Der Schulleiter als Geld-Ranschaffer
Ganztagsklasse der Bergmannschule steht vor Finanzierungsproblem
"Wir wollen einen guten Ganztag, und gute Arbeit kostet Geld", erklärte Friedrich Fichtner, Schulleiter der Grundschule an der Bergmannstraße, den versammelten Mitgliedern des Bezirksausschusses (BA) Schwanthalerhöhe bei der jüngsten Sitzung. Eigentlich sei er ja Pädagoge, Schulleiter, und nicht Geld-Ranschaffer. In dieser Funktion jedoch schilderte er dem Gremium höchst engagiert seine momentanen Schwierigkeiten.
Zu Beginn des laufenden Schuljahrs, im September 2014, startete in der Bergmannschule eine gebundene Ganztagsklasse, die erste im Stadtbezirk. Hier wechseln sich die Lernphasen mit Pausen und zusätzlichen pädagogischen Angeboten ab. Zum Konzept gehört die Zusammenarbeit der Schule mit einem externen Träger für diese Zusatzangebote, dafür gibt es ein Budget. Die Bergmannschule hat einen Vierjahresvertrag mit einem Träger abgeschlossen und Fichtner wollte vor wenigen Wochen mit ihm darüber reden, ab Herbst eine zweite Ganztagsklasse zu starten. Er erfuhr jedoch, dass sich der bisherige Träger "Artists for kids" stattdessen überraschend völlig zurückziehen will.
Es fehlen 3500 Euro
"Nun habe ich viele Telefonnummern von anderen möglichen Anbietern gewählt und viele Gespräche geführt. Ich würde mit den Leuten gern über pädagogische Konzepte reden, darüber, was die mit den Kindern machen wollen – aber zu 95 Prozent reden wir über Geld", klagte Fichtner. Das Jahresbudget für zwei Ganztagsklassen betrage 22.000 Euro – "das ist nicht viel." Nun habe er einen Träger gefunden, der den Großteil des pädagogischen Angebots zum Preis von 22.000 Euro übernehmen wolle. Als zweiten Partner sei er im Gespräch mit dem ESV München, der 3500 Euro koste, aber: "Jetzt stehen wir da und können uns den ESV München nicht mehr leisten", erklärte Fichtner seine Notlage.
Notfallfonds?
"Es ist gut, dass Sie gleich Alarm schlagen", sagte der stellvertretende BA-Vorsitzende Thomas Hofstätter (CSU), dem die Einführung einer Ganztagsschule im Viertel schon seit über einem Jahrzehnt ein Anliegen war. Im Hintergrund habe der BA bereits bei den betroffenen städtischen und staatlichen Stellen alle Hebel in Bewegung gesetzt. Er habe beim Staatssekretär im Kultusministerium die Einrichtung eines Notfallfonds angeregt, denn dass ein Träger abspringt, könne ja immer mal vorkommen.
München-Zuschlag?
Margot Degen, Koordinatorin Ganztag bei der Regierung von Oberbayern und auf der Schwanthalerhöhe daheim, begleitet das Projekt ebenfalls schon lange mit großem Einsatz und sicherte ihre Unterstützung bei der Suche nach passenden "Geldtöpfen" zu – "Töpfe gibt es viele". Das Problem, dass das Budget nicht ausreicht, komme eigentlich nur in der Stadt vor, von Schulen auf dem Land habe sie davon noch nie gehört, sagte sie. "Vielleicht wäre ein München-Zuschlag eine Lösung."
Sarah Seeßlen (Grüne), Vorsitzende des Unterausschusses Budget und Finanzen, meinte, es sei "ganz schön bitter", dass Schulleiter Fichtner, der sich so sehr für die Sache einsetze, nun komplett allein gelassen werde. "Das stimmt nicht", widersprach Fichtner, er sei sehr glücklich über die städtische Unterstützung bei den notwendigen Renovierungsarbeiten an der Schule, dafür sei das Budget sehr großzügig bemessen. "Aber ich darf davon nicht die 3500 Euro für den ESV München nehmen."
Das Budget des Bezirksausschusses ist eigentlich nicht für Zuschüsse an Schulen gedacht, betonten die BA-Mitglieder. Im äußersten Notfall, sicherte Hofstätter jedoch zu, werde der BA die Bergmannschule jedoch nicht allein lassen und die offenen Kosten für ein Jahr übernehmen.
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