Gegenwind fürs Vorzeigeprojekt
Gemeinde Gauting mit Planung für grünes Gewerbegebiet
Gauting plant ein grünes und innovatives Gewerbegebiet am Rande zu Oberpfaffenhofen. Mit eingebunden in die Planung sind die Gewerbenachbarn ASTO-Park und das Gewerbegebiet Gilching-Süd. Die Gilchinger "Initiative Pro Bannwald" geht das Projekt allerdings scharf an. (Foto: Graphik: Gemeinde Gauting)
Im Sommer 2016 stellte die Gemeinde Gauting ihr geplantes Gewerbegebiet vor. Dies soll direkt neben dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen, dem ASTO-Park und dem Gewerbegebiet Gilching-Süd auf 20 Hektar Nettobaufläche entstehen. Die Vorzüge liegen auf der Hand: Der Anschluss zur A96 ist ohne Ortsdurchfahrten gegeben, die Umgehungsstraße ist gleich um die Ecke und nachbarschaftliche Besiedlung existieren nicht – nur Bannwald.
Auch in der Planung hatten die Gautinger an alles gedacht. Gemeinsam mit dem Architekten- und Stadtplanungsbüro bgsm und die Dr. H. M. Schober Gesellschaft für Landschaftsarchitektur sind drei „Gewerbeinseln“ entwickelt worden, zwischendrin Grün, Einkaufsmöglichkeiten und soziale Einrichtungen, wie zum Beispiel ein Kindergarten. Die Nähe zu den anderen Gewerbegebieten wurde als Ergänzung bezeichnet. „Für Gauting ist das nicht nur ein Wettbewerbsvorteil, sondern erweitert auch die Auswahlmöglichkeiten der Gemeinde, welche Unternehmen man zukünftig ansiedeln möchte“, betonte damals ASTO-Geschäftspartner Bernd Schulte-Middelich. Auch im Landkreis traf das Projekt auf viel Zustimmung. Der Landkreis-Wirtschaftsförderer Christoph Winkelkötter lobte den Gautinger Plan als „Vorzeigeobjekt“.
Fertig in 2020?
Inzwischen sind die drei Gewerbeinseln zu zweieinhalb zusammengeschrumpft. „Wir haben die Fläche wegen des Wasserschutzgebietes gekappt“, erklärte Bürgermeisterin Brigitte Kössinger beim Vorstellen der aktuellen Zahlen. „Das gesamte Planungsgebiet umfasst 60 Hektar mit 20 Hektar Nettobauland, sechs Hektar davon werden für Geothermieförderung und Infrastruktur genutzt. Außerdem wird auf zirka 34 Hektar Bannwaldaufforstung betrieben.“ Am liebsten würde sie die Gewerbeflächen schon in 2020 fertig sehen und vermieten.
Bisher habe sie nur positive Rückmeldungen seitens der Unternehmen bekommen. „Wir könnten das Gebiet jetzt schon füllen. Unter den Bewerbern sind vor allem Unternehmen aus dem Umfeld von maximal 50 Kilometern. Auch die Kindertagesstätte ist mit 48 Plätzen schon voll.“ Das sei sehr positiv, weil damit kein nennenswerter Zuzug nach Gauting zu erwarten sei, betonte sie weiter. „Die Leute pendeln eher für 50 Kilometer, als sich den Stress eines Umzugs anzutun.“ Die weggefallenen Flächen seien übrigens bestens genutzt. Der Geothermie-Claim sei außerordentlich vielversprechend, meinte Schulte-Middelich dazu. Auch die Nachbarn in Gilching könnten davon profitieren. „Das wäre auch eine Chance für Gilching!“
Protest aus Gilching
Doch genau diese Nachbarn protestieren lautstark gegen das Gautinger Vorzeigeprojekt. Die „Initiative Pro Bannwald“ kritisierte die Gautinger Pläne scharf. Deren Argumente: Gauting schmälert das Gilchinger Erholungsgebiet und die Zahlen stimmen nicht. Laut Initiative würden insgesamt 65 Hektar bebaut und über 12.000 Arbeitnehmer nach Gauting gelockt. Wohnungsnot, einen Anstieg der Grundstückspreise, überfüllte Kindergärten und Schulen seien die Folge.
„Wir weisen die Kritik zurück“, so Kössinger. „Geplant sind 20 Hektar Nettobaufläche – mehr nicht!“ Der Landschafts-, Wasser- und Naturschutz würde voll beachtet. Der bisherige tröge Bannwald mit vertrockneten Wiesen würde vorbildlich aufgeforstet. „Wir betreiben eine ökologisch wertvolle Aufforstung mit Laubbäumen und vernichten keinen Wald, wie es die Kritiker behaupten“, so auch der Gautinger Wirtschaftsförderer Fabian Kühnel-Widmann.
Neuer Campus: hochwertig und ökologisch
Überhaupt seien die Gewerbeinseln als hochwertige Campusteile angelegt. „Wir haben besonders viel Zuspruch aus der IT-Branche und erfolgreiche Start-Ups, aber auch von Handwerkern um die Ecke, die sich erweitern wollen.“ Eine drohende Wohnungsnot wies er zurück, „die sind alle schon im Umfeld verwurzelt.“ Er betonte die gleichzeitige Entwicklung von Nahverkehr und E-Mobilität für eine Entlastung der Straßen.
Alles in allem sei das Gewerbegebiet ein Gewinn für die Region, so Kössinger. Sie wolle zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen. „Wir Gautinger brauchen die Steuermehreinnahmen dringend. Die derzeitigen 5,9 Millionen Euro Einnahmen reichen uns bei 21.000 Einwohnern nicht aus.“ Das Gewerbegebiet sei gut durchdacht. Im Januar würde man die Zahlen zur Geothermie präsentieren können und dann noch einmal auf die Gilchinger zwecks Beteiligung zugehen, so Kössinger. „Denn die Geothermie-Ausbeute würde für alle reichen, die Gilchinger sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen." Die Initiative könne natürlich ihre Einwände vorbringen oder notfalls klagen und damit die Baumaßnahmen verzögern. "Aber zu Fall bringen kann sie das Projekt nicht!“
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