Neues Führungsduo
Karin Wolf zur zweiten Bürgermeisterin Kraillings gewählt
Nach dem plötzlichen Tod des zweiten Kraillinger Bürgermeisters Peter Weigerts musste sich der Gemeinderat nun auf einen neuen Stellvertreter der Bürgermeisterin Christine Borst einigen. Die verhältnismäßig leichte Frage, wer das Amt übernehmen könnte, lösten die Ratsmitglieder allerdings nicht einvernehmlich und schnell. Im Gegenteil, die Wahl geriet zur Kraftprobe zwischen CSU/UKW und SPD/Grüne/FDP. Schon vor der eigentlichen Wahl stellte Stephan Bock (SPD) die Grundsatzfrage in den Raum, welchen Ansprüchen nach Ansicht der CSU der neue Bürgermeisterstellvertreter genügen müsse. Für SPD/Grüne/FDP seien dies zeitliche Verfügbarkeit, Integrationsfähigkeit, Fachkompetenz, Gemeinderatserfahrung und ein Vertrauensverhältnis zur Bürgermeisterin.
„Der Stellvertreter muss die Pluralität in Krailling repräsentieren und auf dem Weg des Dialoges, der in der letzten Zeit so gut begonnen wurde, weitermachen“, ergänzte Bock sich selber. Das werde alles auch von der CSU so gesehen, so Hans Wechner von der CSU. „Er sollte in der Gemeinde verwurzelt sein, das Ohr nah am Bürger haben und wissen, wo der Schuh drückt.“
Kampfabstimmung mit Hindernissen
Soweit zur Theorie, in der Praxis gab es dann wenig Einigkeit zwischen den beiden Gemeinderatslagern. SPD/Grüne/FDP schlug Martin Hoffmann (SPD) als Kandidat für das Stellvertreteramt vor, mit dem die „positive Dynamik der letzten Zeit eine Fortsetzung finden“ könne, wie Adrienne Akontz (Grüne) begründete. Eleonore Zwißler (CSU) stellte für die CSU/UKW Karin Wolf als Kandidatin auf. „Sie hat als bisherige dritte Bürgermeisterin ihre Arbeit sehr, sehr gut gemacht, hat die Gemeinde mit Bravour vertreten und ist unserer Bürgermeisterin eine echte Stütze. Wir denken, der Rückhalt könnte für Karin Wolf nicht größer sein.“
Die Gegenseite sah dies ganz anders. Dietlind Freyer-Zacher griff Wolf direkt an: „Wir können uns alle gut beurteilen. Und ich weiß, dass Frau Wolf völlig überfordert ist. Ich sage nur: Schuster bleib bei deinem Leisten.“ Im Fortgang des Abends ließ Werner Engl (Grüne) die geheime Wahl wiederholen, weil er im laufenden Wahlprozess Verfahrensfehler sah. Am Ende setzte sich Wolf mit 11:10 Stimmen gegen Hofmann durch. Sie dankte für das Vertrauen und betonte, dass ihr „eine harmonische Zusammenarbeit mit allen Parteien und Gruppierungen des Gemeinderates ganz, ganz wichtig“ sei.
CSU-Nachrücker: Christoph Richter
Die Gegenseite quittierte das Ergebnis mit Augenrollen und Hände-vors-Gesicht-Schlagen. Erika Harder (SPD) fasste zusammen: „Glückwunsch, aber wir sind alle sehr enttäuscht über das Vorgehen. Die Wahl hätte richtungsweisend sein können, wenn die CSU einen Kandidaten aus der Opposition in einer Führungsposition akzeptiert hätte.“ Am gleichen Abend einen wie in der Satzung vorgeschriebenen dritten Bürgermeister zu wählen, lehnte SPD/Grüne/FDP ab. Engl begründete dies: „Wir sind vom Wahlausgang völlig überrascht und plädieren auf Vertagung. Unsere positive Stimmung ist im Eimer. Wir haben jetzt Beratungsbedarf.“
Für Peter Weigert rückte übrigens Christoph Richter auf die CSU-Bank im Gemeinderat nach. Der 32-jährige Kaufmann hat sich bereits als Vorsitzender der Jungen Union Kraillings lokalpolitisches Knowhow erworben. „Außerdem bin ich Schatzmeister der CSU. Ich kenne die Gepflogenheiten hier am Ort, bin hier geboren und zur Schule gegangen. Jetzt freue ich mich einfach auf meine neue Tätigkeit“, sagte er nach der Vereidigung.
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