Wird der Hahn abgedreht?
Gemeinde Neuried soll sich um "ortsnahe" Wasserversorgung kümmern
Heißt es für die Gemeinde Neuried in einigen Jahren "Wasser stopp"? Bisher bezieht Neuried sein Trinkwasser aus dem Loisachtal, geliefert wird von den Stadtwerken München (SWM). Doch damit soll ab dem Jahr 2026 Schluss sein. Zumindest wenn es nach dem Landratsamt Garmisch-Partenkirchen gibt. Denn Anfang des Jahres verschickte das Landratsamt einen Bescheid an die Stadtwerke München mit der Anweisung, einige Kommunen nicht mehr mit Wasser aus dem Loisachtal zu beliefern. Betroffen davon sind neben Neuried auch Unterhaching, Hohenbrunn (Versorgungsgebiet Riemerling), Ottobrunn (Versorgungsgebiet Ost) sowie Bergkirchen (Landkreis Dachau) betroffen. Sie sollen sich nun um eine eigene Wasserversorgung kümmern.
Vorkommen vor Ort nutzen
Das Landratsamt beruft sich dabei auf Paragraph 50 des Wasserhaushaltsgesetzes, in dem es heißt: "Der Wasserbedarf der öffentlichen Wasserversorgung ist vorrangig aus ortsnahen Wasservorkommen zu decken, soweit überwiegend Gründe des Wohls der Allgemeinheit dem nicht entgegenstehen." Stephan Scharf, Sprecher des Landratsamtes Garmisch-Partenkirchen, weist zudem darauf hin, dass die Wasserentnahme im Loisachtal in ein streng geschütztes Feuchtgebiet eingreife und schon aus diesem Grund auf ein unbedingt erforderliches Maß beschränkt werden müsse. Die Gemeinden hätten fünf Jahre Zeit, nachzuweisen, dass es für sie nicht möglich sei, eine eigene Wasserversorgung aufzubauen. Im Falle der sechs Gemeinden bestehe die grundsätzliche Möglichkeit einer ortsnahen Selbstversorgung, so Scharf weiter. In Neuried sei die Möglichkeit einer Mitversorgung über den Würmtal-Zweckverband gegeben.
"Lage ist ernst"
"Ich sehe die Lage als ernst an, aber nicht als lebensbedrohlich", so Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel. Die Gemeinde habe eine Abschrift des Bescheids erhalten, den das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen an die SWM geschickt hatte. Eine Klage stehe nicht im Raum, denn: "Ich habe keinen Bescheid in der Hand, gegen den wir klagen können."
Nun gelte es, die Angelegenheit Schritt für Schritt abzuarbeiten. "Es bestehen Kontakte zum Würmtal-Zweckverband", so Zipfel. Dort müsse geprüft werden, wieviel Brunnen zur Verfügung stehen und wieviel Wasser, gemessen an der Bevölkerungsentwicklung, benötigt werde. Darüber hinaus verweist Harald Zipfel auf eine Vereinbarung aus den 1960er Jahren. Die Landeshauptstadt München habe früher Müll auf Neurieder Gemeindegebiet abelagert. Dafür hatte die Stadt zugesichert, die Wasserversorgung für Neuried zu übernehmen. Die Gemeinde benötigt jährlich rund 500.000 Kubikmeter Wasser, das ausgerechnet aus dem Loisachtal kommt.
Alle Möglichkeiten prüfen
Es ist nach dem Mangfalltal das zweitgrößte Entnahmegebiet der SWM, gefolgt von der Schotterebene, die Trinkwasserreserven in Spitzenzeiten liefert. Die Gemeinde Farchant im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hat nun erwirkt, dass künftig nicht mehr so viel Wasser aus ihrem Gebiet im Loisachtal fließen darf wie bisher. Folge wäre nämlich gewesen, dass Farchant sein Wasserschutzgebiet hätte ausbauen und sich in seiner Ortsentwicklung hätte beschränken müssen. Harald Zipfel will nun alle Möglichkeiten prüfen lassen. Dabei müsse auch geklärt werden, ob eventuell Wasser aus dem Forstenrieder Park gefördert werden könnte.
Das weitere Vorgehen wie die Erbringung des Nachweises, aber auch eventuelle rechtliche Schritte seien nun Sache der betroffenen Gemeinden, so die SWM. "Die SWM stehen den Gemeinden allerdings gerne beratend zur Seite", betont Michael Solic von den Stadtwerken.
Unterdessen fordert die Wählergruppe der Bürgerinitiative Neuried, einen Rechtsanwalt mit dem Widerspruch gegen den Bescheid aus Garmisch-Partenkirchen zu beauftragen. "Diesen Antrag müssen wir in der Gemeinderatssitzung diskutieren", so Harald Zipfel.
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