"Bräuchte radikale Verkehrswende"
Bürgeranliegen zu vielen Mobilitäts-Themen
Viele Anliegen zum Thema Verkehr hatten die Redner bei der Bürgerversammlung für die Schwanthalerhöhe: auswärtige Autofahrer aus dem Viertel raushalten, neue Durchfahrtsverbote einführen und bestehende überwachen, die Parksituation für Anlieger verbessern. "Die ganz großen Probleme können wir im Bezirksausschuss nicht lösen", machte dessen Vorsitzende Sibylle Stöhr den Bürgern klar. "Da bräuchte es eine radikale Verkehrswende: E-Fahrzeuge, Fahrverbote in der Innenstadt, City-Maut – aber darüber wird an anderer Stelle entschieden."
Kleine Verbesserungen
Kleine Verbesserungen könne der Bezirksausschuss allerdings erreichen, etwa den Bau von Zwei-Richtungs-Radwegen, wie er zum Beispiel an der Landsberger Straße entstanden ist und an der Trappentreustraße zwischen Westend- und Tulbeckstraße demnächst gebaut wird. In der Tulbeckstraße, die zu Recht oft als Raserstrecke moniert worden sei, sei nun vor den Grünstreifen das Parken wieder erlaubt, was automatisch entschleunige. Die großen Baustellen im Viertel "werden kritisch von uns begleitet", versprach Stöhr.
Sie ermunterte die Bürger, sich zu engagieren, damit die Schwanthalerhöhe ein liebens- und lebenswertes Viertel bleibe. Bei 34,5 Prozent liegt der Ausländeranteil (stadtweit: 27,2), bei 38,9 Jahren der Altersdurchschnitt (stadtweit: 41,2). Etwa 30.000 Einwohner hat der Stadtbezirk. Rund 250 Leute waren zur Bürgerversammlung gekommen, 14 meldeten sich mit Anfragen oder Anträgen zu Wort.
Fahren und bremsen
Der Antrag auf eine Analyse, wieviel zusätzlicher Verkehr wegen des neuen Einkaufszentrums "Forum Schwanthalerhöhe" ins Viertel kommen wird, wurde mehrheitlich unterstützt. Ebenso eine Mehrheit fand der Wunsch nach häufigeren Kontrollen des Durchfahrtverbots am "Stöpsel" in der Trappentreustraße sowie ein Tempolimit von 10 km/h mit fester Radarfalle. Ganz knapp abgelehnt wurde dagegen der Antrag auf einen "Bremshügel", um die Autos vor dem Zebrastreifen in der Trappentreustraße zu verlangsamen.
Zur Querung der Theresienwiese während des Oktoberfest-Aufbaus hatte sich ein Bürger Gedanken gemacht: Wenn die Stadt die Pacht für die Aufbauzeit erhöhen würde, würde sich die Bauzeit vielleicht verkürzen, regte er an. Der Vertreter des städtischen Referats für Arbeit und Wirtschaft erklärte die Idee jedoch gleich für nichtig: Die Wirte müssen für die Bauzeit ein pauschales Platzgeld bezahlen. Und ein bereits vorliegendes Gutachten habe ergeben, dass die Zeit gerade so ausreiche.
Toiletten und Kultur
Mehrheitliche Zustimmung fand der Wunsch nach einer behindertengerechten und kostenfreien Toilettenanlage am Gollierplatz. Ein Bürger berichtete, er habe am Gollierplatz Heroin-Konsum beobachtet. "Wir sind ein Innenstadtviertel, aber kein ausgesprochenes Drogenviertel", wiegelte Sibylle Stöhr ab, und Peter Rodinger von der Polizeiinspektion 14 bat darum, in einem solchen Fall sofort die 110 anzurufen.
Die einzige Frau, die an diesem Abend ein Bürgeranliegen vortrug, vermisste im Viertel ein großes, offenes, "ideologiefreies" Kulturhaus. "Für ein großes fehlen hier die Flächen, aber wir haben sehr viele kleine Kulturhäuser", antwortete BA-Chefin Stöhr und lud die Bürgerin dazu ein, gleich an diesem Abend mit den Kulturschaffenden ins Gespräch zu kommen.
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