"Bürger wollen etwas Neues"
Uta Wüst (IGG) wird mit 51,3 Prozent Gräfelfinger Bürgermeisterin
Am Sonntagabend gegen sieben Uhr war die Überraschung perfekt: mit 51,2 Prozent der Stimmen aus der Stichwahl wählten die Gräfelfinger die Neueinsteigerin in die Kommunalpolitik Uta Wüst (IGG) als ihre neue Bürgermeisterin. Gegenkandidat, langjähriger Gemeinderat sowie amtierender zweiter Bürgermeister Peter Köstler (CSU) unterlag mit 48,8 Prozent.
Mit jedem Ergebnis aus den ausgezählten Stimmbezirken wurde das Prozenteverhältnis knapper. Am Ende lag Wüst mit 133 Stimmen vor Köstler. „Ist das krass!“, entfuhr es Wüst nach der endgültigen Auszählung. Noch im Rathaus gab es Beifall und Blumen für die nun allererste Frau im Bürgermeisteramt der Würmtal-Gemeinde. „Ich bin total überwältigt“, kommentierte Wüst ihr Ergebnis. Zwar habe sie sich schon gedacht, dass es knapp werde. Allerdings nicht unbedingt knapp zu ihren Gunsten. „Das ist ein toller Beweis dafür, dass die Bürger etwas Neues in der Gemeindepolitik wollen.“
"Offenes Miteinander in der Gemeindepolitik"
Die Freude in der IGG war ebenso groß. Nach elf Jahren Amtspause kann Wüst nun an die über 30 Jahre währende „Reichert-Ära“ anknüpfen. IGG-Vorsitzender Nikolaus von Welck meinte dazu: „Unsere Position zu Anfang des Wahlkampfes war mit einem so unbeschriebenen Blatt wie Uta Wüst schwierig. Nun sind wir überglücklich, dass sie ihr ganzes Potenzial in den Wahlkampf einbringen konnte und der Bürger dies auch honoriert hat.“ Die IGG spreche nun mit allen und stehe für ein offenes Miteinander, „so wie es auch unter Eberhard Reichert war“.
Sie verfüge nicht über Erfahrungen im Gemeinderat, wolle dies aber mit einer engen Zusammenarbeit über die Fraktionsgrenzen hinaus kompensieren und setze auf die gute Verwaltung im Rathaus, meinte Wüst selbst. Ihr mit Rat und Tat zur Seite stehen werde Altbürgermeister Eberhard Reichert. Auch ihren Wunschkandidat als zweiten Bürgermeister äußerte sie bereits am Wahlabend. „Laut Wählerwille ist Peter Köstler dafür der Richtige.“
"Was man geleistet hat, zählt nicht"
Köstler indes reagierte bestürzt. „Ich bin schon etwas verbittert“, bekannte er. Sechs Jahre lang habe er sich mit Herzblut als zweiter Bürgermeister eingebracht. „Offenbar zählt nicht, was man alles in der Gemeinde geleistet hat. Heute habe ich dafür die Quittung bekommen. Frischer Wind und Unbedarftheit haben heute mehr gezählt.“ Natürlich nehme er sein Gemeinderatsmandat wahr, „aber darüber hinaus kann ich es mir nicht mehr erlauben, sechs Stunden am Tag im Rathaus zu verbringen.“ Er werde sich nun verstärkt auf seine Familie und Beruf konzentrieren.
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