen zu siebdrucken.
Freiräume in der Stadt
Noch eine zweite Parade wird im Laufe des Nachmittags bei der Tavolata eintreffen: der "München MöchteGern Freiraum-Konvoi 2019". Er startet um 15 Uhr am Resi-Huber-Platz (Brudermühlstraße in Sendling). Eine bunte Karawane schlängelt sich durch die Straßen. Von Lastern schallt Musik, Räder, Rikschas, Rollschuhe rollen durcheinander, Seifenblasen fliegen durch die Luft, Kaffee und Kuchen werden serviert, und über das Was-wer-und-warum informiert der Infoanhänger. Auch dieses Jahr lädt ein Konglomerat aus verschiedenen Kultur- und Wohnprojekten zum seit 2012 immer wieder stattfindenden Freiraum-Konvoi ein – "denn wir sehen weiterhin kein Licht im Dunkel im immer zuspekulierteren, zugentrifizierteren München, kaum Chancen und Freiräume für kleine, unkommerzielle, liebevolle, bunte Projekte oder Kollektive, Bands oder einzelne Engagierte, die doch so viel mehr Leben, Farbe und Klang in unser sauberes, steriles München bringen könnten", erklären die Veranstalter, darunter auch die Ligsalz8, das "department of volxvergnuegen" (iRRland), Stattpark Olga, Hin und Weg, Kafe Kult, Klimacamp und Rad und Tat.
Raum für Improvisation
Immer am ersten Sonntag im Monat wird die Auferstehungskirche (Gollierstr. 55) mit wundersamen Klängen erfüllt: Chossys WunderKammerMusik nimmt die Zuhörer mit auf eine musikalische Reise mit spontaner, intuitiver Musik zum träumerischen Abtauchen und Abheben. Auch am 4. August von 18 bis 18.45 Uhr öffnet Künstlerin und Sängerin Regine von Chossy mit ihren Musikerkollegen die musikalische Wunderkammer.
Wie würde ich mich fühlen?
Auch der Gesundheitsladen München (Astallerstr. 14) ist mit einigen Veranstaltungen an den Kunst- und Kulturtagen im Westend beteiligt. Den Abschluss bildet die interaktive Ausstellung "Land der Kulturen", die am Montag, 5. August, um 16 Uhr eröffnet wird. "Wie würde ich mich dabei fühlen?" ist die zentrale Frage des Parcours für die Besucher. Er macht erlebbar, mit welchen alltäglichen Schwierigkeiten man selbst in der Fremde konfrontiert wäre. Die Herausforderungen wurden von Menschen mit Fluchterfahrung entwickelt und basieren auf deren eigenen Erfahrungen in Deutschland. Zum Beispiel: Finde dich auf einem Fahrplan mit unbekannten Schriftzeichen zurecht, orientiere dich in einem fremden Kalendersystem, präge dir einfache Sätze ein... Der Perspektivwechsel soll Vorurteile und Berührungsängste abbauen, Verständnis schaffen, Empathie fördern und Rassismus entgegenwirken. Begehbar ist das "Land der Kulturen" dann noch bis Freitag, 9. August. Die Zeiten: Dienstag bis Donnerstag von 10 bis 18 Uhr, Freitag 10 bis 13 Uhr.
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