Rossinis "Petite Messe solennelle" in "Doppelformation"
Münchner Motettenchor bei erstem Konzert nach Corona-Pause
Der Münchner Motettenchor (MMC) präsentiert sich zum Ende der Coronapause bei seinem ersten Konzert am Samstag, 3. Oktober, ganz besonders: in doppelter Formation mit zwei verkleinerten Chören, die auch getrennt probten, wird bei den beiden Konzerten um 16 Uhr und um 20 Uhr in der Matthäuskirche Gioachino Rossinis "Petite Messe solennelle" zu hören sein. So können angesichts der coronabedingten Beschränkungen möglichst viele Sängerinnen und Sänger und zweimal maximal 150 Konzertbesucher dabei sein.
Zwei Konzerte an einem Tag
Identisch ist bei den beiden Konzerten unter Leitung von Benedikt Haag das Solistenquartett mit Talia Or (Sopran), Marlene Lichtenberg (Alt), Gyula Rab (Tenor) und Nikolay Borchev (Bass) von der Bayerischen Staatsoper ebenso wie die Begleitung mit zwei Klavieren (Michaela Pühn und Bianca Seufert) und Harmonium (Martin Wiedenhofer). Den coronabedingten hygienischen und räumlichen Einschränkungen kommt dabei entgegen, dass Rossinis Messe nicht von einem Orchester, sondern nur von zwei Klavieren und einem Harmonium begleitet wird.
"Petite" gilt mit einem Augenzwinkern
Den Komponisten hatten dazu die räumlichen Verhältnisse der Urauffühung 1864 im Hause eines Pariser Adligen bewegt, wobei die auf den ersten Blick etwas ungewöhnliche Pianobegleitung in der französischen Messtradition durchaus beliebt war. Auch die Zahl der von Rossini für die Aufführung der Messe benötigten Sängerinnen und Sänger war mit acht für den Chor und vier Solisten recht niedrig angesetzt. Beim MMC werden es rund 30 Sängerinnen und Sänger sein, soviel sind nach dem strengen Raumhygienekonzept in der Matthäuskirche mit entsprechendem Abstand maximal zulässig.
Nur ironisch versah Rossini seine Messe mit dem Attribut 'petite', steht sie in ihren Ausmaßen doch in der Tradition der Missa solemnis. Die ungewöhnliche Besetzung mit zwei Klavieren und Harmonium verleiht dem Ganzen ein besonders Klangbild. Die 34 Jahre nach der letzten Oper des großen Komponisten entstandene Messe beeindruckt mit einer expressiven Kraft und der Intensität des musikalischen Ausdrucks ebenso wie in der oft geradezu fröhlich-federnden Art der Musik.
Hier gibt's Karten
Kartenvorbestellungen (30, 25 oder 20 Euro) sind nur per Mail (tix@muenchner-motettenchor.de) möglich.
Viel Mühe, viel Freude
Das Doppelkonzert ist für den MMC auch das erste in seinem 60. Jubiläumsjahr. Eigentlich sollte das 60-jährige Bestehen am 28. Juni mit einem großen Jubiläumskonzert in der Philharmonie am Gasteig gefeiert werden - gemeinsam mit den Münchner Symphonikern, die ihr 75-jähriges Bestehen feiern, und dem 70. Geburtstag des Filmmusikkomponisten Enjott Schneider, dessen für den MMC komponiertes Werk "Orbe rotundo" zusammen mit Carl Orffs "Carmina burana" erklingen und auf CD festgehalten werden sollte. Das Ganze ist auf 2021 vertagt.
Das für 18. Juli terminierte Sommerkonzert mit Rossinis "Petite Messe solennelle" fiel ebenso Corona zum Opfer. Im Juli konnten aber zumindest die Proben wieder beginnen - mit strengem Hygienekonzept im großen Gemeindesaal des Matthäuskirche, mit fast drei Metern Abstand, der Chor aufgeteilt in vier Gruppen mit jeweils 15 Leuten. Auch in den Sommerferien wurde geprobt. Im September wurden dann zwei größere Gruppen mit jeweils 35 Personen für die beiden Konzerte am 3. Oktober gebildet: eine mühsame, aber musikalisch durchaus lehrreiche Detailarbeit, mit viel Spaß und Leidenschaft.
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