Der Hallenwahnsinn
In Neuried geht es in die nächste Warterunde
Das Warten in Neuried geht wohl weiter. Stichwort: "Mehrzweckhalle". Vor ziemlich genau einem Jahr, in den Faschingsferien 2017, hatte ein unabhängiger Gutachter die Halle geschlossen. Grund waren erhebliche Mängel an dem im Juli 2016 eröffnetem Gebäude. Die Revisionsklappen in der Hallendecke hatten sich selbständig geöffnet. Nach gemeinsamen Besichtigungsterminen mit dem ausführenden Gewerbe, dem Architekten und Anwälten reichte die Gemeinde Neuried im vergangenen Mai Klage beim Landgericht München ein. "Dieses bestellte einen Gutachter, der erstmals im August zur Feststellung der Schäden kam", verlautet aus der Gemeindeverwaltung. Von einem vorzeitigen Abbau der absturzgefährdeten Deckenverkleidung habe der Rechtsanwalt immer abgeraten, da die Gemeinde einen finanziellen Schaden hätte hinnehmen müssen und die Beweislage nicht gesichert gewesen wäre.
Mängel bestätigt
Nun liegt der Gemeinde das Gutachten vor, in dem es heißt, dass die Mängel tatsächlich vorliegen und die Hallendecke nicht standsicher sei, jedoch nachgebessert werden könnten. "Wie das gehen soll, es ist mir ein Rätsel", wundert sich 1. Bürgermeister Harald Zipfel. Denn über die Revisionsklappen seien nicht alle fehlerhaft befestigten Deckenabhänger zu erreichen. Dafür müsse dann doch die Decke abgenommen werden. Trotz der fünfmonatigen Wartezeit auf das Gutachten habe der Sachverständige nur wenige Teile begutachtet und habe keine Aussage zur gesamten Deckenabhängung machen wollen. "Er hätte jederzeit in diesen fünf Monaten die Mehrzweckhalle betreten dürfen, ein fahrbares Gerüst steht dort noch", kritisiert der Rathauschef. Auch sei das Gewicht der Decke vom Gutachter nur geschätzt und nicht gewogen oder berechnet worden. Zulässig seien 20 Kilogramm pro Quadratmeter, der Gutachter gehe lediglich von weniger aus.
Sechs Wochen Frist
Die Gemeinde Neuried hat sechs Wochen Zeit, um zu dem Gutachten Stellung zu nehmen. Das vorliegende Gutachten werde nun vom Sachverständigen der Gemeinde und dem Rechtsanwalt geprüft. Auch der Bau- und Umweltausschuss sowie der Gemeinderat würden sich noch im Februar damit beschäftigen. "Natürlich wäre mir das liebste, wir würden uns über das Gutachten hinwegsetzen und die Decke herunternehmen, damit wenigstens der Schulsport stattfinden kann", sagt Harald Zipfel. Er gehe auch davon aus, dass die noch einbehaltene Restzahlung für die Deckenkonstruktion über 130.000 Euro für den Abriss der Decke und den temporären Betrieb ausreichen würden. Eine einfachere und leichtere neue Deckenkonstruktion würde dann aber zusätzlich 30.000 bis 40.000 Euro kosten.
Aber auch die Gegenseite hat diese Frist. Mit weiteren Einwendungen würde sich alles noch mehr verzögern. Denn bereits in der Vergangenheit hatte der Hersteller der Deckenkonstruktion eine Fehlkonstruktion von sich gewiesen und war zu einer Nachbesserung nicht bereit.
"Wieder kein Schulsport"
"Es ist fatal, noch so lange zu warten. Dann wird es noch bis nach den Sommerferien dauern und es kann wieder kein Schulsport stattfinden", so der 1. Bürgermeister weiter. Die Bilanz bisher ist bitter: 2010 musste die alte Mehrzweckhalle in Neuried wegen Einsturzgefahr geschlossen und zwei Jahre später abgerissen werden. Umso größer war die Freude, als die neue Halle im Juli 2016 eingeweiht wurde. Die Freude währte nicht lange.
Erste Veranstalter hätten nach Bekanntwerden des Gutachtens bereits für den Sommer geplante Veranstaltungen umdisponiert. "Das ist neben anfallenden Kosten ein gewaltiger Imageschaden für die Gemeinde, den weder das Gericht noch der Gutachter berücksichtigen", resümiert Harald Zipfel.
Copyright: Wochenanzeiger Medien GmbH