Eine Nacht voller Entdeckungen
Erste Westend-Musiknacht am 21. Oktober
Auf die erste Westend-Musiknacht freuen sich (hinten von links): Willi Wermelt (Veranstalter), Sibylle Stöhr (Bezirksausschuss), Tricia Leonard, Conny "Cat" Merritt (Musikerinnen) sowie (vorne von links:) Gurdan Thomas (Musiker), Oliver Weiße (Musiker, The Deadful Greats), Claudia Bethcke (Leiterin Ledigenheim) und Andree Heikes (Veranstalter). (Foto: ds)
Im Viertel wird gerockt, gesoult, gebluest, gejazzt, geswingt und gesungen: Am 21. Oktober erlebt das Westend seine erste Musiknacht. Willi Wermelt ist Begründer der Musiknacht in Neuhausen, deshalb weiß er, wie das läuft: "Wenn das Wetter nicht so fußgänger-unfreundlich ist wie im Moment, dann spürt man die Bewegung im Viertel", sagte er bei der Pressekonferenz im Bürgerheim.
Ausgesprochen publikumsfreundlich ist nämlich das Konzept: Die Bands in den 19 verschiedenen Locations beginnen ihr Konzert jeweils zur vollen Stunde und spielen rund eine Dreiviertelstunde. Damit ist überall zur selben Zeit Pause, und die Besucher können sich in Ruhe zum nächsten Ort bewegen, wo dann ein neues Konzert beginnt: um 20 Uhr, um 21 Uhr und um 22 Uhr.
Die Orte, das sind bekannte Wirtshäuser und Bühnen sowie andere Locations, die man sonst nicht als Konzertbühne erlebt. So können die Besucher nicht nur die unterschiedlichsten Bands für sich entdecken, sondern auch Veranstaltungsorte. Wer zum Beispiel noch nie im Ledigenheim war, kann dort die "vulgarischen eineiigen Fünflinge" Dillitzer erleben. "Eine extrem originelle Band", findet Andree Heikes, der die Westend-Musiknacht zusammen mit Willi Wermelt veranstaltet und federführend für das Booking der Bands zuständig war. Als Gastronom hat er ein umfangreiches Kontakte-Netzwerk zu Bands, "und alle waren begeistert mitzumachen."
Dann ging es noch darum, die Bands so zu verteilen, dass Musikstil und Lautstärke zur Räumlichkeit passen. Auch auf die Nachbarn wird Rücksicht genommen, so gibt es etwa im Kulturladen Westend kein Konzert mehr um 22 Uhr. Ab 23 Uhr sammeln sich dann alle Musikbegeisterten zum Abschlusskonzert in der Kongressbar, die weit genug entfernt liegt, um keine schlafenden Anwohner zu stören.
19 Uhr am Gollierplatz
Dass das Wetter "fußgängerfreundlich" wird, darauf dürfen auch die Musiker von "Di farykte Kapelle" hoffen. Sie eröffnen nämlich um 19 Uhr die Westend-Musiknacht am Gollierplatz am Nymphen-Brunnen. Danach ziehen sie, so ist der Plan, bis 22 Uhr durch die Straßen des Viertels und geben an verschiedenen Plätzen unverstärkte Konzerte. "Vielleicht gehen sie ja auch mal in einen Waschsalon oder eine Dönerbude", meinte Willi Wermelt.
Ungewöhnliche Orte
Claudia Bethcke, die Leiterin des Ledigenheims, erklärte, warum sie sich freut, dass der so genannte Fernsehraum des Hauses gerockt wird: "Das Gebäude sieht aus wie eine Trutzburg. Bestimmt fragen sich viele Leute, was sich hinter diesen Mauern verbirgt. Man sieht ja nur, dass da irgendwelche Männer rauskommen." Sie möchte das Haus, das 400 Männern eine bezahlbare Unterkunft bietet, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Der große Raum wurde schon für die Jubiläumsfeier des Hauses, für Geburtstage und Ausstellungen genutzt und bildet jetzt erstmals den Rahmen für ein Rockkonzert.
Auch die ABC Westside Galerie ist ein ungewöhnlicher Ort zum Zuhören, denn normalerweise wird dort Kunst zum Anschauen gezeigt. Am 21. Oktober wird Tricia Leonard mit Jazzstandards und Songwriter-Perlen auftreten. Mit dabei ist auch das "Haus mit der Roten Fahne", der politische Dauerbrenner im Viertel, wo der Chor "Roter Wecker" Arbeiterlieder und mehr zum Besten gibt. Wer noch nie im wohl kleinsten Theater Münchens war, dem Mathilde Westend, hat die Gelegenheit es zu entdecken. "Polly's Disaster" besingt hier an diesem Abend die Traurigkeit. "Das passt ja auch ganz gut zum Herbst", kommentierte Willi Wermelt.
Zwischen Wiesn und Weihnachten
Und eine Musiknacht passe hervorragend ins Viertel, bedankte sich Sibylle Stöhr, Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe, bei den Organisatoren und Mitwirkenden. Der Stadtteil sei kulturell sowieso sehr aktiv, "und es ist ja mein Credo, dass wir hier immer wieder zusammenkommen, miteinander reden und feiern." In der Zeit zwischen Wiesn und Weihnachten könne man sich gut die Zeit nehmen, etwas Neues zu entdecken.
Blaues Bändchen
Zur Musiknacht gibt es einen Flyer mit einem Plan, in dem alle Locations eingezeichnet sind – ähnlich wie beim Open Westend. Wer ein blaues Eintrittsbändchen für zehn Euro erworben hat, hat damit Zutritt zu allen Veranstaltungen. "Wir freuen uns, dass so viele Wirte mitmachen", meinte Willi Wermelt. Neben dem Bürgerheim stehen beispielsweise auch das Café Gollier, das Café Marais, das Wirtshaus Zur Schwalbe oder das Wirtshaus Eder auf der Liste. Auch Institutionen wie das Multikulturelle Jugendzentrum, das Griechische Haus und der Kulturkeller sind mit dabei.
Bei der Fülle an entdeckenswerten Orten und Bands dürfte den Besuchern die Wahl schwer fallen. Und Willi Wermelt vermutet, dass es nächstes Jahr noch mehr werden.
Das komplette Programm mit Informationen zu allen Bands und Locations steht unter www.westendmusiknacht.de im Internet.
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